Eigentlich will der ex-Testpilot Hal Jordan ja nur seine Ruhe haben. Mit seinen Chefs auf Oa hat er sich verkracht, bei seinem Arbeitgeber Ferris ist er rausgeflogen, man könnte sich also endlich mal einfach entspannen. Das wird aber nichts, da ihm in der Wüste ein paar gestaltwandlerische Aliens auflauern und er auf die Spur von lumpenhaften Raumpiraten kommt, die bei einem Raubzug ein wertvolles Artefakt erbeutet und obendrein eine Lantern gemeuchelt haben. Das kann natürlich nicht angehen, Herr Jordan meldet sich auf Oa zum Dienst zurück und nimmt erst mal den Piratenboss, eine ekelhaftige Spinne, durchaus rabiat in den Schwitzkasten.
Das Kroppzeug erzählt ihm, die ganze Sache sei eigentlich nur ein Ablenkungsmanöver, was sich bewahrheitet: der in einer Parallelwelt gefangene Evil Star wird befreit und schließt sich den Blackstars um den Mastermind Mu an, die seine Sternenbänder als ultimative Waffe nutzen wollen. Denn eigentlich geht es um die Versteigerung einer ganz besonderen Kostbarkeit: nichts anderes als die Erde erbeuten die Fieslinge, verkleinern sie auf handhabbare Größe und bieten sie im Rahmen einer illegalen Auktion feil. Das Lantern Corps kann nur zusehen, wie eine seltsame Gestalt, die sich „Hirte“ nennt, die Erde ersteigert und sich mit dem Planeten nebst Bevölkerung auf und davon macht…
Rabiat, rücksichtslos, draufgängerisch, brutal und vor allem geradeaus – so ist der Hal Jordan, den uns Grant Morrison in seinem Lantern-Reboot hier serviert. Das tut auch not, denn auch die Widersacher der Grünen Laternen kennen keine guten Manieren: da werden ganze Welten unterjocht, Kinder versklavt und auch ansonsten keine Gefangenen gemacht. Alles im Dienste des schnöden Mammut, der direkt beschworen wird – eine Parodie auf den Raubtier (hier wohl eher Alien-) Kapitalismus, vor dem manch einer durchaus Angst zu haben scheint. Mr. Jordan himself agiert in diesem schrägen Szenario als intergalaktischer Cop in Stile der 80er-Action-Welle und schreckt auch vor Prügeleien und Mord nicht zurück – aber nur, wenn es die Widersacher nicht anders verdient haben, versteht sich.
Dabei spart Morrison auch nicht an einer gehörigen Prise Humor: Evil Star erläutert wortreich, warum er seinen Namen bewusst als böse Replik auf die Green Lanterns gewählt habe, was die ja durchaus ähnlich benannten Blackstars amüsiert zur Kenntnis nehmen. Liam Sharp inszeniert das intergalaktische Getöse durchaus gekonnt, mit spaßigen Lantern-Varianten (u.a. eine Lantern mit Vulkankopf) und vor allem jeder Menge 70er-SF-Flair, das vor allem die ältere Leserschaft ansprechen sollte. Auch wenn diese durchaus beachtete Serie, die hier als Sammelband erscheint, in den USA nach 12 Ausgaben im Oktober 2019 schon wieder beendet wurde, steht Grant Morrison mit „Green Lantern: Blackstars“ bereits wieder neu am Start – wir sind gespannt, wie er die Geschickte der Laternen weiter ummodelt. (hb)
Green Lantern, Band 1: Pfad in die Finsternis
Text: Grant Morrison
Bilder: Liam Sharp
156 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Verlag
16,99 Euro
ISBN: 978-3-7416-1524-5