Wahlweise umher schlurfende oder wieselflinke Zombies, die nach frischem Fleisch trachten und die die wenigen Überlebenden Tag und Nacht bedrohen und immer wieder dezimieren – so kennen wir das Genre, das v.a. durch Robert Kirkmans „The Walking Dead“ als Comic und als TV-Adaption in jüngster Zeit nachhaltig geprägt wurde. Im franko-belgischen Comic tat sich zuletzt Autor Olivier Peru als Zombie-Maestro hervor, mit seinen Reihen, die er von 2011 bis 2017 schrieb und die allesamt im Splitter Verlag erschienen sind: „Zombies“ (fünf Bände) und „Zombies Nechronologien“ (drei Bände). Nach einer längeren Pause widmet sich Peru, der auch diverse Fantasy-Serien schreibt, jetzt erneut dem Genre – jedoch mit einem ganz anderen und damit erfrischenden Ansatz.
Denn in dieser Zombiewelt gibt es tatsächlich Heilung für die Infizierten in Form eines Impfstoffes. Sofern die Zombies nicht selbst zu sehr angeknabbert sind, kann ihnen ein Serum injiziert werden, das sie kuriert und nach und nach den Menschen wieder zum Vorschein kommen lässt, der dann jedoch nicht selten von schrecklichen Erinnerungen an seine Zeit als Zombie geplagt wird. So geht es zumindest Joseph, unserem Ich-Erzähler, der mit drei weiteren Recken unterwegs ist, um Überlebende zu finden und ihnen die nicht ungefährliche Impfprozedur zu vermitteln – die Zombies müssen dazu ja „eingefangen“ werden. Joseph war selbst schon Zombie und mit Hilfe seiner vagen Erinnerungen daran hofft er, seinen ebenfalls zombiefizierten Bruder Art zu finden. Dabei gelangt das Quartett in eine futuristische Stadt-Oase, die von einem visionären Genie erdacht wurde. Doch wie so oft ist auch hier nicht alles so wie es scheint…
Das Szenario ist originell, was in diesem doch weidlich ausgetretenen Genre noch etwas heißen will. Es gibt Heilung und damit Hoffnung. Mit einem Male werden monströse entmenschlichte Untote wieder zu Individuen, die in ihre Familien zurückkehren können und die gebraucht werden, um die Gesellschaft nach und nach wieder aufzubauen. Doch wie vermittelt man dies in einer Welt, in der es keine modernen Kommunikationsmittel mehr gibt? In der die wenigen Überlebenden in kleinen, vermeintlich sicheren Refugien voller Misstrauen Fremden gegenüber lieber für sich bleiben? Hier ist viel Überzeugungsarbeit nötig, die Joseph und seine kleine Gruppe regelmäßig leisten müssen, zumal sie schwer bewaffnet und ausgerüstet eher einer Kampftruppe gleichen, als heilsbringenden Sanis.
Nachdem wir den Trupp bei seiner täglichen „Arbeitsroutine“ begleitet haben, ändern sich Story und Setting. Zum einen mit der Ankunft in New Olympus, der ehemaligen Stadt der Zukunft, die von einem visionären Genie namens Dylon Tusk (!) erdacht und konstruiert wurde. Zum anderen erfahren wir mehr über Joseph und seine Motive hinsichtlich seines Bruders, geschildert in sepia farbigen Rückblenden. Wobei das irritierende Tech-Genie glatt als Karikatur des Tesla- und Twitter-Chefs durchgeht (hier war Peru durchaus weitsichtig). Auf genre-typische Zombie Action muss man dennoch nicht verzichten, die Newcomer Evgeniy Bornyakov in realistische Bilder umsetzt. Insgesamt sind vier Bände geplant, in jedem wird eine andere Person im Mittelpunkt stehen. In Band 2 ist Josephs Mitstreiterin Cassandra an der Reihe. (bw)
No Zombies, Band 1: Das Buch Joseph
Text: Olivier Peru
Bilder: Evgeniy Bornyakov
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
17 Euro
ISBN: 978-3-98721-066-2