Am Mittelpunkt der Erde (Splitter) | Comicleser

Am Mittelpunkt der Erde (Splitter)

Juli 23, 2025
Edgar Rice Burroughs: Am Mittelpunkt der Erde

Irgendwo in einer exotischen Landschaft: der „eiserne Maulwurf“, mit dem der Haudegen David Innes und der Wissenschaftler Abner Perry eigentlich nach Bodenschätzen schürfen wollten, bricht durch die Oberfläche. Die beiden sehen sich mit einer phantastischen Urwelt konfrontiert, die von saurierähnlichen Wesen bevölkert ist. Aus dem gekrümmten Horizont folgert Abner scharfsinnig: offenkundig befindet man sich im Inneren der Erde, die hohl ist und allerlei exotisches Leben beherbergt. Alsbald werden die beiden Oberflächenbewohner von einer Horde Gorilla-artiger Wesen aufgegriffen und zusammen mit anderen humanoiden Kreaturen verschleppt.

Auf dem Weg freunden sich David und Abner mit Diann an, die ihre Sprache versteht und erklärt, man befinde sich in den Händen der Sogoths, die im Dienste der grausamen Herrscher, den reptilienhaften Mahars, auf Menschenfang gehen. Nachdem Innes die hübsche Diann vor den vehementen Avancen eines Mitgefangenen gerettet hat, gelingt der Holden die Flucht. Innes und Perry dagegen werden in die unterirdische Stadt Phutra verbracht, wo die grauenvollen Mahars residieren. Gemeinsam mit dem neuen Weggefährten Ghok verstecken sich Innes und Abner in einer riesigen Bibliothek, wo Abner die Geheimnisse der phantastischen Unterwelt namens Pellucidar zu entschlüsseln beginnt.

Innes, der Diann finden will, gelingt die Flucht aus der Stadt, aber sein Weg wird jäh unterbrochen, als er auf Ya stößt, einen Krieger von Volk der Mezops, die mit den Mahars paktieren. In einer Tempelanlage wird Innes dann Zeuge eines grauenvollen Ritus: die Mahar hypnotisieren und fressen die ihnen als Menschen dargebrachten Opfer. Entsetzt eilt er zurück zur unterirdischen Stadt, fällt dort erneut den Mahars in die Klauen, aber gemeinsam mit Ghak gelingt ihm ein entscheidender Schlag gegen das Kroppzeug…

Mit dem Pellucidar-Zyklus schuf Edgar Rice Burroughs 1913 eine seiner erfolgreichsten exotischen Abenteuerserien, die ihn zusammen mit den kurz vorher erschienenen ersten Stories um den Marsbesucher John Carter und den Dschungelherrscher Tarzan endgültig zum König der Pulps machte. Die Idee einer Expedition ins Innere der Erde übernahm Burroughs dabei vom Science Fiction-Erfinder Jules Verne, der schon 1864 eine Forschergruppe auf den Spuren von Arne Saknussemm zum Mittelpunkt der Erde geschickt hatte.

Diese Grundidee kombinierte Burroughs, der sich stets selbst als eher mittelmäßigen Schriftsteller bezeichnete, allerdings mit einer gänzlich anderen Erzählweise: standen bei Verne bedächtige Schilderungen und ausführliche wissenschaftliche Erläuterungen im Vordergrund, präsentiert Burroughs rasante, oft aberwitzige Action, atemlose, bisweilen nicht immer logische Plotsprünge (warum bewahren die Mahars ein für sie tödliches Geheimnis in einem Buch auf?) und eher halbherzige Versuche einer wissenschaftlichen Untermauerung des Geschehens.

Zentral sind eher die exotischen Schauplätze, grauenvollen Kreaturen (nicht umsonst lehnte ein Verleger das Manuskript als „too unbridled“, zu ungezügelt, ab), das wiederkehrende Motiv der hübschen Ureinwohnerin, die vom feschen Helden getrennt wird, und eine gehörige Portion Männlichkeitskult, Kolonialismus und Sendungsbewusstsein der – natürlich amerikanischen – Forscher: Innes und Abner wollen die Menschen „direkt aus der Steinzeit ins 20. Jahrhundert und in die Zivilisation“ bringen – das sei der Grund, weshalb Gott sie ins Erdinnere geschickt habe. Beim Publikum kam diese Mischung famos an, Burroughs erweiterte den Zyklus nach dem Auftaktroman „At the Earth’s Core“ auf insgesamt sieben Teile, Neuauflagen und Ausgaben mit Illustrationen von Frank Frazetta folgten, 1976 schloss sich eine eher trashige Verfilmung (immerhin mit Peter Cushing in der Rolle des Abner) an.

Jean-David Morvan (u.a. „Sillage“, „Univerne“, „Chaos“) folgt in seiner Adaption den atemlosen Wendungen der Vorlage getreulich und kommt häufig ohne viele Dialoge aus. Die Grausamkeiten des Romans werden ebenso wenig ausgespart wie die exotischen Schauplätze, die Rafael Ortiz (u.a. „Crossed“) gekonnt eindrucksvoll in großflächigen Panels inszeniert. Bei Splitter erscheinen beide Teile in einem Double-Band, womit man auf 120 Seiten lobenswerterweise in den Genuss der gesamten Story kommt. (hb)

Am Mittelpunkt der Erde
Text & Story: Jean-David Morvan, nach Edgar Rice Burroughs
Bilder: Rafael Ortiz
120 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
25 Euro

ISBN: 978-3-98721-419-6

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