Jack Nicholson! Kim Basinger! Ein Typ, der aussah wie Franz Beckenbauer! Es war damals eine Sensation nicht nur für uns, als Batman als ernstgemeinte Realverfilmung in die Kinos kam, unter der Regie eines gewissen Tim Burton, der sich zuvor mit „Beetlejuice“ einen Namen machte. Überhaupt war 1989 ein gutes Jahr für Batman-Fans, erschien doch noch vor dem Film Frank Millers bahnbrechende Saga über die Rückkehr des Dunklen Ritters im Carlsen Verlag erstmals auf Deutsch (dem im Jahr darauf „The Killing Joke“ von Alan Moore und Brian Bolland folgte – nicht minder bahnbrechend!). Burton übernahm die neuen düsteren Facetten Batmans und löste die Figur von der klamaukigen TV-Serie der Sechziger Jahre und den Detektiv-Geschichten der Siebziger. Allenfalls Jack Nicholsons Darbietung als Joker erinnerte noch daran.
Der Film war ein riesiger Erfolg – nicht nur für Herrn Nicholson, der an den Einspielergebnissen beteiligt war. Prince – nach seinen Hits „Purple Rain“ und leider auch „Kiss“ schwer angesagt – sorgte neben Burton-Spezi Danny Elfman für den Soundtrack, die Merchandise-Maschinerie lief wie am Schnürchen und Burton legte mit „Batmans Rückkehr“ 1992 nach. Natürlich gab es zum 1989er Film auch eine Comic-Adaption. Die besorgten zwei damalige Comic-Schwergewichte: Dennis O’Neil, der Anfang der Siebziger die Geschichten um die Hard-Traveling Heroes Green Lantern und Green Arrow schrieb und leider vor drei Jahren verstarb und Zeichner Jerry Ordway, der bis auf einen kurzen Marvel Ausflug bis heute DC treu geblieben ist.
Die Comic-Adaption erschien gleichzeitig mit dem Film als Einzelband, natürlich losgelöst von üblicher DC-Kontinuität (heute orientieren sich die Comics ja leider eher an den Filmen). Bei uns übrigens zuerst im Norbert Hethke-Verlag, der tatsächlich damals die Rechte an den DC Lizenzen innehatte und diese eher „unglücklich“ verarbeitete und präsentierte. Wie bei solchen Adaptionen üblich, mussten die Konterfeis der Personen natürlich den Darstellern der großen Kino-Vorlage entsprechen. Ordway zeichnete hier sehr akkurat und detailliert, ohne die gewisse Steifheit und Starre in den Gesichtern, die anderen „Comic-Darstellern“ oft zu eigen ist. Kennt man den Film, merkt man dennoch, dass es nicht leicht ist, bewegte Bilder in starre Panels zu verwandeln und dann noch ein flüssiges Lesen zu gewährlisten, was auch hier nicht immer gelingt.
Die Story entspricht der des Films, wobei einiges wegfällt, wohl um das Format von 64 Seiten zu wahren. Interessanterweise und warum auch immer fehlt die Figur des Harvey Dent, im Film gespielt von Billy Dee Williams, komplett. Auch das traurige Schicksal von Alicia, alias Jerry Hall, wird ausgespart. Ebenso sind im Comic diverse Szenen oder Teile davon gekürzt, oder – jetzt wird es interessant – anders. Was die Frage aufwirft, welche Vorlagen, seien es Drehbuchentwürfe oder Storyboards O’Neil und Ordway zur Verfügung standen. Auch wie gut sie um die Dreh-Sets und die düsteren Bauten wussten, die ein Gotham Design schufen, das an Fritz Langs Metropolis erinnert (und für die Anton Furst mit dem Oscar bedacht wurde), darüber kann nur spekuliert werden. Szenen, die im Comic anders sind, sind zum Beispiel die Einfahrt in die Bathöhle, oder als Vicki Vale heimlich Bruce Wayne knipst. Im Film sieht man nur kurz die fertig entwickelten Fotos.
Was die Hardcover-Neuauflage des Bandes bei Panini so besonders macht, ist der zweite Teil. Der beinhaltet nämlich die noch ungetuschten Bleistiftseiten Jerry Ordways, mit dem englischen Original-Lettering von John Costanza und verschafft so einen interessanten und nicht alltäglichen Einblick in die Zeichenkunst Ordways und die Entstehung der Comic-Adaption. So bietet der Band für alle Comic- und Film-Veteranen von damals nochmals die Gelegenheit auf einen nostalgischen Rückblick, wobei der ein oder andere sicher die Gelegenheit ergreifen mag, sich den bestens gealterten Film noch einmal oder mal wieder zu Gemüte zu führen. Und dass Tim Burton in dem Film Corto Maltese untergebracht hat, ist ihm sowieso höchst anzurechnen. (bw)
Batman: Die 1989er-Filmadaption
Text & Story: Dennis O‘Neil
Bilder: Jerry Ordway, Steve Oliff (Farben)
148 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
24 Euro
ISBN: 978-3-7416-3420-8