Eigentlich eine klare Sache und damit auch eine machbare Aufgabe: Vadim Koczinsky, rüstiger Rentner und Veteran der Fremdenlegion, soll in Nizza für den belgischen Gangster Bart van Coppens dessen Konkurrenz, einen Ableger der korsischen Mafia namens Trinité, ausschalten. Als Lohn winkt ihm eine Wohnung und Geld. Beides braucht er dringend. Einmal um für seinen Enkel Sasha finanziell weiter vorzusorgen und zum anderen, um wieder Rente zu erhalten, bzw. um seine Ansprüche bei dem flüchtigen Finanzberater rechtlich geltend machen zu können, der ihn und andere Senioren böse übers Ohr gehauen hat. Doch Vadims Plan geht schief. Mehr noch: der Patriarch der Trinité, Ange Giacopini, scheint sich mit Vadim anfreunden zu wollen. Und nach dem ersten Fehlschlag traut ihm auch van Coppens nicht mehr über den Weg. Wobei sich Kommissar Dalmasso zusätzlich wundert, weshalb sich Vadim immer in der Nähe von Tatorten herumtreibt…
In Band 2 der Reihe, die damit gleichzeitig (und vorläufig?) abgeschlossen ist, geht es erfrischend drunter und drüber. Die Story bleibt durchgehend kurzweilig, legt keine Pause ein, wobei sich Action-Opa Vadim verschlagen, clever und auch mit Glück an einem Balanceakt zwischen den Parteien versucht, um seine Ziele zu erreichen. Erst recht als es persönlich wird. Sehr persönlich. Da ist einmal die Trinité mit ihren drei Paten. Dann der Fritten- und Rauschgift-Dealer van Coppens, der in Nizza seine krummen Geschäfte der Trinité zum Trotz etablieren möchte. Und die Polizei, die in Person von Dalmasso Vadim unter Druck setzen will. Alle denken, dass sie Vadim benutzen, hereinlegen und dann für ihre Zwecke einspannen können. Und alle täuschen sich dabei gewaltig. Unerwartete Hilfe erhält Vadim von Mayo, einem Waisen und Handlanger van Coppens‘, der sich jedoch selbst vor einem Häscher in Acht nehmen muss. Dennoch bilden bei beiden bald ein dynamisches, wenn auch völlig ungleiches Duo.
So entsteht ein fröhliches Hin und Her mit diversen Überraschungen und Wendungen in der Story und immer wieder mit Action-Szenen durchsetzt, die gerne mit einem ironisch witzigen Unterton und extra trockenem Humor präsentiert werden. Auch ansonsten kokettiert Vadim gerne mit seinem Alter und den dazu passenden Gebrechen – denn wer verdächtigt schon einen alten Mann? – und dazu flucht er gerne auf Polnisch. Nur bei Ange Giacopini scheint er ein ums andere Mal zu scheitern. Oder? Passgenau zur turbulenten Story sind auch die erfrischenden, leicht stilisierten Zeichnungen von Morgann Tanco (u.a. („Der Ruhm meines Vaters“), die das realistische Setting auch in den Action Sequenzen auflockern, die aber ebenso die tragisch melancholische Seite von Vadim zeigen. Wenn Tanco mit seinem Autor Gihef (d.i. Jean-François Baudot) die Geschichte um Vadim nach diesem Zweiteiler weiterspinnen würden, hätten wir absolut nichts dagegen. (bw)
Monsieur Vadim, Band 2: Mehr Pommes & noch mehr Blei
Text: Gihef
Bilder: Morgann Tanco, Cerise (Farben)
56 Seiten, Hardcover
Bunte Dimensionen
17 Euro
ISBN: 978-3-949144-28-8
