Sláine, Band 8 (Dantes Verlag)

Februar 25, 2021
Slaine, Band 8: Der Narrenprinz (Dantes Verlag)

Zeitreisen kann man mal machen, vor allem, wenn einen die Erdgöttin Danu direkterweise ins Jahr 1140 schickt, in dem immer noch die Normannen im Gefolge eines gewissen Eroberers die britischen Inseln unterjochen. Das wäre ja nicht weiter schlimm, aber die neuen Herren führen ein grausames Regime im Namen des Blutgottes, der nichts anderes ist als die Inkarnation der fiesen Dimensionsviecher Cythral, die die Erde ja schon immer einkassieren wollen. Sláine und Ukko sollen hier Einhalt gebieten, in dem sie den Namen des Gottes herausfinden, das auf seinem Schwert zu lesen steht. Angekommen vor Ort, muss Sláine feststellen, dass seine Gefährtin Niamh in dieser alternativen Zeitleiste als Marian in einem Kloster weilt und ihre Vergangenheit verleugnet. Das nimmt der ruppige Hüne nur ungern hin, aber es nutzt ja nichts, und so wendet er sich der Mission zu, das Schwert aufzutreiben, wozu er als Robin Goodfellow im Wald diverse vogelfreie Gestalten um sich schart. Die krönen ihn alsbald zum König des Waldes, als welcher er sich auf den Weg zur Burg von Sheriff Gilbert de Mandeville aufmacht, der als Statthalter des Blutgotts eisern regiert.

Mandeville selbst gibt sich spröde und verrät Sláine lediglich, dass das Schwert an einem Ort verborgen sei, an dem niemand nach ihm suche – worauf Sláine ihn natürlich einen Kopf kürzer macht. Kurz vorher allerdings ringt er dem Lumpensohn noch den Hinweis ab, der Schlüssel zu der ganzen Sache sei die Nonne Marian in ihrem Kloster. Sláine verwindet sich stattlich und flattert direkt in die Zelle der frommen Schwester, die nach wie vor jede Bekanntschaft mit dem wüsten Herrn verneint. Sláine zieht frustriert von dannen, schließt dann aber mit Hilfe seines gewieften Zwergs Ukko messerscharf, dass das Schwert wohl unter seiner Nase im Kloster verborgen sein muss. Mit Hilfe eines druidischen Rituals versenkt Sláine sich in eine Trance, wo er einem allumfassenden Krieg der Bäume beiwohnt, die ihm letztlich bestätigt, dass er richtig liegt – und ihm auch hilft, aus den zahlreichen Hinweisen den Namen des Blutgotts „Jahu“ zu rekonstruieren. Kaum ist der Name ausgesprochen, erscheint das Viech schon in voller Größe, fordert Sláine zum Kampf und liefert Niamh ihren Verfolgern aus der Inquisition aus…

Man könnte meinen, Sláine sei auf seine alten Tage zu einer schnellen Einsatztruppe mutiert, die von Chefin Danu wie die Suicide Squad von Amanda Waller auf Missionen durch Raum und Zeit geschickt wird: waren es im vorigen Storybogen „Die Hexenkönigin“ noch die alten Römer, denen er zu Zeiten von Neros Herrschaft in Britannien Mores lehrte, kommen jetzt die Normannen dran, die in Pat Mills‘ wunderbarer Vermengung von Historie und keltischer Mythologie natürlich Handlanger der im Hintergrund stehenden, uralten außerirdischen Invasoren sind. Keine Punkte werden verteilt für die andere historisch-legendäre Folie, die hier wabert: „Robin Goodfellow“, die im Wald versteckten „merry men“, eine holde Maid namens Marian, der böse Sheriff – viel Deutungsarbeit gehört wahrlich nicht dazu, hier die Geschichte des Earl of Huntington William of Locksley zu erkennen, der als Robin Hood gegen die verfluchten normannischen Besatzer und ihren willfährigen Statthalter, den Sheriff von Nottingham, für Witwen und Waisen kämpft.

Dazu gesellen die üblichen Zutaten aus der keltisch-heidnischen Mythologie, von Sláines Verwindungskrämpfen über die Legende des „grünen Mannes“ bis hin zu mythologischer Aufladung des Waldes und der Macht der Worte. Ganz nebenbei schickt Mills seinen Helden auch noch auf eine Schnitzeljagd à la Indiana Jones und Sherlock Holmes, in der Hinweise zu entschlüsseln und Gefahren zu überstehen sind. Clint Langley beklagt sich zwar im Vorwort ein wenig, dass er das Geschehen nicht wie gewohnt selbst aufwändig per Farbe und Pinsel inszenieren durfte, sondern „nur“ Tusche-Zeichnungen lieferte, die von Dondie Cox im Anschluss koloriert wurden. Das Ergebnis ist dennoch atemberaubend, in großflächigen, auslandenden Panels, die die mythische Seite der Geschichte ebenso einfangen wie die Action-Elemente. Als stilistischen Kontrapunkt kann man die erste, von Greg Staples gezeichnete Episode „Der Name des Schwertes“ genauso sehen wie die kleine Coda „In den Eingeweiden der Hölle“ von Jim Murray. Insgesamt wieder ein beeindruckender Storybogen, der auch für Neueinsteiger bestens geeignet ist. Herausgeber Josh bringt die Sause wie immer hochwertig aufgemacht und legt die 2000 AD-Ausgaben 950-956, 958-963, 995-998 und 1000, die bereits 1996 bzw. 2000 bei Egmont Feest / Egmont Fleetway zu haben waren, in standesgemäßer Qualität mit Glossar und Covergalerie neu auf.  (hb)

Sláine, Band 8: Der Narrenprinz
Text: Pat Mills
Bilder: Clint Langley, Greg Staples, Jim Murray
132 Seiten in Farbe, Hardcover
Dantes Verlag
29 Euro

ISBN: 978-3-946952-50-3

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