Ferne Welten, Band 2 (Splitter)

Februar 9, 2017

Altair-3, der Planet, auf dem Paul mit seiner Familie eigentlich seinen Vater treffen wollte, zeigt weiter ein unwirtliches und ungastliches Gesicht. So hat es die Forscher-Gruppe um den Professor, der sich Paul angeschlossen hat, einzig dem kuriosen Mister Step zu verdanken, dass die Begegnungen mit wilden Bestien ohne Zwischenfälle verlaufen. Denn Mister Step, der zur Alien-Rasse der Stepanerks gehört, welche außerordentliche Fähigkeiten, wie das Antizipieren von Gefahr, besitzen, bereinigt ein ums andere mal heikle Situationen. Ein Kopfgeldjäger namens Hank Williams (keine Angst, er singt nicht) gibt Pauls Suche nach dem verschollenen Vater neue Nahrung, nur leider nicht zum Guten: denn Jonas Clauden wird inzwischen wegen Mordes gesucht! Paul verlässt die Gruppe um den Professor und Mister Step, um sich Williams anzuschließen. Gemeinsam reisen sie per Luftschiff zu den gigantischen schwimmenden Perlenfeldern, wo Paul als Perlensammler anheuert, um undercover nach seinem Vater zu fahnden. Doch leider erweist er sich als ungeeignet für den harten Job und kommt so vom Regen in die Traufe…

Das muss man ihm lassen, das macht Leo geschickt, dafür hat er ein Gespür: Gerade als sich der Fokus zu sehr auf Mister Step, jene kuriose Kreatur, die mit allen Widrigkeiten des gefährlichen Planeten zurechtkommt, zu legen droht, gibt er der Story einen neuen Impuls, eine neue Wendung. Paul erfährt von dem Kopfgeldjäger (der vorzugsweise auf Gewalt verzichtet), dass sein Vater ein Mörder sein soll. Was den Spekulationen um dessen Verbleib nur weiter Nahrung gibt. So verlassen wir einstweilen einen Schauplatz, der uns neugierig gemacht hat (und mit Mister Step eine vermeintliche Hauptfigur) und wenden uns dem nächsten zu. Was auch bedeutet, dass das Geheimnis um die verlassenen Siedlungen und der Verbleib ihrer Bewohner vorerst ungeklärt bleibt – als Futter für zukünftige Bände? Das Perlensammeln läuft dann auch ganz anders ab. Das Prozedere erinnert irgendwie an vergangene Zeiten von Sklaverei und Frondienst: gemeinsam mit anderen „Unglücklichen“ (warum tut man sich das freiwillig an?) wird Paul zu den Perlenbänken gekarrt, wo er im Wettstreit mit allerlei unsympathischem Getier und unter den Augen von grobschlächtigen Aufpassern möglichst schnell und flink die von Pflanzen ausgeworfenen Perlen auffangen muss, was natürlich gründlich in die Hose geht.

Mister Step in Aktion

Was folgt ist wieder eine neue Episode – ein neuer Begleiter, eine neue Umwelt – was im nächsten Album im wahrsten Sinne des Wortes „vertieft“ wird. Einstweilen macht die Story aufgrund ihrer Wandlung und Abwechslung schwer Laune. Überall zeigen sich Geheimnisse und Unbekanntes und/oder seltsame Begegnungen. All das wird von der Suche nach dem Vater überlagert, die sich auch nicht gerade transparent gestaltet – sehr zum Vergnügen des Lesers, der so stets sein Neugierde-Level hochhält. Und was ist nun mit den Zeichnungen? Die sind anders als bei anderen Leo-Serien (Namibia, Antares), von „Centaurus“ mal abgesehen. Icars Strich ist spitz, zackig. Seine Gesichter sind markant und ungewöhnlich zugleich (Paul mit seiner markanten Frisur), viele parallele Linien und wenig durchgehende Schwarzflächen charakterisieren seine Landschaften und Bauwerke. Aber über allem weht die typisch Leo’sche Aura des Neuen, des Unbekannten und des Ungewissen, der Drang und der Wille (samt Zufall) aus welchen Gründen auch immer einen fremden Planeten zu erforschen, auch wenn er bereits von Menschen besiedelt und kolonisiert ist. Das ewige Leo-Thema, das auch immer wieder und immer noch Spaß macht und Lesevergnügen bereitet. (bw)

Ferne Welten, Episode 2
Text: Leo
Bilder: Icar
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-471-1

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