Second Coming, Band 1 (Dantes Verlag)

Januar 29, 2024
Second Coming - Die Wiederkunft, Band 1 (Dantes Verlag)

Judäa vor etwa 2000 Jahren. Der Sohn Gottes steigt zur Freude seines Vaters in den Familienbetrieb ein und versucht auf der Erde den Menschen zu helfen, wieder für das Gute einzustehen und Mord und Totschlag – darauf ist die Menschheit ja offenbar zum Leidwesen Gottes spezialisiert – zu beenden. Was bekanntlich 33 Jahre später gehörig schief läuft. Seitdem hat Gott keinen Bock mehr auf die Menschen. Bis er jetzt, in unserer Gegenwart, auf Sunstar aufmerksam wird, einen, wenn nicht den mächtigsten Superhelden, der in Urban City und in der restlichen Welt für Ordnung sorgt. Gott zeigt sich von dem Helden beeindruckt und beschließt, dass Sunstar seinen Filius Jesus unter seine Fittiche nehmen soll, um ihm endlich zu zeigen, was ein echter Mann ist.

So starten Gott und Jesus einen zweiten irdischen Anlauf. Letzterer zieht bei Sunstar ein und begleitet ihn bei seinen vermeintlichen Heldentaten. Sunstar, unser Superheld, ist eine kaum kaschierte Superman-Figur (ursprünglich war die Reihe tatsächlich bei DC geplant, doch dort erschien der Inhalt wohl zu heikel) mit Problemen und Schwächen. Außerdem scheint er trotz seines Namens nicht unbedingt der Hellste Stern am Himmel zu sein. Seine Heldentaten gehen gerne auch mal schief, wenngleich sein Wesen nicht vergleichbar ist mit Homelander, der als Superman-Pendant in „The Boys“ wütet. Zudem ist er in Therapie (gemeinsam mit seinen Superhelden-Kollegen Night Justice und Lady Razor – Varianten von Batman und Catwoman) und ein Kinderwunsch bleibt ihm und seiner Freundin Sheila Sharp (die natürlich Reporterin ist) bisher verwehrt. Mit seinem neuen Begleiter fremdelt er, wie auch mit dessen Ansichten und Methoden, die aus der Welt gefallen zu sein scheinen. Jesus ist naiv, sein Wissen um die Menschen und die Welt ist ja immerhin gut 2000 Jahre alt.

Trotz dieser vermeintlich brisanten religiösen Thematik kommen der Band und seine Story nicht beleidigend oder blasphemisch daher, zumindest für tolerante und besonnene Gemüter. Auch wird das Motiv der Wiederkunft wird nicht zu Tode geritten. Dennoch bietet der Band reichlich Humor und Ironie, bedingt durch den Culture- und Zeiten-Clash. Schon die launische Präsentation des Alten Testaments zu Beginn ist wunderbar gelungen. Und für zahlreiche Gags ist Gott selbst verantwortlich, der mit seinen saloppen Sprüchen gerne geradeheraus wirkt und sagt was er denkt, in frischen und respektlosen Dialogen, die an Monty Python erinnern. Dem gegenüber stehen intelligente Dialoge und Diskurse, für die Jesus sorgt. So erfahren wir beispielsweise, warum er diesmal keine Wunder wirken will.

Optisch bietet der Band zwei Zeichenstile. Einmal ein eher skizzenhafter Stil, in dem die Szenen mit Gott und Jesus gestaltet sind, wie auch die diversen Rückblenden. Zum anderen ein typischer, klarer Superhelden Stil, der wohlig an den von Mark Buckingham erinnert. Am Ende gibt es noch als Dreingabe diverse kommentierte Figuren-Skizzen von Richard Pace und auf neun (!) Seiten die schon fast obligatorischen, fundierten Anmerkungen von Übersetzer Jens R. Nielsen. Die Reihe wird drei Bände umfassen, der zweite ist bereits für den März geplant. Eine auf 111 Exemplare limitierte Hardcover-Variante (siehe Bild rechts) ist ebenfalls noch erhältlich. (bw)

Second Coming, Band 1
Text & Story: Mark Russell
Bilder: Richard Pace, Leonard Kirk,
Amanda Conner (Cover), Andy Troy (Farben)
180 Seiten in Farbe, Softcover
Dantes Verlag
22 Euro

ISBN: 978-3-946952-90-9

Tags: , , , , , , , , , ,

Comments are closed.