Irgendwo im All, im Jahr 2297, auf dem Bergbaumond Aldeman: Minenarbeiter finden ein offenbar außerirdisches Artefakt, das erste seiner Art: einen Sarkophag, der majestätisch in einer Höhle thront. Das Objekt wird geborgen und in die Basis verbracht. 41 Tage später landet ein Raumschiff mit Wissenschaftlern an Bord, die den Sarkophag untersuchen und öffnen sollen. Sie finden in der Basis lauter Leichen. Die Besatzung muss sich gegenseitig aufs übelste massakriert haben. Es gibt lediglich einen Überlebenden, der augenscheinlich dem Wahnsinn verfallen ist. Auf dem Weg zurück zur Erde soll der Sarkophag untersucht werden. Doch sämtliche Scans versagen. Dazu kommt: Die Stimmung auf dem Raumschiff verschlechtert sich zusehends. Viele Besatzungsmitglieder weisen Symptome einer unbekannten Krankheit auf. Schließlich wird die Öffnung des Artefakts angeordnet. Nach etlichen Anläufen und Problemen gelingt diese, wobei dem Sarkophag ein gleißendes Licht entströmt, das einen Wissenschaftler erblinden lässt. Dann gibt das Objekt seinen überraschenden Inhalt preis. Und der Kontakt zu dem Schiff bricht unvermittelt ab…
Vielen Serien von Christophe Bec muss man – von inhaltlicher Seite betrachtet – mindestens eine weitere Chance gewähren. Nämlich in Form von Band 2. So auch hier. Bec wirft zuerst nur Fragen auf, zeigt und schildert unkommentiert Dinge und Vorgänge und pfeift vorerst auf eine Erklärung. Wie so oft bei ihm springt die Geschichte dabei zwischen diversen Handlungsfäden, Personen und auch Zeiten hin und her, ohne dass man sich einen Reim darauf machen kann. Bec liebt es, Mysterien aufzubauen, mit dem Leser zu spielen, um so Spannung und Neugierde zu erzeugen. Und ja, eine Gefahr besteht dabei auch: ab und an neigt er dazu, sich in seinen Geschichten zu verlieren (das 13 Bände umfassende „Prometheus“ ist um einige Alben zu lange geraten). Dabei bleiben oft die vermeintlichen Haupt-Charaktere blass – zumindest anfänglich. In „Eternum“ ist der rote Faden klar erkennbar. Alles dreht sich um den vermutlich außerirdischen Sarkophag, bzw. das, was er birgt, von dem offenbar Unheil ausgeht. Großes Unheil. Um dieses Leitmotiv konstruiert Bec diverse Story-Ableger und Nebenschauplätze, die wie erwartet noch für sich stehen und deren Verbindung untereinander noch unklar ist: ein traumatisierter Ex-Soldat (der zur Hauptfigur werden könnte). Ein mysteriöser Strahl, der durch das All rast. Eine irdische Sekte mit dunklen Vorahnungen.
Bec arbeitet hier mit diversen Anklängen an berühmte Science Fiction-Filme. „Aliens“, „Prometheus“ oder „Das Fünfte Element“ werden zitiert, bzw. ähnliche Motive daraus inszeniert. Die Macht im Weltraum und auf der Erde scheint in den Händen der CEES zu liegen: dem Konsortium zur Erforschung und Erschließung des Weltalls, das im ganzen All nach Rohstoffquellen sucht, nachdem die Erde schon lange restlos ausgebeutet ist. Man hält sich eine Privatarmee und hat mit Mr. Siderow einen jungen Machtmenschen als Direktor, der sich gerne mit schönen Frauen umgibt. Siderow ist es dann auch, der die menschlichen Schwächen verkörpert, die die Bergung und Öffnung des Sarkophags vorantreiben, bar jeder gebotenen Vorsicht oder Rücksicht: Habgier, Sensationslust, Arroganz und Ignoranz regieren das unheilvolle Geschehen, dem etliche Menschen zum Opfer fallen. Optisch kann man den Serien-Auftakt nur als Leckerbissen beschreiben. Jaouen Salaün, der bereits den ersten Band von Becs „Carthago Adventures“ illustrierte, präsentiert ein intensives, realistisches Artwork. Und eine geradezu sensationelle Farbgebung, die mit Neonfarben arbeitet und die Szenerien raffiniert ausleuchtet, mal grell, mal finster, mal sanft. Bis auf die Seitenränder dominiert dabei als Kontrast tiefes Schwarz. Viele kleine Panels erstrecken sich bis an den Rand. Beeindruckend. Bleibt die Frage: hat man sich mit dem Sarkophag ein trojanisches Pferd eingefangen oder gar die Büchse der Pandora geöffnet? Band 2 wird hier Klarheit bringen. Oder auch (noch) nicht. (bw)
Eternum, Band 1: Der Sarkophag
Text: Christophe Bec
Bilder: Jaouen Salaün
48 Seiten in Farbe, Softcover
Splitter Verlag
14,80 Euro
ISBN: 978-3-95839-321-9
Diese Rezension wurde zuerst auf comic.de veröffentlicht.