Borgia, Band 4 (Splitter) | Comicleser

Borgia, Band 4 (Splitter)

November 10, 2025
Borgia, Band 4: Alles ist eitel (Splitter Verlag)

Herbst 1494. Nachdem der Neapel-Feldzug von Karl VIII. ein überraschendes Ende fand, kann sich Cesare Borgia, der Karls Geisel war und sich nun in Macchiavellis Haus in Florenz versteckt, endgültig wieder frei fühlen. Und schmiedet gleich große Pläne: ganz Italien erobern und selbst Papst werden. Dass mit Alexander VI. der eigene Vater dabei im Wege steht – geschenkt. Doch es kommt anders. Alexander verbietet Cesare als Kardinal und damit als Geistlicher, ein Heer zu führen und übergibt das Kommando an Giovanni, seinen Lieblingssohn, worauf sich Cesare mit seinem Vater überwirft. Bald danach wird Giovanni ermordet aus dem Tiber gezogen, weshalb die Karten bei Vater Alexander und Sohn und vermeintlichen Brudermörder Cesare dramatisch neu gemischt werden müssen…

Die Geschichte schließt direkt an den letzten Band an, wobei sich die Ereignisse nun regelrecht überschlagen und Autor Alejandro Jodorowsky fast überhastet vorgeht. Lucrezias Schicksal wird relativ kurz und tragisch abgefrühstückt, während sich der Fokus der Handlung immer mehr auf Cesare verlagert, der schließlich doch zum Feldherren avanciert, mit dem Segen des Vaters und aufgrund von fehlenden Alternativen. Cesare kann in seinem neuen „Job“ Erfolge feiern, auch mit Hilfe von Leonardo da Vinci. Dann endet die Geschichte abrupt, zumindest in ihrer bisherigen erzählerischen Form. Denn wir springen ins Jahr 1497 und sehen Micheletto, den Auftragsmörder der Borgias, zu seiner Mutter nach Kalabrien zurückkehren. Ihr und damit uns berichtet Micheletto nun in Rückblenden das Schicksal und das Ende der Borgias.

Hat sich Jodorowsky in den Vorbänden auf die (natürlich durchweg negativen) Gerüchte und Legenden gestützt, die sich rund um die Familie der Borgias ranken, nimmt er sich nun handlungstechnisch einige durchaus gewagte Freiheiten, die mit der tatsächlichen Historie endgültig brechen. Was in erster Linie die Tode der Hauptfiguren betrifft, begonnen bei Karl VIII. bis zu Alexander VI. Auch der Einsatz der von Leonardo entworfenen, revolutionären Kriegsmaschinen ist Fiktion (wobei er tatsächlich für Cesare tätig war). Lediglich Giovanni Borgias Ermordung und der Fund seiner Leiche im Tiber entsprechen historischen Tatsachen. Ansonsten verfolgt Jodorowsky hier konsequent seine erzählerische Linie weiter, indem er die Handlung mit allerlei Grausamkeiten und moralischer Verkommenheit anreichert, mit denen in erster Linie die Familie Borgia dämonisiert wird.

Und auch im abschließenden Band stellt Milo Manara seine große Kunst unter Beweis. Erneut in den Massen- und Kriegsszenen, die in den Rückblenden des Berichts von Micheletto farblich zurück genommen sind, wie auch bei den nächtlichen Stadtansichten, die als Gegenpol zu den derben Sequenzen romantisch-atmosphärisch glänzen, eben als man am Ufer die Leiche Giovannis findet. Einige Illustrationen, bzw. Bildausschnitte von Panels zeigen feine Details von Manaras Strich und mit einem Kunstdruck, der auch diesem Band beigefügt ist, verabschieden wir uns dann endgültig von den Borgias, die genauso vergangen sind wie ihre Macht. Omnia vanitas eben. (bw)

Borgia, Band 4: Alles ist eitel
Text & Story: Alejandro Jodorowsky
Bilder: Milo Manara
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
22 Euro

ISBN: 978-3-68950-061-0

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