Buckaroo, Oregon. Ein beschauliches Städtchen in der Provinz. Wären da nicht die Serienkiller, von der Regenbogenpresse und im Volksmund inzwischen Buckaroo-Bestien genannt. Ganze 16 Stück stammen aus diesem Ort. Warum weiß niemand. Bis auf FBI-Agent Eliot Carroll, der das Geheimnis gelüftet haben will und im ersten Band seinen Kumpel und Verhörspezialisten Nicholas Finch einweihen wollte. Doch Carroll war verschwunden, als Finch ankam, weshalb der nun gemeinsam mit Sheriff Shannon Crane selbst Ermittlungen aufnahm und dabei mehr Geheimnisse und Rätsel fand – immer wieder garniert mit Leichen – als Lösungen und Erklärungen.
Im Zentrum der Ermittlungen und des Geschehens steht dabei immer wieder Edward Charles Warren, der „Nailbiter“. Der „aktuelle“ Serienkiller der Stadt, der wundersamer weise freigesprochen wurde und der zum Entsetzen der Bürger wieder nach Buckaroo zurückkehrte. Warren, der einst mit Shannon Crane liiert war, spielt gerne Katz und Maus mit der Polizei, taucht an Tatorten auf, verschwindet unvermittelt wieder und scheint mehr zu wissen, als er vorgibt. Weshalb Finch nun die Faxen dick hat und ihn auf seine spezielle Art „verhört“. Warren will schließlich auspacken, die „Wahrheit“ berichten. Doch dazu muss er in das riesige, verzweigte Höhlensystem unter dem Serienkiller-Friedhof, das in den falschen Azteken-Tempel führt. Doch dort lauert etwas…
Weiter geht es mit dem Serienkiller-Twin-Peaks. Ganz zu Beginn des zweiten von drei Bänden scheint es, als sei man der Auflösung des Mysteriums ganz nahe. Nur um dann kurz vorher wieder in unbekanntes Terrain abzubiegen. Nach wie vor spielt Autor Joshua Williamson geschickt mit den Erwartungen seiner Leserinnen und Leser. Und hat immer etwas Neues in petto, ehe in der Story Wiederholungen drohen. Waren das im ersten Band originelle Intermezzi wie die Episode mit Brian Michael Bendis, sehen wir hier nun immer wieder Rückblenden, die die gemeinsame Vergangenheit von Warren und Crane beleuchten. Außerdem verlagert sich die Story erstmals nach Außerhalb, denn auch in Atlanta scheint ein Serienkiller zu wüten.
Hauptfigur ist der „Nailbiter“ Warren, der sich nicht nur wie ein Aal aus heiklen Situationen zu winden weiß, der auch ständig überrascht und der ähnlich wie Hannibal Lecter immer wieder zur Aufklärung des Mysteriums herangezogen werden muss (entsprechende direkte Verweise zu „Das Schweigen der Lämmer“ gab es ja in Band 1), der jedoch stets nur häppchenweise sein Wissen preisgibt. Auch andere Figuren bleiben im Fokus von Joshua Williamson: die junge Alice sorgt für ein Aha-Erlebnis, Agent Carroll wacht wieder auf und FBI-Agentin Barker sorgt, bedingt durch das Geschehen zu Beginn des Bandes und durch ein daraus resultierendes, immer wieder auftretendes, visuelles Stilmittel, das sich mehr und mehr entlädt, dauerhaft für Spannung und Verwirrung.
Neue Spuren und neue Geheimnisse, die neue Fragen aufwerfen. Damit bleibt es spannend. Andeutungen, dass etwas Großes hinter der Serienkiller-Sache stecken könnte, befeuern zusätzlich die Neugierde beim Lesen. Die Frage, wie Joshua Williamson und sein Zeichner Mike Henderson nach all den Fährten und Hinweisen die Story weiter spinnen, und wie sie es schaffen oder schaffen werden, das Mysterium um die Buckaroo-Bestien (die am Ende in einer Galerie sauber aufgelistet werden) schlüssig aufzulösen, muss dann endgültig im abschließenden dritten Sammelband beantwortet werden. Freuen wir uns drauf. Der Band ist wieder auf 444 Exemplare limitiert. (bw)
Nailbiter, The Murder Edition, Band 2
Text & Story: Joshua Williamson
Bilder: Mike Henderson, Adam Markiewicz,
Adam Guzowski (Farben)
232 Seiten in Farbe, Hardcover
Skinless Crow
39,50 Euro
ISBN: 978-3-03963-014-1
