
Urlaub braucht jeder mal, sogar ein Mitternachtsdetektiv: weil Batman reichlich gestresst ist, schickt ihn Polizeichef Gordon höchstpersönlich auf Reisen. Als auf dem Schiff in Richtung Irland ein kleiner Junge über Bord geht, muss Bruce Wayne natürlich dennoch eingreifen. Angekommen auf der Insel Arin vor der Küste Irlands zeigt man sich höchst erfreut und besteht darauf, dass der Gast aus Amerika im Hause übernachtet. Dort hört Bruce eine erschreckende Geschichte: im Schloss des früheren Inselherren König Hugh herrsche das Böse, das Wasser in den Fischereigründen habe sich rot verfärbt, der Tod geht um auf der Insel. Schnell findet Batman heraus, dass der vorgebliche Spuk durchaus handfeste Ursachen hat – auch wenn es immer mehr unerklärliche Vorfälle gibt…
Eine dunkle Gestalt durchstreift Gotham City: als Swamp Thing in der Stadt auftaucht, will Batman den vermeintlichen Unhold dingfest machen. Dabei verfolgt das Sumpfding doch nur die Drahtzieher des Hinterhalts, dem seinerzeit Alec Holland und seine Frau zum Opfer fielen, worauf die Dame starb und er selbst zum Sumpfwesen mutierte. Niemand anders als Bruce Waynes Mitarbeiter Ellery führt unter dem Decknamen Mr E den Schmugglerring Conclave, der sich damals auch in die Experimente im Sumpf einmischte. Im Penthouse von Ellery kommt es zur schicksalhaften Konfrontation von Swamp Thing, Batman und den Lumpensöhnen…

Als Alfreds Nichte Daphne ihrem Onkel einen Hilferuf per Brief schickt, verliert Batman keine Zeit: wenn die Dame sich in Gefahr wähnt, muss er natürlich nach dem Rechten sehen. In der Villa Gothos, wo sich Daphne als Hauslehrerin verdungen hatte, gehen in der Tat seltsame Dinge vor: Hausherr Heathrow hat sich selbst zum Hohepriester des Dämons Balek erkoren, den er beschwören will, indem er ein Menschenopfer darbringt. Die Wahl dafür fällt auf Daphne, die der verstorbenen Hausherrin täuschend ähnlich sieht. Als auch Batman den Dämonenjüngern in die Falle geht, ist er auf wahrlich geisterhafte Hilfe angewiesen…
Die Jagd nach dem eiskalten Mörder Kano Wiggins führt Batman in ein abgelegenes Waldstück, wo ein Hüne namens Goliath ihn zunächst von der Verbrecherhatz abhält. Batman lernt eine zutiefst bizarre Truppe kennen: Charley Bones, seine Freundin Maud, der Riese Goliath und der mutierte kleine Flippy gehörten einer Zirkustruppe an, die irgendwann weiterzog und die Absonderlichkeiten zurückließ, die seitdem im Wald wohnen. Als Charley ermordet wird, fällt der Verdacht auf den immer noch flüchtigen Wiggins, aber Batman sammelt schnell Hinweise, dass der Missetäter in den Reihen der bunt zusammengewürfelten Familie zu finden sein muss…

Batman goes Horror! Als man sich Anfang der 70er mühte, Batman vom kinderfreundlichen Clown der knallbunten Zack-Bumm-TV-Serie der 60er Jahre (die aus heutiger Sicht durchaus ihren eigenen, naiven Charme hat) wieder mehr in Richtung der düsteren Anfangsjahre zu rücken, setzten Teams wie Denny O’Neil, Neal Adams (die ja auch die Helden aus der zweiten Reihe Green Arrow und Green Lantern zu den Hard Travelling Heroes und damit zu Spiegeln der US-Gesellschaft der 70er machten), Len Wein und Dick Giordano auf realistischere, teilweise Storylines, die die detektivischen Fähigkeiten des Spitzohrs in den Mittelpunkt stellten.
Im Rückgriff auf frühere, unheimliche Kontrahenten Batmans wie etwa dem Monk oder auch Hugo Strange entstanden zu dieser Zeit auch diverse Episoden mit direkten Horror-Anklängen, die diese Anthologie kongenial versammelt. Los geht’s mit „Red Water, Crimson Death“ des Gespanns O’Neil und Adams, erstmals erschienen in The Brave and the Bold 93 von 1971. Das in dieser Reihe übliche Crossover bringt dieses Mal keinesfalls einen anderen Superhelden, sondern den Erzähler Cain aus der DC-Grusel-Reihe „House of Mystery“. Cain führt quasi als Moderator durchs Geschehen, wie das in den 80ern auch der Creep in dem Stephen King/George A. Romero-Horror-Comic-Hommage „Creepshow“ tun sollte, und erlaubt sich sogar eine kleine Anspielung, als er feststellt, Batman sei ja nun im Haus des Terrors angekommen. Die übernatürlichen Elemente bleiben angedeutet, der Geist von König Hugh scheint einzugreifen – seltsam, aber so steht es geschrieben, würde das in den seligen Gespenstergeschichten heißen.

In „Night of the Bat“ (im Original enthalten in Swamp Thing 7 von 1973) von Len Wein treffen Sumpfding und Batman aufeinander, die gleich eingangs mit einem Zitat aus Coleridges „Rime of the Ancient Mariner“ als jeweils gehetzte, ruhelose Gestalten charakterisiert werden. Wunderbar inszeniert von Bernie Wrightson, präsidiert Bruce Wayne im Geiste der 70er über seine Foundation, das stumme Sumpfding sieht sich universell missverstanden, aber die Rache ereilt den schurkischen Kartellchef – ganz ohne übernatürliche Mächte.
Die kommen dann in „The Demon of Gothos Mansion“ (aus Batman 227 von 1970) umso deutlicher zum Tragen: in der geisterhaften Gestalt der alten Hausherrin über die exakt so gekleidete Daphne bis hin zu einer raffinierten Todesfalle, in der sich das Podest immer weiter absenkt und sich so die Schlinge um Batmans Hals zuzieht, verneigt sich Denny O’Neil hier mehr als eindeutig vor dem großen Gruselmeister Edgar Allen Poe und seinen Klassikern „Pit and the Pendulum“ und „Ligeia“.

In „A Vow From The Grave“ (Detective Comics 410 von 1971) schließlich entfalten Denny O’Neil und Neal Adams eine düster inszenierte Hommage an Tod Brownings legendäres Skandalwerk „Freaks“, wobei die detektivischen Hinweise zum Mitraten animieren. In der Mitte eingestreut ist die kleine Vignette „The Batman Nobody Knows“ aus Batman 250 von 1973, in der bei einem Zeltlager drei Jungs ihre Vorstellung von Batman präsentieren, die von einem Ungetüm über einen Technik-Wizard bis hin zu einer Kombination aus Größen der 70er-Szene reichen: „Er ist wie Muhammed Ali – Jim Brown – Shaft – und Superfly in einem!“
Somit eine wunderbares Kompendium, das bei Panini im mächtigen Großformat erscheint (und das komplett ohne Sidekick Robin auskommt). Und wer jetzt den Gedanken nicht los wird, dass diese Zusammenstellung doch irgend schon mal hierzulande zu haben war, dem sei ein Blick in Ehapas Batman Superband 9 empfohlen: in der gewohnt ruppigen Darbietung mit krudem Lettering, eigenwilliger Kolorierung, fantasievoller Panel-Aufteilung (eine Anzeige für ein Nachfolge-Heft wurde flugs durch ein Batman-Quiz ersetzt) und vor allem mehr als freier Übersetzung (so etwa fielen das Coleridge-Zitat und der Verweis von Cain auf das Haus des Terrors einfach unter den Tisch, offenbar dachte man, das versteht ja eh keiner) konnte man als Kind der 70er dort schon einmal unter dem Titel „Batmans unheimliche Abenteuer“ die gleiche Auswahl mit heißen Ohren erleben. Was wir im Erscheinungsjahr 1979 denn auch weidlich taten. (hb)
Batman Klassiker: Batmans unheimliche Fälle
Text & Story: Denny O’Neil, Frank Robbins, Len Wein
Bilder: Neal Adams, Irv Novick, Bernie Wrightson, Dick Giordano
80 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
29 Euro
ISBN: 978-3-7416-4577-8