Fantastic Four Anthologie (Panini) | Comicleser

Fantastic Four Anthologie (Panini)

Juli 29, 2025
Fantastic Four Anthologie: Marvels Superheldenfamilie (Panini Comics)

Marvels First Family kann einem leidtun. Nämlich was ihre Verfilmungen betrifft. Bildete sich in jüngerer Zeit rund um das MCU ein regelrechter (und gerechtfertigter) Hype, gingen die beiden F4 Filme (2005 und 2015) zu Recht unter – sowohl in puncto Kinobesucher, als auch bei der Kritik. Jetzt, im dritten Anlauf (oder im vierten, wenn man den unfreiwillig komischen Leinwand-Blödsinn von 1994 mitzählt) scheint sich das endlich zu ändern: „The Fantastic Four: First Steps“ kommt bisher bei den Kritiken dankbarerweise gut weg und lockt als Vertreter des müde gewordenen Superhelden-Genres wieder Besucher ins Kino. Grund genug für Panini, den Fantastischen Vieren einen der beliebten Anthologie-Bände zu widmen – was eigentlich längst überfällig ist, begann doch 1961 mit Heft 1 der Serie überhaupt erst der Aufstieg von Marvel.

Mit Heft 1 geht’s auch hier los. Stan Lee und Jack Kirby kredenzen ohne viel Umschweife die Origin der Heldentruppe und präsentieren mit dem Mole Man gleich den ersten klassischen F4-Gegner. Optisch steckt vor allem das Ding noch in der Experimentierphase, was sein Aussehen betrifft, in einer kompakten Handlung, die mit ihren diversen Monster-Auftritten noch an alte Atlas-Storys (so hieß Marvel vorher) erinnert. Die nächste Geschichte stammt dann aus den F4 Annual 2 von 1964 und präsentiert die Origin von Dr. Doom, DEM Erzfeind der First Family, gefolgt von einem weiteren Annual Nr. 6 von 1968. Hier ist das Aussehen der Figuren ist inzwischen voll ausgereift. Wir begegnen Annihilus, dem Tyrann der ungastlichen Negativzone. Den man aber konfrontieren muss, damit Sue Storm die Geburt des ersten Kindes überlebt. Jack Kirby at his best, mit Zeichnungen voller Dynamik, inklusive einer seiner berühmten Collagen als Doppelseite.

1971, drei Jahre später – Jack Kirby ist inzwischen ausgestiegen und John Buscema hat die Serie übernommen, –  trifft der Hulk in einer epischen Klopperei wieder auf das Ding (F4 #112), ehe im Jubiläumsheft #200 von 1978 erneut Dr. Doom im Mittelpunkt des Geschehens steht, der hier einmal mehr die Weltherrschaft anstrebt. Dann wirft der Band ein größeres Schlaglicht auf die John Byrne Ära, mit drei ungewöhnlichen Storys, die 1981 bis 1984 erschienen sind: erst treten die F4 gegen Diablo an, dann steht Sue Storm, die Unsichtbare; sehr sichtbar im Mittelpunkt des Geschehens und schließlich – ganz kurios – bestreiten die Fantastischen Vier ein Abenteuer gemeinsam mit ihrem Autor und Zeichner John Byrne selbst. Hier kommt endlich auch Galactus zum Zug – die berühmte Galactus Trilogie (in F4 #48-50) ist ja nicht enthalten und kann in „Marvel Klassiker: Fantastic Four“ nachgelesen werden.

Jetzt macht der Band einen großen Sprung ins Jahr 1998 zu einem der besseren Neustarts der Serie. Autor Scott Lobdell und Zeichner Alan Davis lassen die F4 in Paris antreten, inkl. einer Mini-Hommage an Tim (ohne Struppi) und kleinen Gags (Rue de Yancy). In Fantastic Four #60 von 2002 soll ein Berater das Image der First Family aufpolieren, nur um die Marvel-Formel wiederzuentdecken („Zeigt Menschen, nicht bloss Kostüme“). Danach wird es düster, als Johnny Storm, die Fackel, (vermeintlich) stirbt – was an Spocks „Tod“ bei Star Trek erinnert, – dramatisch geschrieben von Jonathan Hickman und beeindruckend bebildert von Steve Epting (F4 #587 – inzwischen ist man zur alten Nummerierung zurückgekehrt). Zu guter Letzt wird es dann wieder versöhnlicher in einem ungewöhnlichen, fantastischen „Remake“ der Hochzeit von Reed und Sue („The Wedding Special“ von 2006).

Mit seinen zwölf Geschichten bietet der Band somit einen (wenngleich kleinen) Einblick in die epische, inzwischen 64-jährige Geschichte der Fantastischen Vier und ihrer Kreativ-Teams. Auch die Entwicklung der Zeichnungen – von Handarbeit bis zu den Computerfarben – lässt sich dabei erkennen. Wie bei den Marvel-Anthologien üblich gibt es zwischen den Geschichten (und teilweise großen Zeitsprüngen) einleitende Texte, die die Storys in den jeweiligen Zeitkontext setzen. Dazu gesellen sich Infoseiten, beispielweise über die Freunde der F4 oder die verschiedenen Inkarnationen und Teilzeitmitglieder der Helden-Familie. Mehr Galactus (inkl. Silberstürmer) ist dann tatsächlich im aktuellen Kinofilm zu sehen. (bw)

Fantastic Four Anthologie: Marvels Superheldenfamilie
Text: Stan Lee, Marv Wolfman, John Byrne, Scott Lobdell,
Mark Waid, Jonathan Hickman, Karl Kesel
Bilder: Jack Kirby, Joe Sinnott, John Buscema, Keith Pollard,
John Byrne, Alan Davis; Mike Wieringo, Steve Epting,
Drew Johnson, u.a.
352 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
35 Euro

ISBN: 978-3-7416-4138-1

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