Bob Morane, Band 7 (All Verlag) | Comicleser

Bob Morane, Band 7 (All Verlag)

September 22, 2025
Bob Morane, Band 7: Die Puppen des Gelben Schattens (All Verlag)

„Lachen“ uns da auf dem Cover etwa die Gifticks entgegen? Oder Verwandte von Chucky, der Mörderpuppe? Weit gefehlt, wenn auch nicht ganz. Wie der Titel des neuen Bob Morane Bandes ankündigt, spielen tatsächlich Puppen hier eine unheimliche Hauptrolle. Doch zurück zum Anfang: Nach einem vergnüglichen Abend schlendern Bob Morane, Bill Ballantine und Nathalie Wong durch die regnerischen Straßen von San Franciscos Chinatown, als ihnen ein Mann in die Arme läuft, der völlig aufgelöst berichtet, dass er von Spielzeugpuppen angegriffen wurde. Natürlich schenken die drei dem Fremden keinen Glauben. Was sich schnell ändert: In der Nacht wird Bob in einem vermeintlichen Alptraum von ebensolchen Puppen attackiert. Woraufhin Bill einen Puppenschuh entdeckt!

Dann ist plötzlich Nathalie verschwunden, mitsamt der Puppen aus ihrer Kindheit. Und auch andere, bisher unaufgeklärte Verbrechen der jüngeren Zeit stehen offenbar in Verbindung mit Puppen. Für Polizeileutnant Saloni rücken dann tatsächlich Bob und Bill als Verdächtige in den Mittelpunkt. Beide werden sogar kurzfristig festgenommen. Später observieren Bob und Bill das Puppengeschäft, das der scheinbar verwirrte Mann am Abend zuvor erwähnte. Sie warten lange, entdecken dann aber eine Gestalt, die den Laden betritt und die ihnen verdächtig bekannt vorkommt…

Auf die Idee, dass Spielzeugpuppen gestandene Mannsbilder wie Bob Morane und Bill Ballantine angreifen, muss man erstmal kommen. Auch Bill kommentiert die skurrile Situation des Öfteren in diese Richtung auf gewohnt süffisante Art (einmal wendet er sich sogar direkt an uns Leser). Autor Henri Vernes zieht sein schräges Puppen-Motiv aber konsequent durch, das spätestens dann einen unheimlichen, ja dämonischen Aspekt bekommt, als klar wird, wer hinter den vermehrten Angriffen durch Puppen steckt. Wer das ist verrät uns ja dankbarerweise vorab der Titel. Nur das Warum erfahren erst viel später im Fortgang der Story.

Die gestaltet sich im Prinzip wie eine einzige Flucht. Bob und Bill finden sich ständig in der Defensive. Sie werden gehetzt und gejagt, nicht nur von den Puppen, die sich zusätzlich als bärenstark erweisen, sondern auch von den stummen Schergen des Gelben Schattens, den Dacoits (eigentlich burmesische Mörder, die aussehen wie Vogelscheuchen), denen sie immer wieder entkommen müssen. So entsteht eine brenzlige Situation nach der anderen. Später bekommen Bob und Bill noch unerwartete Hilfe und ein Science Fiction Element hält Einzug in die Story, das das dynamische Duo zu einer Art unzerstörbaren Superhelden werden lässt. Bis man dann schließlich dem vermeintlichen Endgegner gegenüber steht.

Die (Flucht-) Geschichte wird fast ohne Atempausen erzählt, ständig prügeln sich Bob und Bill mit und durch ihre Verfolger, entkommen stets nur um Haaresbreite, mit Glück oder auch mit Verstand. Hat man das Puppen-Motiv einmal akzeptiert, macht die Story einen Heidenspaß, zumal Zeichner William Vance in Sachen atmosphärische Darstellung wieder alle Register zieht, ob in einer Feuersbrunst, auf einem Schiffsfriedhof oder in der Kanalisation. Manche Panels hält er in Schwarz-Weiß oder gibt nur einen Farbklecks hinzu – dass das Album schon 55 Jahre auf dem Buckel hat, sieht man ihm nicht an. Die Geschichte erschien bei uns bisher nur einmal, nämlich bei Feest im Jahr 1989. Der Band ist auch wieder als limitierte Vorzugsausgabe erhältlich, inkl. Schutzumschlag und nummeriertem Druck. Zum gleichzeitig erschienen Band 8 in Kürze mehr. (bw)

Bob Morane, Band 7: Die Puppen des Gelben Schattens
Text: Henri Vernes
Bilder: William Vance
48 Seiten in Farbe, Hardcover
All Verlag
17,80 Euro

ISBN: 978-3-96804-346-3

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