Afrikakorps, Band 1 (Bunte Dimensionen)

September 1, 2020

Kriegsjahr 1941 im November, irgendwo über Libyen. Gerade als zwei britische Jagdflieger große Einheiten des Afrikakorps‘ in der Wüste entdecken, werden sie von einem deutschen Flieger-As abgeschossen. Einer der Piloten, Flight Officer William Maine, kann notlanden und wird von dem Panzerkommandanten Leutnant Joachim von Richter aufgelesen. Dann folgt ein Rückblick: im Februar 1941 landen die die ersten Einheiten des neugebildeten Afrikakorps nahe Tripolis, darunter auch von Richter. Vor allem Panzerverbände sollen die schwer angeschlagenen italienischen Truppen unterstützen, die sich wegen der starken britischen Offensive zurückgezogen haben. Gut einen Monat später kommt es zum ersten kurzen Feindkontakt mit einer britischen Patrouille. Bald wird klar, dass die Taktik des Oberbefehlshabers des Afrikakorps‘, General Rommel, darin besteht, die Briten mit schnellen Vorstößen zu überraschen. So gelingen ihm – auch dank diverser Finten – große Gebietsgewinne binnen kurzer Zeit. Bei der (letztlich erfolglosen) Belagerung Tobruks kann von Richter mit seinem Panzer gerade so entkommen, da wird ihm und seiner Besatzung schon der nächste Auftrag erteilt: die Briten planen einen Angriff, Operation Battleaxe genannt, doch deren Funksprüche wurden abgehört und entschlüsselt…

Schon mit seiner Vorgängerserie „Die verlorene Armee“ widmete sich der Belgier Olivier Speltens, Autor und Zeichner in Personalunion, dem Zweiten Weltkrieg und begleitete einen jungen Deutschen Soldaten im Krieg gegen die Sowjetunion.  Nun befasst er sich in seinem neuen Dreiteiler mit dem Krieg in Nordafrika und schildert diesen wieder auf Seiten der Wehrmacht, deren Afrikakorps ab 1941 in das dortige Geschehen eingriff. Mit Leutnant von Richter zeigt er einen erfahrenen Soldaten, dessen Panzerbesatzung ihm voll vertraut – und umgekehrt. Die deutsche „Beteiligung“ im Wüsten-Krieg in Nordafrika, der vor allem nahe der libyschen Mittelmeerküste wütete (man nannte die Gegend damals Kyrenaika), dauerte von Anfang 1941 bis Mai 1943. Nachdem die italienischen Besatzungstruppen (Libyen war italienische Kolonie) gegen die Briten (Ägypten war britisch) arg in Bedrängnis gerieten, griff das Deutsche Reich auch dort in den Konflikt ein und sandte v.a. Panzer in die Wüstenei, um dem faschistischen Italien beizustehen. Fern- und Wunschziel des Feldzuges war die Eroberung des Suez-Kanals. Rommel, der bald bei Freund und Feind auch Dank Nazi-Propaganda als „Wüstenfuchs“ bekannt wurde, gelangen anfangs schnelle Erfolge. Der Krieg ging dann verloren, als die Amerikaner eingriffen, eine zweite Front entstand und das sinnlose Kämpfen zumindest hier ein Ende fand.

Die limitierte Vorzugsausgabe

Speltens legt mit seinem Auftakt keine Anti-Kriegs-Lektüre vor. Vielmehr zeigt er ein fast dokumentarisch-nüchternes und unaufgeregtes Bild des Soldaten-Alltags aus Sicht des Panzerfahrers – eine  kritische Auseinandersetzung mit den Ereignissen findet (noch) nicht statt. Die extreme Wüstenumgebung sorgt für starke Belastung von Mensch und Gerät. Sand im Getriebe ist hier wörtlich zu nehmen, dazu kommt die unerträgliche Hitze im Panzer. Der Feind bleibt meist abstrakt und anonym  – bis auf die anfängliche Begegnung des Deutschen mit dem Engländer, was die Basis für den zweiten Band sein mag. Viel erfahren wir über den Protagonisten, Leutnant von Richter, noch nicht. Er ist beliebt bei seinen Männern, intelligent und erfüllt seine „Soldatenpflicht“, wobei er das Überleben vor den Wagemut stellt. Rommel, den man später rechtzeitig abberief, damit er mit der Kapitulation des Korps nichts mehr zu tun haben musste, hat einige Kurzauftritte. Aber der Fokus liegt auf der chronologischen Schilderung der Ereignisse, die von Speltens minutiös thematisiert und inszeniert werden, inklusive Detailtreue, ein Ergebnis genauer Recherchearbeit, was die Liste der Auflistung der Publikationen zum Thema vermuten lässt. Seine realistischen Zeichnungen, fernab von trügerischer Wüstenromantik, samt kräftiger Farben erinnern an die Arbeiten von Jean-Pierre Gibrat („Von Dieben und Denunzianten“, „Matteo“) oder Philippe Jarbinet („Airborne 44“). Eine auf 150 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit Varient-Cover und signiertem Druck ist bereits vergriffen. Bis zur Fortsetzung wird es noch etwas dauern, denn Band 2 ist auch in Frankreich noch nicht erschienen. (bw)

Afrikakorps, Band 1: Battleaxe
Text & Bilder: Olivier Speltens
48 Seiten, Hardcover
Bunte Dimensionen
15 Euro

ISBN: 978-3-944446-90-5

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