Endzeit-Time – wieder einmal und immer gerne genommen: Irgendwann in der Zukunft steht die Erde unter Wasser. Festland ist rar. Nur noch einige Reste, auf denen die wenigen überlebenden Menschen hausen, ragen aus den Fluten empor. Und das Wasser steigt Jahr für Jahr immer weiter. Auf einer dieser Inseln leben auch Donald und seine Tochter Veronica in einer kleinen Gemeinschaft, die sich wortwörtlich gerade noch so über Wasser hält. Denn: Regelmäßig muss man einen empfindlichen Tribut an eine konkurrierende Truppe entrichten, die auf einer ehemaligen Bohrinsel beheimatet ist. Während eines blutigen Konflikts zwischen den beiden Gruppen – die Insulaner wollen sich die Unterdrückung nicht mehr länger bieten lassen – steigt plötzlich ein monströses grünes Geschöpf aus den Fluten, das einer uns bekannten Figur ähnelt, jedoch in einer pervertierten und gnadenlos brutalen Form…
So beginnt der Swamp Thing Dreiteiler, der hier in einem Band im Rahmen des DC Black Labels zusammengefasst ist. Zwar in der Zukunft spielend aber auch als eine Art Elseworld-Story mit bekannten DC Figuren. Dabei hat sich Autor Jeff Lemire (u.a. „Black Hammer“, „Ascender“) das Setting ganz offenbar bei dem damaligen Kino-Flop „Waterworld“, der besser ist als sein Ruf, ausgeborgt (so fischen Donald und seine Tochter nach Artefakten aus alten Zeiten). Und die namenlose, monströse Ausgeburt als grausam brutale Swamp Thing Variante nimmt sich aus wie Carnage bei Spider-Man. Die Parlamente der Natur haben (warum erst jetzt?) die Schnauze von den Menschen endgültig voll und beschließen den „Restbestand“ der vermeintlichen Natur-Zerstörer nun selbst zu vernichten, um zu bewahren, was noch ist. Später spielt das Setting kaum noch eine Rolle, dann ist Action Trumpf.
Die schönste Überraschung des Bandes ist zweifellos die Identität des mysteriösen, von allen gemiedenen Leuchtturm-Bewohners, der sich als Altbekannter entpuppt – zwar sichtlich gealtert, jedoch mit gleichem Charakter – und der in der Folge nicht die einzige DC-Figur sein wird, die hier von Jeff Lemire einen Auftritt spendiert bekommt. Jener ungewöhnliche Anti-Held ist dann auch der, der im Hintergrund versucht, die rettenden Fäden zu ziehen, während Swamp Thing für das Grobe zuständig ist. Es fällt auf, dass DC-Urgestein und Zeichner Doug Mahnke sehr detailliert loslegt, mit einem feinen, nervösen Strich, der auch die zahlreichen Splatter-Sequenzen gekonnt inszeniert. Doch im zweiten Teil werden die Zeichnungen oft fahriger, teilweise grober, was sich im letzten Teil des Bandes dann wieder gibt – dort wurde Mahnke von Shawn Moll (u.a. „Black Adam“) unterstützt. Das Überformat des Bandes bringt die kräftigen Farben und die ausladenden Action-Panels bestens zur Geltung. Eine Galerie mit Variant-Covern schließt den Band ab. (bw)
Swamp Thing: Grüne Hölle
Text & Story: Jeff Lemire
Bilder: Doug Mahnke, Shawn Moll, David Baron (Farben)
164 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
35 Euro
ISBN: 978-3-7416-2972-3