Lawmen of the West (Splitter) | Comicleser

Lawmen of the West (Splitter)

August 14, 2025
Lawmen of the West (Splitter Verlag)

Gesetzeshüter aller Art sind das Thema von Tiburce Ogers neuer Wild West Anthologie. Es ist bereits die Vierte nach „Go West Young Man“, „Indians!“ und zuletzt „Gunmen of the West“. Dabei sind die Lawmen erstaunlich vielfältig aufgestellt und reflektieren nicht selten die amerikanische Geschichte bzw. die der Frontier, des Wilden Westens. Dreizehn Kurzgeschichten werden uns diesmal kredenzt (inkl. des Einseiters von Ralph Meyer), die wieder in eine kleine Rahmenhandlung eingefasst sind, welche erneut Zeichner Paul Gastine beisteuert. Wie viele seiner Kollegen, die hier in dem Band vertreten sind, ein Zeichner mit Western-Erfahrung („Bis zum bitteren Ende“, ebenfalls bei Splitter erschienen).

Gastines kleine Story verbindet die neue Zeit, den Fortschritt, mit einem traditionellen Gesetz des Westens, nämlich das vermeintliche „Recht“ des Stärkeren: 1925 wird ein Journalist, auf einem Motorrad in der Wüste von Utah unterwegs, von zwei Halunken erschossen. Bei sich trägt er ein Notizbuch mit gesammelten Geschichten über die Lawmen des Westens, die nun in der Folge als kurze Episoden chronologisch serviert werden. Schöne leuchtende Farben und ein filigraner Strich kennzeichnen die beiden Seiten Gastines. Von 1925 geht es zuerst zurück ins Jahr 1813. Die Minutemen waren damals eine Miliz, die sich aufgrund der massiv ausgedünnten amerikanischen Armee bildete. Man bekämpfte noch immer die Briten und deren indianischen Verbündete. Eine Rachestory, in atmosphärischen Nachtszenen verpackt von Ronan Toulhoat (u.a. „Die Totenkopfrepublik“).

Zeichnerisch etwas schwächer präsentiert sich dann „Die Schlacht von Walker’s Creek“, die 1844 geschlagen wurde: Eine junge Weiße wird von Indianern entführt, ein Texas Ranger macht sich auf die Suche. Ein Motiv, das natürlich an den John Ford Filmklassiker „The Searchers“ erinnert. Dominique Bertails Episode (ab 1852 spielend) bildet dann ein erstes Highlight des Bandes, sowohl was die Ausführung in seinem typischen monochromen Stil, als auch die Story betrifft, die einen schönen Twist ans Ende setzt. Der Gesetzeshüter, ein US-Marshal, spielt hier nur eine Nebenrolle. Die Pinkerton-Detektivin Kate Warne, die 1861 entscheidend hilft, ein Attentat auf Lincoln zu verhindern (nutzt bekanntlich letztendlich nichts) und das widersprüchliche Leben von Henry Plummer, der Schurke und Sheriff in einer Person war (1862) stehen im Mittelpunkt der nächsten Episoden, ehe ein Kopfgeldjäger 1864 einen dreckigen Job erledigen will – inkl. erneut überraschendem Ende.

Nun folgt wieder ein optisches Highlight, für das Zeichner Jef (u.a. „Geronimo“, „Tomboy“) verantwortlich ist: in opulent-düsteren Bildern bekämpfen sich zwei bestenfalls halbseidene Banden, beide von „Gesetzeshütern“ angeführt, gegenseitig („Die Unschuldigen“). Inzwischen sind wir im Jahr 1872 angelangt. In „Die Schmiede“ wehrt sich der farbige Texas-Polizist Jim Werner gegen eine schurkische Übermacht, winterlich stimmungsvoll inszeniert von Dimitri Armand („Sykes“, „Texas Jack“). Mit einem weiteren Highlight geht’s weiter – Mario Milano (u.a. „Touna Mara“ im All Verlag) zeichnet ganz in der Tradition eines Jean Giraud die späte Rache eines indianischen Dolmetschers in New Mexico (1884, „Das rote Hemd“).

Die meisten Personen, die in den Kurzgeschichten auftreten, sind übrigens tatsächlich historische Figuren, wenn auch nicht aus der ersten Riege der „Westernhelden“. Kate Warne, Henry Plummer und Jim Werner gab es wirklich. Mit am Bekanntesten dürfte dabei Richter Isaac Parker sein, der berüchtigte „Hanging Judge“, der hier gemeinsam mit seinem Henker George Maledon (ebenfalls eine historische Figur) in zwei Episoden thematisiert wird und der bereits einen Auftritt in Lucky Luke spendiert bekam (in „Belle Starr“, Band 69). Auch ist auch die Heldentat von Sheriff Commodore Perry Owens verbürgt, der 1887 in den Pleasant Valley War zwischen Rinder- und Schafzüchtern eingriff („Töten Sie ihn nicht, Sheriff!“, gezeichnet von Richard Guérineau).

Wie schon seine Vorgänger erweist sich auch dieser Anthologie-Band als sehr unterhaltsam weil abwechslungsreich. Einmal wegen der unterschiedlichen Zeichenstile – die allesamt dem Realismus verbunden sind – samt angepasstem Lettering. Und dann natürlich inhaltlich. Denn es ist viel los an der viel zitierten Frontier. Am Ende, in der Episode mit dem Henker Maledon, die 1901 spielt und von Corentin Rouge gezeichnet ist, wird der Wilde Westen schon zur Schau und zitiert sich selbst. Und einer unserer Protagonisten, der US-Marshal Bill Tilghman, verfilmte sein Leben in Western-Stummfilmen. Mit sich selbst in der Hauptrolle. Da war der Westen schon weitgehend Geschichte. Macht Tiburce Oger mit seinen Anthologien weiter? Wir sind gespannt. Die Frauen des Westens wären noch offen… (bw)

Lawmen of the West
Text & Story: Tiburce Oger, Hervé Richez
Bilder: Dominique Bertail, Paul Gastine, Ronan Toulhoat,
Jef, Laurent Hirn, Ralph Meyer, Xavier Besse, Dimitri Armand,
Chris Regnault, Laurent Astier, Richard Guérineau,
Corentin Rouge, Mario Milano, Alain Mounier
120 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag

25 Euro ISBN: 978-3-68950-035-1

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