Rick Master Gesamtausgabe, Band 12 (Splitter)

Februar 16, 2018

„Der Schwarze Tod“: In Nizza begegnet Rick der verzweifelten Kanadierin Anny. Deren Mutter ist unter kuriosen Umständen spurlos verschwunden, denn als Anny kurz nach dem einchecken im Hotel nach einem Spaziergang zurück aufs Zimmer will, ist nicht nur sie weg, sondern gleich das ganze Zimmer. An dessen Stelle befindet sich nun ein Wäscheraum. Ist die junge Frau verrückt oder sagt sie die Wahrheit? Rick glaubt ihr (wir natürlich auch) und geht der Sache auf den Grund… „Der Blutpfeil“: In einer Chemiefabrik wird ein Wissenschaftler ermordet. Es soll nicht der einzige Mord bleiben. Ein lästiger Nachbar und ein Konkurrent des Firmenchefs werden ebenfalls umgebracht. Rick, Kommissar Bourdon und Inspektor Ledru rücken gemeinsam aus, den Fall zu lösen, wobei bald jeder der drei seine eigene Theorie in Sachen Mörder entwickelt… „Im Bann des Voodoo“: Die Insel des Glücks – so heißt ein neues, halb fertiges Baugebiet, das unter keinem guten Stern zu stehen scheint. Erst verschwindet der Bauträger spurlos, dann bekommt es Rick auch noch mit einer maskierten Bande zu tun, die die Bewohner erpresst. Und das mittels Voodoo! Die Opfer erblinden oder werden taub, was erst wieder vergeht, wenn die geforderten Summen gezahlt werden. Doch Rick, der eigentlich den vermissten Bauträger sucht, durchschaut den Hokuspokus und beginnt zu ermitteln…

Der aktuelle Band der Gesamtausgabe (nach Band 1 und Band 11) mit den Fällen des Reporters und Detektivs Rick Master enthält drei Geschichten, die 1981 und 1982 im Magazin Tintin erstveröffentlicht wurden. Da war die Serie längst etabliert und zu einem Zugpferd des Magazins geworden. Bei allen drei Fällen taucht der vermeintliche Mörder unter einer Maske auf. In „Der Schwarze Tod“ erst spät, hier muss zuerst der Grund für das Verschwinden der Mutter geklärt werden, der eigentliche Fall wird erst danach erkennbar – ein Motiv, das an einschlägige Kino-Thriller erinnert, von „North by Northwest“ bis „Unknown Identity“. Dann lassen Duchâteau und Tibet Rick den Kreis der Verdächtigen eingrenzen, ehe ähnlich wie bei Agatha Christie der Täter aus diesem Kreis entlarvt, bzw. dessen wahre Identität aufgedeckt wird. Einer der wenigen Fälle übrigens, die Rick ganz ohne Kommissar Bourdon löst.

Der ist dafür in „Der Blutpfeil“ wieder massiv an Bord, gemeinsam mit dem knorrigen Inspektor Ledru. Hier gilt es, ein durchaus komplexes zwischenmenschliches Geflecht aus Hass, gegenseitiger Abneigung und noch aus der Vergangenheit offener Rechnungen zu entwirren, was nicht einfach ist, zumal Rick, Bourdon und Ledru jeweils unterschiedliche Hauptverdächtige in dem Fall ausmachen und jeweils stur verfolgen. Das Ende wirkt dann etwas konstruiert. Die Schilderung und Entwicklung des Falls an sich ist der Weg, die Auflösung kommt beinahe überstürzt daher. Der maskierte, verkleidete und immer plötzlich auftauchende Mörder erinnert dabei an Figuren aus einschlägigen Edgar Wallace Romanen bzw. Filmen, passend zu schaurigen Kulisse des alten Herrenhauses, samt Park, Ruinen und diversen Geheimgängen.

Die Liga der Bösewichte…

Dann wird es endgültig mysteriös. Voodoo-Praktiken in einem Pariser Vorort? Kann es sein, dass Erpressungsopfer auf Kommando blind oder taub werden? Natürlich nicht – auch für Rick sofort klar. Der vermutet erst Chemie als Ursache, bis er ganz rational aufdeckt, wie so etwas möglich sein kann. Und anschließend wieder die Hintergründe und den wahren Täter ermittelt. Die Verkleidungen und v.a. die Masken der vermeintlichen Mörderbande sind dabei etwas albern geraten, die Köpfe sehen aus wie eine verformte Ananas. Aber gut. Das gehört zu dem Hauch Sensationslust, den Duchâteau in seinen Stories bei dem Leser entfacht. Möglichst dick und abseitig auftragen und dann rational aufklären, stets mit dem schmalen Grat, den Leser dabei nicht zu sehr enttäuschen zu müssen. Das gelingt wieder einmal bestens, unterhält ungemein und – auch das muss man erstmal schaffen – kein Fall ähnelt dem anderen. Der Sekundärpart beschäftigt sich mit dem Jubiläum 35 Jahre Tintin Magazin, das man 1981 beging (inkl. einer Hommage von Bédu an die allererste Rick Master Story – siehe Band 1) und – was nicht minder interessant ist – auf die deutsche Veröffentlichungshistorie. Hier der Übergang vom (alten) Zack Magazin zu der kurzlebigen Albenreihe im Koralle Verlag. Im April geht es dann mit Band 2 der Gesamtausgabe weiter. (bw)

Rick Master Gesamtausgabe, Band 12
Text: André-Paul Duchâteau
Bilder: Tibet, Didier Desmit
160 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
29,80 Euro

ISBN 978-3-95839-589-3

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