Borgia, Band 1 (Splitter)

Juni 30, 2025
Borgia, Band 1: Blut für den Papst (Splitter Verlag)

Rom, im geschichtsträchtigen Jahr 1492. Während draußen vor den Palästen der Bußprediger Savonarola in seinen Tiraden die Missstände und den Verfall der Sitten in der heiligen Stadt anprangert, bahnt sich im Vatikan das Ende des todkranken Papstes Innozenz VIII. an. Kardinal Rodrigo Borgia will unbedingt dessen Nachfolger werden, muss sich aber zuerst mit weltlichen Dingen beschäftigen. Denn im Haus seiner Mätresse Vanozza Catani, wo auch die vier gemeinsamen Kinder leben, geht angeblich die Pest um. Was sich zumindest im Falle von Vanozza als Fehldiagnose erweist. Später überlebt Rodrigo einen Giftanschlag. Danach ist er wieder ganz in seinem Element, als das Konklave zur Wahl des neuen Papstes startet…

Die Borgia, berühmt berüchtigt. Und mächtig. Der Vierteiler von Autor Alejandro Jodorowsky (inzwischen stolze 96 Jahre alt) und Zeichner Milo Manara beginnt mit Rodrigo Borgia, der als Papst Alexander VI. in die Geschichte einging (er „regierte“ von 1492 bis 1503). Wie damals tatsächlich schon fast üblich und kaum kaschiert, machten sich die hohen religiösen Würdenträger nichts aus Keuschheit und Zölibat. So hielt sich Rodrigo zwanzig Jahre lang Vanozza als Mätresse (davor und danach gab es noch andere), eine Beziehung, die vier Kinder hervorbrachte, darunter Lukrezia Borgia, die am Schluss des Bandes im Mittelpunkt steht. Man lebte fast wie eine Familie zusammen, halb offiziell und ganz ungeniert.

The Man you love to hate – dieses ursprünglich Erich von Stroheim zugesprochene Attribut passt auch bestens zu Rodrigo Borgia, eine typische Jodorowsky-Figur: Man vermag ihm keine Sympathien entgegen zu bringen, ist von ihm aber dennoch fasziniert. Ein Machtmensch, zwar liebevoll (immerhin halbwegs) zu seiner Familie, aber auch dort bestimmend. Gegner räumt er aus dem Weg, skrupellos und eiskalt, wobei er auch vor drastischen Massakern nicht zurückschreckt. Ein kleiner Segen für die Toten und Gemeuchelten – und weiter geht’s. Gewissensbisse braucht es dann nicht mehr. Inhaltlich und optisch bleibt es also deftig, wobei Jodorowsky sich in erster Linie auf die Legenden stützt, die über die Borgias schon bald in Umlauf kamen und sich hartnäckig hielten, die ihnen einen verwerflichen bis obszönen Charakter attestieren. Viele davon sind nicht erwiesen oder gar inzwischen längst widerlegt.

So wechseln deftige Szenen und Gewaltausbrüche mit den für Milo Manara typischen Pikanterien ab. Manara inszeniert das Geschehen so opulent wie farbenfroh, ohne dabei knallig zu wirken – in seinen späteren Werken, wie „Caravaggio“, nimmt er die Farben deutlich zurück. Die Geschichte der Borgia erschien bei uns von 2006 bis 2010 bei Kult Editionen und danach gesammelt als Band 15 der Manara Werkausgabe bei Panini (im April 2015). Nun bringt Splitter die Reihe wieder in Einzelalben, wie gehabt in vorbildlicher Aufmachung, jeweils mit einem schmucken Kunstdruck garniert. Band 2 ist bereits erschienen. Der dritte Teil kommt im September. (bw)

Borgia, Band 1: Blut für den Papst
Text & Story: Alejandro Jodorowsky
Bilder: Milo Manara
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
22 Euro

ISBN: 978-3-68950-058-0

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