Doppelte Jagd für Batman: Zum einen ist da ein Serienkiller, der seine Opfer mit einer unbekannten Waffe und in einem bestimmten, gleichen Muster niedersticht. Zum anderen jener seltsame, neue Bösewicht, der sein eigenes Sprengstofflabor in die Luft fliegen ließ, der gerne in Rätseln spricht und der offenbar von einer inzwischen vergessenen wie obskuren Cartoon-Figur namens Crytoon regelrecht besessen ist. Stehen beide Fälle miteinander in Verbindung? Der Crytoon-Schurke ist zwar inzwischen gefasst, gibt aber nichts Brauchbares preis. Und im Fall des Serienkillers findet Detective Gordon, der zum Ärger seines Chefs mit Batman zusammenarbeitet, heraus, dass alle Opfer als Kinder zumindest kurzzeitig im Arkham Asylum vom gleichen Arzt behandelt wurden. Wie auch ein gewisser Bruce Wayne…
Nach seiner Zusammenarbeit mit Frank Miller bei „Batman: Das goldene Kind“ hat der Brasilianer Rafael Grampá offenbar Blut geleckt und veröffentlicht nun seine eigene Batman-Story als Zeichner und Autor, die in vier Teilen unter dem DC Black Label bei Panini erscheint. Black Label, das bedeutet außerhalb jeglicher DC-/Batman-Kontinuität, was den erzählerischen Freiheiten natürlich massiv zugute kommt. So steht Batman hier noch ziemlich am Anfang seiner Karriere als Beschützer Gothams, die Handlung spielt jedoch in der Gegenwart. Das Kostüm-Design orientiert sich an den frühen Varianten, steckt aber voller Tech-Gadgets. Wie auch das Batmobil, das hier Blind Machine heißt. Das düstere Design Gothams orientiert sich an den Burton-Filmen und an Frank Millers „The Dark Knight Returns“ (überall Graffitis). Und tatsächlich schafft es Grampá auch, dem Batman Urknall, dem Mord an seinen Eltern, neue, bzw. alternative Facetten hinzuzufügen.
Die Story ist dicht erzählt, fügt sich erst nach und nach zusammen, wobei auch im zweiten Band die Bedeutung einzelner Nebenschauplätze und Personen für die Handlung noch nicht klar ist, wie beispielweise die Reporterin Nia Grace, die sich in einer immer mehr Zuspruch erhaltenden Bewegung für die Armen einsetzt. Andere dagegen lassen überraschend ihre Masken fallen, wie ein Priester, der kurz zuvor in Erscheinung trat (und für den offenbar Großmoff Tarkin bzw. Peter Cushing Pate stand). Und Batman? Der zweifelt noch an sich – er plant sogar, Bruce Wayne sterben zu lassen, um sich noch intensiver dem Kampf gegen das Verbrechen widmen zu können. Auch sein Verhältnis zu Gordon ist noch nicht gefestigt. Und auch die Rolle Alfreds wird hier in Band 2 wichtiger, kennt er doch Wahrheiten, die seinem Master unbekannt sind.
Rafael Grampás Zeichnungen stecken voller außergewöhnlicher Perspektiven und „Kamera-Einstellungen“. Wobei er nicht vergisst, seinen Batman immer wieder in ikonischen Posen zu inszenieren. Mitunter erinnern seine kraftvollen Bilder an den Stil von Frank Quitely, ohne eine Kopie davon zu sein. Nicht zu unterschätzen ist auch die überaus stimmige Kolorierung von Matheus Lopes, die gerne farbliche Akzente setzt, die dabei aber zu Bunt vermeidet. Bei dem herausragenden visuellen Stil werden aber auch die Dialoge nicht vernachlässigt, die gerne bedeutungsschwer oder fast poetisch vom Ich-Erzähler dargebracht werden. Auch die neuen Schurken, die Grampá aufbietet, versprechen einiges an Originalität. Wir sind gespannt, wie er die Story weiterspinnt. Neben der regulären Ausgabe ist auch eine auf 333 Stück limitierte Variant-Edition (s. rechts oben) erhältlich. (bw)
Batman: Der Gargoyle von Gotham, Band 2
Text & Story: Rafael Grampá
Bilder: Rafael Grampá, Matheus Lopes (Farben)
60 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
16 Euro
ISBN: 978-3-7416-3534-2
