Sweetville, eine verschlafene Kleinstadt irgendwo in den USA, Mitte der Fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Hier ist kaum was los, bis auf ein Wochenende im Jahr. Dann steigt ein kurioser Wettbewerb um die süßeste aller Früchte. Und über den soll der Journalist Steven einen Zeitungsartikel schreiben. Hauptkonkurrenten bei diesem Wettbewerb sind die Senioren Larry und Ronald, einst dicke Freunde, nun er- und verbitterte Rivalen.
Larry gewann die letzten Male, Ronald hatte stets das Nachsehen. Das soll sich in diesem Jahr ändern, wobei Ronald auf wundersame Weise tatsächlich die besseren Karten zu haben scheint. Dann sind da noch Linda, die Bedienung im örtlichen Diner und ihr Freund Gary, der Sohn Larrys. Außerdem die alleinstehende, vermögende Pamela, ein Maler und sein heimliches Aktmodell und einige andere…
Was Autor und Zeichner Gabriele di Caro, bei Splitter auch mit dem erotischen Dreiteiler „Maison Fleury“ vertreten, hier präsentiert, ist zumindest bisher mehr ein Tableau als eine stringente Story. Wir lernen zahlreiche Personen kennen, die in Sweetville leben, erfahren mehr über ihre Beziehungen, wobei die Geschichte(n) rund um den kuriosen Wettbewerb den roten Faden darstellen.
Nicht minder kurios ist der Einsatz von Fantasy Elementen, die jedoch nicht wirklich wie Fremdkörper wirken. Dabei scheint es fast logisch, dass die titelgebenden süßesten aller Früchte kein Obst sind. Denn immerhin – das wird aus der obigen kurzen Inhaltsangabe nicht klar – haben wir es hier mit einem Titel aus dem inoffiziellen Splitternackt Label des Verlages zu tun, in dem beispielsweise auch diverse einschlägige Werke von Milo Manara erscheinen.
Entsprechend reichert di Caro seinen Band regelmäßig mit expliziten Szenen an, in denen die durchweg üppigen Damen mit ihren Partnern agieren: Linda zeigt nymphomane Züge, wickelt ihren Kollegen Kenny um den Finger, ist aber mit Gary zusammen und pflegt bei ihrer Arbeit im Diner eindeutig zweideutige Dialoge. Nancy, die vermeintlich treue Ehefrau, die ihre Nachbarin stets kritisch beäugt, lebt ihre Triebe beim Maler aus und Pamela nimmt den Obdach suchenden Journalisten nicht nur in ihrem Appartement auf.
Die Herren der Schöpfung kämpfen derweil auch durchweg mit ganz speziellen Problemen, sei es Eifersucht, Alkohol, Kriegstraumata oder Geldschulden. Und auch unsere beiden alten Rivalen, die wir zusätzlich in Rückblenden sehen, haben eventuell eine Leiche im Keller. Wohin uns das Ganze inhaltlich führt zeigt dann hoffentlich Band 2.
Zeichnerisch gibt sich di Caro keine Blöße. Er fängt das amerikanische Kleinstadt-Leben und –treiben der Fünfziger Jahre gekonnt ein, mit leicht überzeichneten Figuren in einem feschen, schnittigen Strich und in stimmigen Farben. In bester franko-belgischer Manier also. Der Band ist auch als limitierte Vorzugsausgabe erhältlich (siehe rechts), mit Variant-Cover und einem exklusiven Druck. (bw)
Die süßeste aller Früchte, Band 1
Text & Bilder: Gabriele di Caro
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
19,80 Euro
ISBN: 978-3-68950-070-2