Casey Ruggles, Band 2 (Bocola)

Dezember 20, 2017

Gerade hat der ehemalige Kavallerie-Sergeant Casey Ruggles einen untergegangenen Goldtransport gefunden, da hält ein geheimnisvoller Maskierter den Pueblo Los Angeles in Atem: Black Barney nennt der Fremde sich, der verhüllt in bester Zorro-Manier in den lokalen Saloon eindringt und dort verkündet, das ganze lasterhafte Treiben solle jetzt ein Ende haben. Anstelle Glücksspiel sackt er das Geld auf den Tischen selbst ein, ein Mädchen nimmt er als Geisel gleich vorsorglich mit – und statt Whiskey soll es künftig nur noch Orangensaft geben. Casey stellt dem finsteren Gesellen eine Falle: beim Versuch, die Bank auszurauben, hält er gemeinsam mit seinem alten Kumpanen, dem Mountainman Beaver, im Tresor Wache. Das geht allerdings gehörig schief, und auch die angedrohte Entführung des Bürgermeisters kann Casey nicht verhindern. Black Barney zwingt den Bürgermeister, eine Proklamation zu unterschreiben, die alle unmoralischen Aktivitäten untersagt – die Stadt ist in Aufruhr, und schließlich fällt der Verdacht sogar auf Casey selbst, der entweder Beaver oder den ehemaligen Stadtrat Lex Cory unter der Maske von Black Barney vermutet…

Die beiden Tölpel Pancho und Pecos lernen aber auch nicht dazu: als sie in San Diego eine Bank überfallen wollen, geht das grandios in die Hose. Auch beim nächsten „Job“, dem Diebstahl eines Fuhrwerks, glänzen sie nicht gerade mit Kompetenz: schon beim Transport ihres ersten Kunden Casey Ruggles werden sie gejagt. Per Zufall stolpern die Flüchtigen über eine illegale Goldmine, in der der gnadenlose Don Carlos ein grausames Regime führt. Vor dem Krieg, so Carlos, war Kalifornien ein Paradies und er ein herzensguter Mann, aber die Americanos haben Land, Vieh und Ernte genommen, wodurch der zum rücksichtslosen Kriminellen wurde. Mag sein, aber dennoch kann Casey das nicht durchgehen lassen und schickt seine beiden dapperten Gefährten, um die Kavallerie zu alarmieren… ob das gutgeht?

Auf seinem Weg nordwärts macht Casey an einer Relaisstation Halt, wo er in geheimnisvolle Ereignisse verstrickt wird: eine Kutsche voller Gold kommt ohne Fahrer und Wachbegleitung an. Auf der Suche nach Überlebenden findet Casey den von Klauen schwer verletzten Fahrer, neben dem Fiebernden entdeckt er menschliche Fußspuren und Adlerfedern. In einem nahe gelegenen Leuchtturm trifft Ruggles auf eine einsame Gestalt: eine Mutter, deren Sohn vor 12 Jahren von einem Adler entführt wurde und sie seither auf seine Rückkehr wartet. Bei einem Trupp Digger-Indianer, die gerade ein Menschenopfer darbringen wollen, kommt Casey der Sache näher: die Indianer verehren Aquila, ein Wesen halb Mensch, halb Adler, dem sie Opfer bringen, um es milde zu stimmen. Im direkten Kampf gelingt es Ruggles, Aquila zu verletzen. Der verzweifelte finale Kampf führt dann schließlich bis hin zum Leuchtturm, wo die Mutter des Wesens wartet…

Im zweiten Band der schönen Gesamtausgabe um den heroischen Westernrecken aus der Feder von Warren Tufts finden sich die Dailies 97-366, die erstmals von Januar bis November 1950 erschienen. Die ersten sechs Zeitungs-Strips setzen dabei auf die Sunday Page vom 8. Januar 1950 auf, in der ein Goldtransport von Hangtown nach San Francisco in den Fluten eines Flusses versinkt. Die folgenden Strips bilden dann insgesamt fünf abgeschlossene Handlungsbögen („Black Barney“, „The Hard Times Of Pancho And Pecos“, „Aquila“, „The Old Spanish Mine“ und „The Whisperer“), die sattsam bekannte Motive variieren: Casey Ruggles erscheint stets als der tadellose Held, der selbstlos für Gerechtigkeit kämpft, sich dabei nicht von Rassenschranken aufhalten lässt und ganz nebenbei bei der holden Weiblichkeit massiv zu punkten versteht.

Hierzu kommen nicht zuletzt aus den einschlägigen Film-Serials populäre Themen wie der maskierte Verbrecher, dessen Identität offen bleibt und dessen Geschichte Tufts nur ein Jahr später in „The Return of Black Barney“ weiterführte. Der historische Konflikt, der in Kalifornien zwischen Mexiko und den Americanos tobte, trägt zur historischen Genauigkeit bei, die in Band 1 schon bewundernswerte Detailreiche zeigte. Faszinierend aber ist vor allem die stark Fantasy-lastige Geschichte um das Zwischenwesen aus Mensch und Adler, wo Tufts das Motiv von Ikarus, des Wolfskindes und Tarzan mit dem Werwolf-Stoff vermengt und so eine Variation des seit 1940 aktiven Superhelden Hawkman kreiert. Stilecht wie in zeitgenössischen EC-Comics entsteht dabei eine beklemmende, düstere Atmosphäre, komplett mit der sprichwörtlichen „madwoman in the attic“, die im verlassenen Leuchtturm haust und auf ihren Sohn wartet.

Neben der flotten Handlungsführung faszinieren auch diese Dailies erneut durch Tufts wunderbar lyrischen Zeichenstil, der in gekonnt-feiner schwarz-weiß-Akzentuierung mit virtuosem Tusche-Einsatz Effekte erzielt, die in bester Tradition der inhaltlich aufgeladenen Beleuchtung des Noir-Kinos der 40er Jahre stehen. Lost in Translation sind allerdings leider die sprachlich-dialektalen Eigenheiten, mit denen Tufts fast jeden Charakter auszeichnet und zutiefst realistisch formt, was Uwe Baumann in seinem Vorwort vielleicht einen Tacken zu linguistisch ausführt. Bocola legt die Dailies auch in diesem Band in passendem Querformat als hochwertiges Hardcover vor. (hb)

Casey Ruggles, Band 2: Gefährliche Abenteuer in Kalifornien (1950)
Text & Bilder: Warren Tufts
96 Seiten in schwarz-weiß, Hardcover, Querformat
Bocola Verlag
19,90 Euro

ISBN: 978-3-939625-82-7

Tags: , , , , , , ,

Comments are closed.