Utopie, Band 2 (Splitter) | Comicleser

Utopie, Band 2 (Splitter)

April 17, 2025
Utopie, Band 2 (Splitter Verlag) von Dufaux & Griffo

Ende des letzten Bandes wurde Will Jones geschnappt. Er erwies sich in dieser totalitären Gesellschaft als nicht mehr linientreu, las verbotenerweise Bücher, die man ihm zugesteckte und verkehrte mit den falschen Leuten in der Unterstadt. Jetzt, zum Auftakt des zweiten Bandes, weiß er nicht wie ihm geschieht. Denn ein schwer bewaffnetes Kommando befreit ihn unter Verlusten und setzt sein Implantat, mit dem ihn die Obrigkeit orten und kontrollieren kann, außer Gefecht.

Trotzdem ist Will gezwungen, weiter zu fliehen, wobei es ihn schließlich alleine in die gigantische Kanalisation unter der Stadt verschlägt. Doch all sein Mühen scheint umsonst, als man ihn doch wieder vergleichsweise unaufgeregt aufgreift. Cut. Will Jones ist wieder da und nimmt seine Arbeit als Geschichtsklitterer in der Historischen Akademie wie gewohnt auf, so als wäre nichts geschehen. Doch sein Aussehen hat nun absolut nichts mit dem Will gemein, den wir kennen…

Lernten wir in Band 1 die futuristische Welt nach und nach kennen, die in Teilen an klassische Dystopien aus Literatur und Film wie „1984“, „Schöne neue Welt“, „Logan’s Run“ u.a. erinnert, nimmt die Story hier im Folgeband gleich von Beginn an Fahrt auf und präsentiert diverse Wendungen, die überraschen und verwirren mögen, indem sie Leserinnen und Leser aufs Glatteis führen, was aber schnell aufgeklärt wird. Kurz gesagt und kleiner Spoiler: Unser Will bleibt uns erhalten. Denn er wird zum Spielball, bestreitet den Band eher passiv – als Gefangener, dann als Flüchtender und schließlich wieder als Gefangener bzw. als eine Art Versuchskaninchen.

Das erhöhte Tempo und die vielen Wendungen tun der Story sichtlich gut, wobei wir noch immer nicht so recht wissen, warum ausgerechnet Will all dies wiederfährt. Aber es gibt ja noch einen dritten Band. Hier erfahren wir zusätzlich, dass die schöne neue, vermeintlich perfekte Welt offenbar nur ein Blendwerk ist, in dem ihre Bürger gleichsam eingelullt und Zeit Lebens indoktriniert werden. Wir erinnern uns: „Konzepte“ wie Familie und Liebe gibt es nicht mehr und sind inzwischen unbekannt. Die Gesellschaft ist entmenschlicht und gefühllos, was der Verweis auf „Soylent Green“ noch einmal deutlich zeigt.

Wie es Will und dieser Welt weiter ergeht, wird der abschließende Band zeigen, der bereits in Kürze erhältlich ist. Rodolphes dystopischer Motiv-Mix nimmt auf jeden Fall Fahrt auf, gepaart mit den Zeichnungen und Farben von Griffo – beide arbeiteten ja auch bei „Beatifica Blues“ und „Giacomo C.“ zusammen. Griffos Panel kommen realistisch und unaufgeregt daher, eben in bester franko-belgischer Tradition. So entfaltet sich eine unterhaltsame wie kurzweilige Science Fiction Story in einem visuell klassischem Gewand, gefüttert mit bekannten Motiven, die dennoch ihre Eigenständigkeit bewahrt. (bw)

Utopie, Band 2
Text & Story: Rodolphe
Bilder: Griffo
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
17 Euro

ISBN: 978-3-98721-439-4

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