TMNT: The Last Ronin – Lost Years (Splitter)

März 22, 2024
Teenage Mutant Ninja Turtles: The Last Ronin – Lost Years (Splitter Verlag)

Verlorene Jahre, die hat er in der Tat zu beklagen, der gute Michelangelo, letzter Überlebender der einstig so mächtigen Teenage Mutant Ninja Turtles, die im Kampf der Clans Oroku gegen Hamato untergingen, worauf Michelangelo neun Jahre umherirrte, dann als Last Ronin nach New York zurückkehrte und dort mit der Gefährtin April, ihres Zeichens Tochter von Casey Jones, Rache zu nehmen, wobei er selbst sein Leben ließ. Aber auch ohne den Foot Clan ist New York zerrüttet von Unruhen, weshalb Oma April zusammen mit ihrer eigenen Tochter Casey Marie Jones anhand des Tagebuchs des alten Meisters Splinter eine ganz neue Generation von Turtles trainiert, die in die Fußstapfen ihrer legendären Vorgänger treten sollen. In Flashbacks erleben wir dabei die Ereignisse, die Michelangelo nach der verheerenden Schlacht, die seine Familie nicht überlebte, letztendlich zurück nach New York zum finalen Konflikt führte.

In Japan wollte Michelangelo eigentlich sterben, fand in der Einsamkeit allerdings zunächst den Lebenswillen zurück und wurde dann auch eher ruppig wieder ins Leben zurückgeholt: die Schurkenbande rund um einen gewissen Death Worm terrorisiert mehr oder weniger ganz Asien und fällt auch über Michelangelo her, der den Stützpunkt der Bande ordentlich plattmacht. Auf einer Fähre nach Russland wird Michelangelo von zwei Death Worm-Soldaten überfallen, die er ebenfalls beseitigt, über Bord springt und auf die Insel Chiburijima schwimmt, wo er auf den chinesischen Elite-Sensei Yip trifft, bei dem auch schon sein alter Meister Splinter in die Schule ging. Über drei Jahre bildet Yip den sinnsuchenden Turtle aus und entlässt ihn am Ende mit einer Aufgabe – bevor der in New York Rache für seine Familie nehmen kann, muss er Death Worm erledigen, damit dieses Ende nicht lose bleibt.

Die Spur führt nach Südkorea, wo Michelangelo erfährt, dass während seines Trainingslagers ganz Asien von einem massiven Erdbeben verwüstet wurde, die chinesische Regierung zusammenbrach und in Folge die Vereinigte Koreanische Republik entstehen konnte, wo allerdings immer noch das Recht des Stärkeren herrscht. Weiter führt die Spur in die Innere Mongolei, wobei Michelangelo durch die radioaktive Strahlung der zerstörten Atomkraftwerke sein Augenlicht verliert und von einem flüchtigen Stamm aufgegriffen wird. Deren Anführer Noyan erklärt dem Gast, man habe den gleichen Feind: Death Worm habe auch Noyans Stamm auf dem Gewissen. Aber es gibt noch andere Lumpensöhne: kaum kann Michelangelo durch ruppige Taser-Behandlung wieder sehen, fällt er der fiesen Abigail Fink in die Hände, die in Kasachstan ein Lager mit ungewöhnlichen Kreaturen betreibt, die in Käfigkämpfen auf Leben und Tod gegeneinander antreten müssen…

Turtles-Schöpfer Kevin Eastman gelingt mit diesem Prequel des gleiche Kunststück, das er schon im Überraschungshit „The Last Ronin“ aus dem Hut zauberte: seine einstmals kleine, satirische Reflektion auf das Superhelden-Ninja-Genre, die spätestens in den 90ern zum überpräsenten Kinderspaß mutierte (Wortspiel beabsichtigt), holte er da in einer düsteren, realistischen Vision zurück, in der der letzte Turtle ganz im Geiste eines Frank MillerRonin und Dark Knight durch die Welt zog. Hier wirft Eastman nun einen Blick auf die Wanderjahre von Michael, in denen der letzte Überlebende der TMNTs Ausbildung, Reife, jede Menge Prügel und vor allem Entschlossenheit sammelte, die dann zum endgültigen Kampf führte.

Die Wanderschaft geht dabei durch ein apokalyptisch verwüstetes Asien, in einer dystopischen Vision umfassender Zerstörung und Herrschaft von Verbrecherbanden. Dabei wechseln ganz im Stile der seligen Kung Fu-TV-Serie der 70er introspektive Passagen (in denen der Sensei seinem „Grünschnabel“ philosophische Vorträge hielt) mit heftigen Action-Sequenzen, die krachig inszeniert sind. Dabei wird Michael in Gestalt seiner toten Brüder und des Mentors Splinter von den Geistern der Vergangenheit geplagt, was ebenfalls eine direkte Referenz auf den dunklen Ritter abliefert.

Diese Kapitel, unter dem Motto „Damals“ von SL Gallant gezeichnet, werden immer wieder unterbrochen von Episoden „Heute“ aus der Feder von Ben Bishop, in denen die neue Casey eine neue Generation Turtles ausbildet und den Schülern Lektionen vermittelt, die sich im Hauptgeschehen spiegeln: niemals alleine handeln, niemals die Gruppe vergessen. Eastman selbst steuert indessen leitmotivisch Seiten aus Splinters Tagebuch bei, in denen fernöstliche (oder gerne auch Bruce Lee geprägte) Weisheiten den Weg zeigen – wie etwa die Erkenntnis, dass eine Niederlage erst dann eintritt, wenn man sie als solche akzeptiert. So entsteht eine wunderbare Ergänzung zum Vorgängerwerk „The Last Ronin“, die mehr stockfinstere Turtles-Action mit jeder Menge Reflektion und Tiefgang bietet. Wer hätte das gedacht. Bei Splitter erscheint die Reihe als fettes Hardcover mit einer schmucken Cover-Galerie. (hb)

Teenage Mutant Ninja Turtles: The Last Ronin – Lost Years
Text: Kevin Eastman, Tom Waltz
Bilder: Ben Bishop, SL Gallant, Kevin Eastman
208 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
35 Euro

ISBN: 978-3-98721-064-8

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