Der Rote Baron, Band 3 (Panini)

Juli 19, 2017

Sommer 1916: Manfred von Richthofen und sein Kumpel Willi sind an der russischen Grenze stationiert und führen ein recht bequemes Fliegerleben, da ihre Aufgaben sich lediglich auf den Begleitschutz von Bombern beschränken. So bequem, dass von Richthofen zum Zeitvertreib beinahe antik anmutende russische Kavallerie angreift. Als das deutsche Flieger-As Oswald Boelcke Piloten für eine neue Jagdstaffel rekrutiert, zögern die beiden nicht lange. So führt sie ihr Weg über Berlin erneut an die Westfront, wo gerade die Schlacht an der Somme tobt. Auf der Basis trifft Manfred auf seinen alten Erzfeind Friedrich und erringt den ersten „richtigen“ Luftsieg über einen englischen Piloten. Damit er seine Fähigkeit, Angst bei seinen Gegnern zu erzeugen, um dann deren Handlungen vorhersehen zu können, besser nutzen kann, lässt er sein Flugzeug (noch ist es ein Doppeldecker) knallrot anstreichen. Der Feind soll sich fürchten, schon beim Anblick der deutschen Maschine. Während eines Einsatzes, merkt bzw. spürt Manfred, dass seine „Kameraden“, die alle treue Anhänger Friedrichs sind, ihm ans Leder wollen. Manfred schießt die eigenen Leute kurzerhand ab und verschweigt den Vorfall. Nur Willi weiß Bescheid. Aber Friedrich ahnt, was geschah und sinnt mehr denn je auf Rache…

Auch in Band 3 der Reihe nimmt sich Autor Pierre Veys diverse Freiheiten, indem er die Historie rund um den legendären Kampfflieger umschreibt, verändert oder ausschmückt (den Jagdflieger Oswald Boelcke gab es wirklich). Kern dieser „Freiheit“ bleibt die quasi „übernatürliche“ Fähigkeit von Richthofens, in der Angst seiner Gegner, seien es Freund oder Feind, „lesen“ zu können und deren Handlungen so vorauszuahnen. Auch das Markenzeichen von Richthofens, die rot angestrichenen Flugzeuge, wird aus dieser Fähigkeit abgeleitet (der historische Grund war ein anderer – Stichwort Fliegender Zirkus). Sieht der Gegner rot, fürchtet er sich – zum Vorteil von Richthofens. Natürlich spielt die angedichtete Fähigkeit dem Mythos des Roten Barons zu und trägt nicht gerade zur Entmystifizierung des Flieger-Asses bei. Anders die persönlichen Eigenschaften: Veys zeigt seinen von Richthofen als skrupellosen Machtmenschen, der – wie bereits in den Vorbänden – ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen geht, was ihn für den Leser bestenfalls faszinierend, aber nicht sympathisch macht. Auch der Krieg an sich erfährt weder durch die Handlung noch durch die Dialoge eine kritische Annährung, sondern firmiert mehr als persönlicher Abenteuer-Spielplatz und potenzieller Ruhmes-Ort des Barons.

Wie in den Vorbänden holen die Zeichnungen von Carlos Puerta die Kohlen aus dem Feuer. Die bewegen sich wieder ganz nahe am Fotorealismus, erinnern an zeitgenössische Fotografien (auch durch die Farben!) und erstecken sich oft randlos über die ganze Seite. Puerta tobt sich hier so richtig aus: natürlich stehen an erster Stelle die furios inszenierten Luftkämpfe, mit dem Baron im Mittelpunkt – sei es gegen Feind oder Freund. Aber auch anderes altertümliches Kriegsgerät wird beeindruckend in die Geschichte eingebunden und präsentiert, zu Lande, zu Wasser und wieder in der Luft: die ersten britischen Tanks (Mark I), monströs behäbige Vehikel, die auf den Schlachtfeldern an der Somme zum Einsatz kamen, ein britisches U-Boot, das zur leichten Beute wird und sogar ein deutscher Zeppelin, diesmal ein sicheres Ziel für die Briten. Inzwischen fliegt Manfred von Richthofen auch den Flugzeugtyp, der ihn berühmt machte (und umgekehrt): den knallroten Dreidecker, die Fokker DR. I. Optisch ist der Band eine „Granate“, noch mehr als seine Vorgänger. Und mehr Seiten hat er auch. Laut Panini ist die Serie damit abgeschlossen. Das Ende bleibt aber seltsam offen und damit eher unbefriedigend. Vielleicht kommt ja doch noch was… (bw)

Der Rote Baron, Band 3: Drachenkampf
Text: Pierre Veys
Bilder: Carlos Puerta
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
16,99 Euro

ISBN: 978-3-7416-0255-9

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