Kann das gutgehen? Ein Jubiläum ganz ohne Geschichten von Carl Barks und Don Rosa? Schließlich ist Barks kein Geringerer als der Schöpfer von Dagobert Duck, der heuer seinen 70. Geburtstag feiert und zu dessen Ehren dieser Band hier erscheint. Eine stolze Zahl, wenngleich der Fantastilliardär damit noch lange nicht so alt ist wie sein Neffe Donald oder gar Micky Maus. Und anders als seine beiden Entenhausener Mitbürger erblickte Onkel Dagobert nicht in Zeichentrick-Form das Licht der Disney-Welt, sondern gleich als Comic-Figur, 1947 erdacht von dem genialen Carl Barks, dem „Good Artist“. Der schrieb und zeichnete für seine Geschichte „Weihnachten auf dem Bärenberg“ („Christmas on Bear Mountain“) in Anlehnung an Dickens‘ Ebenezer Scrooge einen knorrigen, geizigen Alten, (im Original entsprechend auch Scrooge McDuck getauft), der fortan immer öfter in Donald Duck Comics auftrat, immer populärer wurde und schließlich seine eigene Serie bekam.
Später nahm Don Rosa die Barks-Geschichten als Grundlage für seine epische Onkel Dagobert Biographie „Sein Leben, seine Milliarden“, die als 500-seitige Ziegel-Ausgabe seit Jahren als Dagobert’sches Standard-Werk gilt. Für den vorliegenden Geburtstags-Band verzichtete der Verlag auf diese beiden prominenten Künstler und präsentiert Themen bezogen Dagobert-Storys aus mehreren Jahrzehnten von einer internationalen Autoren- und Zeichner-Riege aus aller Welt, wobei jeder Themenbereich mit einem einleitenden Text versehen ist. So erfahren wir, dass Dagobert schon früh einen hölzernen Geldspeicher als Baumhaus baute, dessen Inhalt für die ebenfalls jungen Panzerknackerchen bereits das Objekt der Begierde war. In „Wart auf mich“ berichtet er Donald und den Neffen rückblickend, wie er als 14-Jähriger mittellos aus Schottland fortging, um in der neuen Welt sein Glück und sein Gold zu suchen (viel ausführlicher schildert das natürlich Don Rosa).
Natürlich wird auch Dagoberts Geld thematisiert, das gerne per Lastwagen angeliefert und im Geldspeicher verwahrt wird. Wie auch die Wettstreite, wer denn der Reichste ist. Meist ist hier der Gegenspieler Klaas Klever, diesmal kommt jedoch der mit der gleichen Alliteration bedachte Kuno Knäul zum Zuge. Und wer darf nicht fehlen? Natürlich die diversen Feinde Dagoberts. Allen voran natürlich die Panzerknacker, die stets auf Dagoberts Geld aus sind und genauso stets den Kürzeren ziehen. Und Gundel Gaukeley, die Zauberin, deren Ziel nicht Dagoberts Reichtum, sondern einzig dessen erster selbst verdienter Zehner ist, der daher ihrer Meinung nach magische Fähigkeiten besitzt. Hier kommt mit Dussel Duck auch eine Nebenperson aus dem Entenhausener Figuren-Kosmos zum Zuge, der man nicht ständig über den Weg läuft. Und abschließend sind Dagoberts Geschäftsideen ein Thema. So betätigt er sich als Film-Produzent und Regisseur – möglichst kostensparend natürlich und dementsprechend mit Donald als Hauptdarsteller…
Der Band bietet einen bunten Strauß an Geschichten, die optisch von traditionell an den Stil eines Carl Barks angelehnt bis in die moderne italienischen Disney-Schule reichen, vom Deutschen Jan Gulbransson bis zum Italiener Giorgio Cavazzano. Dabei werden erwartungsgemäß alle Marotten und Eigenarten des „armen, reichen Mannes“ abgedeckt, sowie die Mitstreiter wie Gegenspieler des Jubilars in Szene gesetzt. Das ist natürlich zeitlos (wie die teilweise über 50 Jahre alten Geschichten zeigen) und uns über etliche Jahrzehnte entsprechend ans Herz gewachsen. Insofern ein gelungener Band für Alt und Jung. So muss das schließlich ja auch sein. (bw)
Happy Birthday, Onkel Dagobert – 70 goldene Jahre
Text: Carl Fallberg, Jan Gulbransson u.a.
Bilder: Tony Strobl, Vicar, Jan Gulbransson, Giorgio Cavazzano u.a.
176 Seiten in Farbe, Hardcover
Egmont Comic Collection
25 Euro
ISBN: 978-3-7704-3970-6