Auch im abschließenden Band 2 dieser Gesamtausgabe, der die Storys aus den Jahren 1964 bis 1967 umfasst, begleiten wir die beiden Protagonisten, den gewitzten Trommler Timmi Tambour und seinen knorrigen Kameraden und Vorgesetzten Sergeant Kopfnuss, auf ihrer „Weltreise“, die sie als Soldaten der napoleonischen Armee erleben. In „Timmi und der Voodoo“ schickt Kaiser Napoleon höchst selbst die beiden auf die Karibik Insel Pitschu. Dort soll einiges im Argen liegen – gerüchteweise wird das Eiland von den feindlichen Engländern bedroht. Wie sich herausstellt, sollen zwei Altbekannte die britische Invasion vorbereiten: Kromyr und Kakerlausky treiben einmal mehr ihr Unwesen und müssen erneut von Timmi und Kopfnuss gestoppt werden, was mittels einer neuartigen Erfindung auch gelingt.
Nach ihrem Ägypten-Trip im ersten Band verlassen die vier Protagonisten (wobei die quirlig nervende, kein Fettnäpfchen auslassende Elisa auch wieder an Bord ist) hier erneut Europa und begegnen auf der fiktiven Karibik-Insel diversen Eingeborenen-Klischees (Kannibalen, Voodoo), mit einem originellen historischen Bezug auf den U-Boot Pionier Robert Fulton und seine Nautilus (deren Namen sich später ein gewisser Jules Verne klaute). August 1805: In „Timmi gegen Number One“ verschlägt es den Trommler nach England, also ins Feindesland. Dort sollen er und Sergeant Kopfnuss den gestohlenen Plan der Invasion Englands wieder beschaffen und treffen dabei in einer Spionageschule auf den Geheimagenten Number One (vermutlich 001). Der entpuppt sich als alter Bekannter, samt Sidekick, und schlägt in typisch Englischer Manier einen sportlichen Wettkampf vor…
„Timmi und das letzte Fort“: wieder einmal schickt Kaiser Napoleon persönlich Timmi und Kopfnuss, gemeinsam mit Kromyr und Kakerlausky, inzwischen so halbwegs in die französische Armee integriert, auf große Überfahrt. In den noch jungen Vereinigten Staaten sollen sie ihr Land bei den internationalen Militärtagen vertreten. Das riecht einmal mehr nach einem Wettstreit, diesmal mit Briten UND Preußen als Kontrahenten. Die Story bietet gelungene Gags: Kopfnuss freut sich auf die amerikanischen Wolkenkratzer mit vier (!) Stockwerken, setzt den Grundstein für ein gewisses Empire State Building und auch die Indianer werden originell aufs Korn genommen (die Rauchzeichen-Telegrafenstation des Stammes der Willis, deren Häuptling Bruce heißt). Kromyr und Kakerlausky sind inzwischen (fast) keine Widersacher mehr und tanzen nur ab und an aus der Reihe.
Kommen die ersten drei Abenteuer auf jeweils 30 Seiten, geht es nun mit zwei Storys weiter, die nur noch je 22 Seiten umfassen. In „Rosies Rückzug“, der einzigen Episode in dem Band, die tatsächlich ohne Kromyr und Kakerlausky auskommt, treffen wir unsere beiden Akteure im Moskau des Jahres 1812 wieder. Also während Napoleons Russlandfeldzug. Die Stadt ist von den Franzosen besetzt, und natürlich haben Timmi und Kopfnuss wieder einen Spezialauftrag: die berühmte Sängerin und Schauspielerin Rosie Bouteille, „jugendliche Liebhaberin der Theatertruppe des Zaren von Russland“ (und eine der wenigen Frauenfiguren in der Serie) soll von ihnen nach Paris und damit in Sicherheit eskortiert werden. Die Dame erweist sich als erfrischend resolut, verschlagen und wehrhaft, was auch die russischen Widersacher immer wieder zu spüren bekommen. Der historische Brand von Moskau fungiert hier als kleiner Running Gag – die Story nimmt ihren Lauf, während im Hintergrund immer wieder die Feuer lodern, oft völlig unbeachtet von den Akteuren.
Den Abschluss des Bandes und damit der Gesamtausgabe macht dann die Story „Timmi gegen die 5. Kolonne“, die in Griechenland spielt, welches von den Osmanen besetzt ist. Wieder sollen Timmi und Kopfnuss als Eskorte fungieren und den Tenor Stupidos nach Frankreich begleiten. Zum letzten Mal stößt man dabei auf Kromyr und Kakerlausky, die inzwischen desertiert sind. Und auf den griechischen Freiheitskämpfer Papadamos, der steckbrieflich gesucht wird und der bei seiner Mission viel Mut, aber auch Unvermögen beweist. Die Handlung ist dabei fein eingefädelt, bis sich alle Figuren auf einmal begegnen, was diverse Slapstick-Episoden und einen Ausflug in eines der charakteristischen Berg-Klöster Griechenlands nach sich zieht…
Die hier enthaltenen Episoden erschienen bis auf eine Ausnahme nur einmal auf Deutsch, nämlich Anfang der Achtziger Jahre in Fix & Foxi. Dabei wurden die Seiten respektlos und dem damaligen Zweck dienlich ummontiert und/oder – was nicht besser ist – teilweise signifikant gekürzt. Auf diese Umstände – wie auch auf die unterschiedlichen Übersetzungen – geht der Sekundärpart ein, der die Veröffentlichungen im deutschsprachigen Raum (auch in der Schweiz im Tim-Magazin) beleuchtet und anschaulich vergleicht, garniert mit diversen Illustrationen und Titelbildern. Wer mehr von dem wieder entdeckten Zeichner Berck (d.i. Arthur Berckmans) lesen will, dem seien die Reihen „Kasimir“ (im All Verlag, mit René Goscinny als Autor ) und die Funny-Gangsterserie „Sammy & Jack“ (ebenfalls bei Kult Comics) wärmstens empfohlen. (bw)
Timmi Tambour, Integral 2
Text & Story: Fred Duval
Bilder: Berck
168 Seiten in Farbe, Hardcover
Kult Comics
30 Euro
ISBN: 978-3-96430-268-7