Jerry Spring, Band 5 (All Verlag)

April 6, 2023
Jerry Spring, Band 5: Der Pass der Indianer (All Verlag)

Eigentlich sollte alles friedlich sein. Denn die Indianer vom Stamm der Utah leben seit Jahren in ihrem zugeteilten Reservat und die Weißen in der Stadt gehen nun gefahrlos ihrem Alltag nach. Doch als Jerry Spring und sein treuer Sidekick Pancho über den „Pass der Indianer“ reiten, entdecken sie drei Tote, ermordet mit Pfeilen, die eindeutig den Utah zugeordnet werden können. Die beteuern in Person des Häuptlings Langer Schrei aber ihre Unschuld. Als dann ein zweiter Überfall auf einen Cowboy erfolgt, der gerade so mit dem Leben davon kommt, eskaliert die Situation. Die Utah graben das Kriegsbeil aus und die Weißen rufen die Kavallerie. Jerry und Pancho versuchen in dem Konflikt zu vermitteln und die wahren Täter zu finden und zu enttarnen, scheinen aber mehr und mehr auf verlorenem Posten zu stehen…

In Band 5 der Reihe, der 1955/56 im Magazin Spirou als „La passe des indiens“ erstveröffentlicht wurde, zeigt Autor und Zeichner Jijé, wie sich die Gemüter auf beiden Seiten erhitzen, der Konflikt schließlich langsam aber sicher hochkocht, bis er eine höchst gefährliche Eigendynamik entwickelt: Die Utah behaupten, die Morde nicht begangen zu haben, können das aber nicht mit Beweisen belegen. Hier gilt allein das Wort. Jerry glaubt ihnen. Den Weißen kommen die üblichen Vorurteile wieder zupass, die bei den wenigen Verblendeten, die sich zu den Wortführern aufschwingen, natürlich auf fruchtbaren Boden treffen. Zuvor macht Jijé dezent aber immerhin auf die schwierige Situation der Utah im Reservat aufmerksam, aber die Beschwerden von Häuptling Langer Schrei werden vom moderaten Sheriff geflissentlich übergangen.

Die Bastei-Ausgabe von 1971

Das erste Scharmützel, das zugunsten der Indianer ausgeht, deutet Jijé in einem übergroßen Panel nur an. Er konzentriert sich auf dessen Nach- und Auswirkungen. Die Utah, beseelt von ihrem Sieg, sehen schon wieder alte, glorreiche Zeiten aufziehen, ohne die drohende Rache der Besiegten einzukalkulieren. Jerry muss hier als Vermittler (und natürlich in einem obligatorischen, entscheidenden Zweikampf) Schwerarbeit leisten. Bis die Täter gefunden werden, die – das sollte kein Geheimnis sein – tatsächlich nicht aus den Reihen der Indianer stammen. Hierbei spielt Pancho eine tragende Rolle und wird einmal mehr vom Sidekick, der für humoristisch-gemütliche Episoden zuständig ist, zum Zünglein an der Waage und damit zum gleichberechtigten Partner Jerrys.

Auf Deutsch erschien das Album tatsächlich bereits 1971 einmalig in Farbe als Heft 13 der Bastei-Reihe unter dem sperrigen Titel „Ende einer heißen Spur“. Der Carlsen Verlag sparte das Album in seiner Jerry Spring Serie aus, weshalb ein Nachdruck erst 2011 im zweiten Band der Ehapa Gesamtausgabe erschien, und die war bekanntlich komplett in Schwarz-Weiß gehalten. Nach über 50 Jahren bringt der All Verlag den Titel nun wieder in der Farbversion. Dazu gibt es wieder reichlich Sekundärmaterial, in dem Jijés andere Western-Comics beleuchtet werden, die während der Arbeit an Jerry Spring entstanden (oft gemeinsam mit seinem Sohn Benoît). Auch zwei nicht realisierte Projekte kommen zur Sprache, wie die gescheiterte Comic-Adaption von „Mein Name ist Nobody“ (inkl. Foto mit Sergio Leone und Terence Hill). Eine Bonus-Story, geschrieben von Pierre Christin, rundet das Album ab, das auch wieder als limitierte Vorzugsausgabe zu haben ist. Band 6 ist ebenfalls erschienen – dazu in Kürze mehr. (bw)



Jerry Spring, Band 5: Der Pass der Indianer
Text & Bilder: Jijé
64 Seiten in Farbe, Hardcover
All Verlag
15,80 Euro

ISBN: 978-3-96804-171-1

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