Zwölf Tage, um einen Mord aufzuklären. Und zwar den an sich selbst. Christopher Chance alias Human Target wurde nämlich vergiftet, auf raffinierte Art und Weise, als er für Lex Luthor einen seiner Jobs als menschliche Zielscheibe übernommen hatte. Der Anschlag galt also Luthor. Was längst egal ist, denn inzwischen sind von den zwölf Tagen, die er dank des langsam wirkenden Giftes noch zu leben hat, bereits sechs verstrichen. Einiges wurde bereits klar, wie dass der Täter oder die Täterin in den Reihen der Justice League International zu finden sein muss, einer Truppe, die in Teilen auch der zweiten Superhelden-Reihe zuzuordnen ist. Nach und nach trifft Chance, dem es von Tag zu Tag schlechter geht, die Mitglieder der JLI, v.a. Ice, die ihn bei seinen Ermittlungen unterstützen will und mit der er eine heiße Affäre beginnt.
Bald scheint klar, dass der Martian Manhunter, Booster Gold und Fire in die Sache verwickelt sind. Und vielleicht auch Guy Gardner, jene rabiate wie ungehobelte Grüne Laterne, die bereits seit Band 1 Geschichte ist. Dennoch kann Chance den Fall bzw. dessen Ungereimtheiten bisher noch immer nicht ganz klären, da kommt ihm auch noch die russische Knallcharge Rocket Red in die Quere und stielt ihm einen kompletten Tag seiner knappen, noch verbleibenden Zeit. Das Bild, wie das Verbrechen ablief und wer dafür verantwortlich ist oder auch nur passiv beteiligt war, verfestigt sich schnell, wird aber – erwartungsgemäß – noch einmal erschüttert. Denn wie so oft liegen die Dinge anders als vermutet, auch für Human Target…
Zweiter und letzter Teil des Krimis, in dem das Opfer seine eigene Ermordung aufklärt und dabei die Liebe seines Lebens findet. Die Romanze zwischen Christopher Chance und Ice steht immer wieder im Zentrum der Story, in der Chance mehr und mehr Puzzleteile des Giftanschlags zusammenfügen vermag. Dabei widmet sich fast jedes Kapitel einem anderen Mitglied der JLI. Herausragend erzählt ist dabei die Episode, die sich um Batman dreht, die durch einen gewissen Kniff brilliert (den wir hier nicht preisgeben) und durch die fast nur der innere Monolog von Chance führt. In einem anderen Kapitel – diesmal in Wort und Bild humorvoll inszeniert – sehen wir die doch recht ungewöhnlich agierende Green Lantern G’nort, mit der Chance zu Recherchezwecken nach Oa reist.
Tom King (u.a. Rorschach, Supergirl-Die Frau von morgen, Strange Adventures) erzählt seine faszinierende Krimi-Geschichte häppchenweise – jedes Kapitel (und damit jedes US-Heft) beinhaltet einen der zwölf verbleibenden Resttage als eine Art Countdown. Dabei gibt es oft viel zu lesen, meist aus Sicht von Human Target, als Einblick in seine Gefühle und Gedankenwelt. Dennoch weiß Chance immer wieder zu überraschen, eben wenn er die Helden simpel austrickst oder detektivisch-clevere Schlüsse zieht. Dazwischen kehrt King gerne zur Romanze zwischen Chance und Ice zurück, die fast als einziges Element und Motiv in der Geschichte aufrichtig und ehrlich erscheint.
Auch visuell ist die Story außergewöhnlich erzählt. Zeichner Greg Smallwood arbeitet mit ausladenden Farbstrichen und Kolorierungen (so ist die Episode auf Oa standesgemäß in Grüntönen gehalten) und verzichtet dabei ganz auf Tusche, was dem Geschehen eine für das Genre untypische pastellene Optik verleiht. Zu Beginn des zweiten Bandes finden wir ein Zusatz-Kapitel, eine Art Vorgeschichte, mit drei parallel laufenden Handlungssträngen, die sich um Booster Gold, Fire und Guy Gardner drehen. Gestaltet von drei verschiedenen Zeichenteams (u.a. Rafael Albuquerque) und erwartungsgemäß raffiniert aufgelöst. Auch dieser Band ist als Hardcover Version mit Variant-Cover in limitierter Auflage von nur 222 Exemplaren (siehe Cover rechts) noch erhältlich. (bw)
Human Target, Band 2
Text: Tom King
Bilder: Greg Smallwood, Rafael Albuquerque,
Kevin Maguire, Mikel Janin
196 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
29 Euro
ISBN: 978-3-7416-3319-5