Borgia, Band 2 (Splitter) | Comicleser

Borgia, Band 2 (Splitter)

August 26, 2025
Borgia, Band 2: Macht und Inzest (Splitter Verlag)

Kardinal Rodrigo Borgia ist nun Papst Alexander VI. Doch das gemeine Volk akzeptiert ihn nicht, man spricht respektlos davon, dass Gott seit der Regentschaft des Borgia-Papstes Rom vergessen habe. Rodrigo will diesen Missstand schleunigst ändern und arrangiert daher mit Hilfe seines treuen wie grausamen Handlangers Micheletto eine Bluttat, für die man mit einem debilen Hundeknecht schnell einen Täter präsentiert, ihn stilecht im Kolosseum hinrichtet und damit wieder Sympathien beim Volk erntet. Brot und Spiele eben. Dann geht es ans Heiraten. Denn schließlich will Rodrigo Borgia seine (weltliche) Macht nicht nur sichern, sondern auch vergrößern. Um Gefahren und Bedrohungen von außen zuvorzukommen, verheiratet er seine Tochter Lucrezia mit dem Herzog Giovanni Sforza, dem mächtigsten Mann Mailands – natürlich eine reine Zweckheirat…

Autor Alejandro Jodorowsky setzt mit diesem Band, dem zweiten von vieren, die Geschichte der Adelsfamilie fort, die im ausgehenden Mittelalter großen Einfluss auf die religiösen und weltlichen Geschicke Roms hatte und dabei zwei Päpste stellte. Nachdem Papst Alexander VI. sein Ansehen auf gewohnt perfide Art und Weise beim gemeinen Volk wiedergewonnen hat, geht es ihm um die Sicherung und Mehrung seiner (weltlichen) Macht. Dazu lässt er Macchiavelli seine inzwischen heiratsfähige Tochter Lucrezia aus dem Kloster holen, die dann auch in den Fokus der Handlung tritt. Sie soll den unattraktiven und wesentlich älteren Herzog („Ein Greis von vierzig Jahren“) ehelichen (und zeigt dabei auch keinen Widerstand), eine Heirat, die ausschließlich politisch motiviert ist.

Auch hier im zweiten Teil stützt sich Jodorowsky sich bei seiner „Familienchronik“ zwar auf die historischen Eckpunkte, zelebriert aber ansonsten gerne und ausführlich die meist berüchtigten, weil negativen Legenden, die sich um die Familie Borgia hartnäckig ranken, trotz besseren Wissens. Moral und Gewissensbisse sind den Borgias fremd. Lucrezia steigt freimütig und freilich mit dem Segen ihres Papst-Vaters mit ihrem Bruder Cesare ins Bett und pflegt diese inzestuöse Beziehung auch. Dazwischen feiert man wilde, ausschweifende Orgien, wozu auch die Hochzeitsfeier zählt. Auch Cesare Borgia, der älteste Sohn, wird näher beleuchtet. Der viel lieber Soldat sein will, als kirchlicher Würdenträger und der seine Religion ganz ungeniert verteufelt. Moralische Verkommenheit zugunsten politischer Machtgelüste.

Milo Manara setzt Jodorowskys Skript einmal mehr beeindruckend in Szene. Freizügige, derbe Sequenzen in großzügig gestalteten Bildern, genauso wie die grausamen Bluttaten und andere Brutalitäten, die es ebenfalls in sich haben. Auch schafft er ausdrucksstarke, direkt kolorierte Panels, was die Figuren betrifft, die als Wimmelbilder angelegten orgiastischen Ausschweifungen oder die prunkvollen neuen Paläste Roms samt opulenter Ausstattung und Deckengemälden. Oder das schon verfallene Kolosseum, das von alter römische Macht kündet, das erneut Schauplatz von blutigen Darbietungen wird und das dazu fast im Kontrast in romantisierende Grünlandschaften gebettet ist. Fazit: teilweise harte Jodorowsky-typische Kost, dargeboten in wunderbaren Bildern. Wie bei allen Manara-Neueditionen des Verlags ist auch hier ein Kunstdruck als Bonus enthalten. (bw)

Borgia, Band 2: Macht und Inzest
Text & Story: Alejandro Jodorowsky
Bilder: Milo Manara
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
22 Euro

ISBN: 978-3-68950-059-7

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