Wahrlich vom Regen in die Traufe: kaum haben Bob Morane und sein Kumpel Bill Ballantine in der Karibik mit ihrer arg demolierten Segelyacht einen Tropensturm gerade so überstanden, werden sie von einem ominösen Frachtschiff aufgegabelt. Dort hat Fausta das Sagen, eine herrische Dame, die offenbar nichts Gutes im Schilde führt und die die beiden Schiffbrüchigen am liebsten wieder über Bord werfen würde. Kein Wunder, denn das Schiff transportiert eine brisante Ladung: Waffen aller Art, eigentlich bestimmt für das mittelamerikanische Land Tumbaga, das von seinem Nachbarstaat und von dem Guerillaführer Pedro Asampa arg bedrängt wird. Denn die Guerilleros kontrollieren bereits Teile des Landes. Und an Asampa will nun die Verräterin Fausta die Waffen verkaufen, der damit in Tumbaga die Oberhand gewinnen würde. Nur Bob und Bill können diesen verhängnisvollen Deal noch verhindern. Dann werden die beiden ausgerechnet von Asampa gefangen genommen…
Band 9 erscheint zeitgleich mit Band 1 der klassischen franko-belgischen Abenteuer- und Action-Reihe, in der hier erstmals alle Vernes/Vance-Alben chronologisch publiziert werden (18 insgesamt). Wir haben es dabei sogar mit einer Deutschen Erstveröffentlichung zu tun! Die Geschichte spielt in dem fiktiven Land Tumbaga, irgendwo in Mittelamerika, dort wo die Bananenrepubliken zuhause sind. Tumbaga ist auf dem Papier zwar eine Demokratie, jedoch setzen einerseits der diktatorische Nachbar und andererseits Asampa dem Land arg zu. Was macht man da als Präsident? Genau, man kauft noch mehr Waffen. Ein sprichwörtlicher Schuss, der hier nach hinten loszugehen droht. Mit zwei originellen Kniffen sorgt Autor Vernes dabei für Schmunzeln: einmal die Identität des ominösen „alten Freundes“, den Bob Morane im Land besuchen will und nach deren gemeinsamer Begegnung die Geschichte schon fast zu Ende sein könnte. Dann der Antagonist des Bandes in Gestalt des verkappten Revoluzzers Pedro Asampa als vermeintlicher Möchtegern-Che, der sowohl im Aussehen als auch in seinem Wesen schon fast als Karikatur dieses Schlags von Herren erscheint.
Die Geschichte, die erstmals 1971 in der Frauenzeitschrift „Femmes d’Aujourd’hui“ debütierte und die als Album 1974 bei Lombard erschien, weist ansonsten die charakteristischen Bob Morane-Zutaten auf: Der Held und sein Sidekick, der Schotte und Whisky-Liebhaber Bill, der seinen „Chef“ noch immer siezt, versorgen sich gegenseitig mit lockeren Sprüchen, auch in den brenzligsten Situationen. Beide zögern nicht und handeln lieber, was gerne diverse Actionszenen nach sich zieht. Der Schluss besteht dann aus einer veritablen Ballerorgie mit einem hysterischen Guerillero, was den o.g. karikaturartigen Eindruck noch bestärkt. Zu keinem Moment zweifelt der Leser, dass Morane und Ballantine das Abenteuer heil überstehen, seien sie auch in höchster Gefahr. Nur bekannte Serien-Bösewichte, wie Miss Ylang-Ylang, oder Ming fehlen diesmal. William Vance setzt das Skript von Vernes in seinem unverkennbaren Zeichenstil routiniert in Szene. Schroffe, kantige Tuscheflächen dominieren gerne und die brandgefährliche Dame wird wie immer ins rechte Licht gerückt (siehe auch das Cover). Auch von diesem Band ist eine limitierte Vorzugsausgabe mit Exlibris erhältlich. (bw)
Bob Morane, Band 9: Guerilla in Tumbaga
Text: Henri Vernes
Bilder: William Vance
56 Seiten in Farbe, Hardcover
All Verlag
15,80 Euro
ISBN: 978-3-96804-048-6