
Texas, eine Ranch im Jahr 1908: der junge Tom muss mit ansehen, wie ein Drache die Rinderherde des Vaters dezimiert, der dadurch alles verliert und sich das Leben nimmt. Von unbändigen Rachegedanken beseelt, absolviert Tom 1916 in der Kadettenschule die Ausbildung zum Flieger, getrieben vom Wunsch, als erster Pilot überhaupt einen Drachen zu töten. 1917 kommt ihm da der Ruf des Escadrille Lafayette gerade recht, einer französischen Fliegereinheit, die aktiv um Freiwillige aus Übersee wirbt, während die USA im Großen Krieg noch neutral bleiben. An der Front stellt Tom fest, dass die Truppen des Kaisers einen übermächtigen Drachen namens Schwartzlord in ihren Reihen haben, gegen den die Viecher auf französischer Seite weitgehend chancenlos sind.
In der Escadrille eckt Tom schnell an und prügelt sich sogar mit dem kommandierenden Offizier Georges Thenault, der allerdings zähneknirschend die formidablen Flugkünste seines neuesten Rekruten anerkennen muss. Gleich beim ersten Zusammentreffen mit dem finsteren Wesen stürzt sich Tom todesmutig in die Schlacht und entkommt dem Feueratem des Schwartzlords nur denkbar knapp. Der französische Präsident selbst wird auf die tollkühne Tat aufmerksam und gibt der Escadrille 5 Tage Zeit, um den Schwartzlord zu erledigen – andernfalls wird die Schwadron abgezogen. Der Mechaniker Toni baut daraufhin allerlei Extras in die Flugzeuge ein, darunter einen deutlich stärkeren Bomber-Motor, und steigt gemeinsam mit Tom zum finalen Angriff auf das Monstrum in die Lüfte…
Auch in Band 2 bleiben Jarry und Vax der Grundprämisse der Uchronie treu, der Ergänzung einer historischen Rahmenhandlung durch fiktive Elemente, die den Lauf der Zeit durchaus beeinflussen. Wie immer treten bei großen Auseinandersetzungen nicht näher erklärte Drachenphänomene auf den Plan, dieses Mal eben im Ersten Weltkrieg, wobei in dieser Episode die mystische Verbindung zwischen Drachen und einem ihnen zugeordneten Menschen, die in Band 1 noch durchaus zentral war, nur kurz erwähnt wird.
Dafür verankern Vax und Jarry die Geschehnisse dieses Mal sehr fest im historischen Kontext: die Escadrille Lafayette, benannt nach einem im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg aktiven französischen General, rekrutierte ab 1917 in der Tat einen bunten Haufen von englischen und amerikanischen Fliegern, mit denen es der fiktive Tom auch hier zu tun bekommt: vom Oberbefehlshaber Georges Thenault über den Indianer Eugène Bullard bis hin zum Flieger-Ass Raoul Gervais Lufbery waren alle Protagonisten tatsächlich in den Reihen der Schwadron, und selbst der Abschuss Lufberys im Jahr 1918 wird ins Geschehen integriert (und uchronisch als heldenhafter Tod im Kampf gegen den Schwartzlord erklärt).
Nur einen illustren Vertreter der Schwadron sparen Jarry und Vax aus: auch ein gewisser William A. Wellman flog mit den Franzosen, der zurück in den USA als Filmregisseur Erfolge feierte (u.a. 1927 „Wings“, 1931 „The Public Enemy“ und 1937 die erste Version von „A Star is Born“) und 1929 sogar die Heldentaten der Schwadron unter dem Titel „The Legion of the Condemned“ mit Gary Cooper auf die Leinwand brachte. Optisch besticht auch dieser Band wieder durch packende, graphisch durchaus drastische Inszenierungen, die vor allem in den Flugzeugen und der erschreckenden Welt der Schützengräben Akzente setzt. Band 3, „Der Kongamato“, ist bereits in Vorbereitung und für Juni angekündigt, mit Band 4 geht es im Oktober dann nach Pearl Harbor. (hb)
Kriege & Drachen, Band 2: Die Escadrille Lafayette
Text & Story: Nicolas Jarry
Bilder: Emanuela Negrin
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
18 Euro
ISBN: 978-3-98721-455-4