Die Ritter von Heliopolis, Band 3 (Splitter)

März 16, 2020
Die Ritter von Heliopolis, Band 3 (Splitter Verlag)

Eheglück ist immer eine unwägbare Sache, davon kann auch ein kleiner Korse ein Liedchen pfeifen: irgendwie zieht es ihn nicht mehr so recht zu seiner Josephine hin. Auch ein ganzes Bordell voller holder Blüten kann ihn nicht aus seiner Verzweiflung reißen: seit ihn Asiamar in seiner weiblichen Form küsste, ist er auf der Suche nach erotischer Vollendung, die er nirgends mehr finden kann. Wie man das als frustrierter Mann so macht, bricht er jede Menge kleiner Kriege vom Zaun, um sich abzulenken.

Gleichzeitig hadet auch Asiamar mit seinem Schicksal, bis die Kaste der Ritter von Heliopolis ihm klar macht, dass er seine Mission nicht einfach so hinschmeißen kann. Um Napoleon endgültig zu erledigen, muss er auch die grausamen Aspekte seiner weiblichen Seite akzeptieren. Um die zu entdecken, unterzieht er sich dem Ritual Rubedo, dem roten Werk, innerhalb dessen seine weibliche Inkarnation durchaus rabiat in Form eines Tigers schlüpft und als Raubtier zuschlägt. So gestählt, macht sich Asiamar auf in Richtung Paris, wo er sich in weiblicher Form Napoleon offenbart, der liebestoll alles verspricht – sogar die Eroberung Russlands, die Asiamar als Unterpfand fordert. Allerdings mit dem heimlichen Ziel, dass Napoleon bei diesem Feldzug untergeht…

Meta-Barone-Erfinder Alejandro Jodorowsky legt auch in Teil 3 seiner Fantasy-/History-Serie das Augenmerk auf eine geschickte Mischung von Fakt und Fiktion. War es in Teil 2 Napoleons Feldzug in Ägypten, der als historischer Hintergrund herhielt, sind es nun die unglückselige Ehe mit Josephine und die Russland-Kampagne, für die Jodorowsky ganz eigene Erklärungen auftischt (wie auch für das historisch verbürgte permanente Bauchgrimmen des Korsen, das hier aus der verschluckten magischen Libelle herrührt).

Gewürzt wird das Ganze mit einer gehörigen Portion Erotik, angefangen von Napoleons Besuch im eigens reservierten Bordell bis hin zu seiner Hingerissenheit gegenüber Asiamar. Die Weltgeschichte, so scheint Jodorowsky zu implizieren, wird dominiert von privaten Obsessionen und Erotik – eine süffisante Auffassung, die schon Ernst Lubitsch in seinen subversiven Historiendramen „Madame Dubarry“ und „Anne Boleyn“ vorführte. Opulent dabei die Darstellung, oft in großen Panels, die historische Genauigkeit mit der großen stilisierten Geste verbinden. Wieder ein fulminantes Vergnügen, mon dieu! (hb)

Die Ritter von Heliopolis, Band 3: Rubedo, das rote Werk
Text: Alejandro Jodorowsky
Bilder: Jérémy
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-96219-221-1

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