Lucky Luke, Band 102 (Egmont)

November 6, 2024
Lucky Luke, Band 102: Letzte Runde für die Daltons (Egmont Ehapa Media/Egmont Comic Collection )

Nicht nur auf Hawaii gibt es kein Bier, sondern auch im gesamten Wilden Westen. Schon seit einem ganzen Monat nicht mehr. Grund ist ein Generalstreik der Arbeiter in den Brauereien der amerikanischen Bierhauptstadt Milwaukee. Als Lucky Luke in dem Städtchen Neumünchen einen Arzt aufsucht, erfährt er von der Misere und lässt sich überreden, nach Milwaukee zu reiten, um dort zwischen den scheinbar unversöhnlichen, deutschstämmigen Parteien – hier die Bierbarone, dort die Brauereiarbeiter – zu vermitteln. In der „Brew City“ angekommen trifft er zwar mit dem Apachen Doppelköpfiger Adler einen alten Bekannten, beißt aber ansonsten auf Granit, sowohl bei den Streikenden als auch bei „Colonel“ Frederick Martz, dem Boss der größten Brauerei der Stadt. Die Fronten bleiben verhärtet, bis der Gouverneur von Wisconsin einen folgenschweren Entschluss fasst, bei dem auch die Daltons ins Spiel kommen…

Deutsche Einwanderer und deren Lieblingsgetränk stehen im Mittelpunkt des neuen Lucky Luke Bandes, bei uns als Nr. 102 geführt (im franko-belgischen Raum als Band 11 – dort wurde die Reihe mit dem Antritt des Morris Nachfolgers Achdé 2004 neu gestartet) und gleichzeitig der fünfte Band, der von Autor Jul geschrieben wurde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebten in Milwaukee bis zu zwei Drittel Deutschstämmige, die dort ihr Bier brauten, wie sie es aus der alten Heimat gewohnt waren. Schließlich entstanden dort feudale Brauereikomplexe, geführt von wohlhabenden Bierbaronen, wie Friedrich „Frederick“ Pabst, der als Präsident der Pabst Brewing Company Vorbild für die Figur des Frederick Martz in diesem Band ist. Bis heute feiert Milwaukee übrigens das jährliche „German Fest“, in dem wie es sich gehört der Gerstensaft im Mittelpunkt steht.

Der Band, das vorweg, sprüht nur so von Humor – gelungene Gags, Anspielungen auf Deutsche Marotten und Gebräuche und natürlich Klischees. Dabei ist die Gag-Dichte hoch, ohne jedoch den Fokus auf die Story zu verlieren. Beispiele: eine Lulu Marlene tanzt im Blue Angel Saloon, man liebt und befolgt Ordnung und Regeln (Stichwort Ampel), trinkt bei jeder Gelegenheit sein Bierchen. In der Oper wird natürlich Wagner gegeben (inkl. Muppets Opas), Martz („Eine deutsche Besetzung nimmt kein gutes Ende“) verschenkt Bierkästen als Belohnung, der Sherriff heißt Benz und trägt einen dreizackigen Stern. Die Streikenden sind marxistisch auf Linie, überall hängen Marx-Portraits als Karikatur. Sogar einen Verweis auf Winnetou hat Jul eingebaut. Und auch Trump – heute leider ganz aktuell –, bzw. der deutsche Vorfahr, wird nicht vergessen.

Dazu gesellt sich der Serien-typische Humor, der ebenfalls bestens weil unaufdringlich in die Geschichte eingebunden ist: Luke pflegt seinen eigenen Mythos, indem er einmal mehr schneller ist als sein Schatten. Und natürlich sind die Daltons mit von der Partie, die im letzten Band nur eine Nebenrolle spielten. Nur werden sie diesmal in Lederhosen gesteckt. Der verschlagene Joe glänzt wie immer mit seiner Wut auf Luke und auch Averell ist nicht gerade klüger geworden (gleiches gilt natürlich für Rantanplan) und auch nicht weniger hungrig. Ein wunderbar unterhaltsamer und witziger Band, für uns Deutsche natürlich erst recht. Zeichnerisch bleibt alles beim alten – im besten Sinne. Achdé pflegt den Stil von Morris und streut immer wieder großformatige, opulente Panels ein, da gibt es null zu meckern.

Mehr Hopfen-Comics gibt es hier: „Bier – Die Graphic Novel“ bei Panini, „Bier: Alles über den Durst“ im Volk Verlag und natürlich die großartige Familienchronik „Hopfen und Malz“ von Jean van Hamme und Francis Valles, die bei Comicplus erschienen ist. Ach ja: In der ARTE Mediathek ist aktuell der Dreiteiler „In den Fußstapfen von Lucky Luke“ abrufbar, in dem Autor Jul himself den ehemaligen Wilden Westen bereist, um dort u.a. Gemeinsamkeiten mit der Serie um den Lonesome Cowboy zu suchen und Unterschiede zu finden. Sehenswert. Der Band ist wie immer wahlweise als Softcover- und Hardcover-Variante zu haben. Bleibt nur noch, den berühmtesten aller Cowboys standes- und inhaltsgemäß zu verabschieden: „Lang lebe der glückliche Lukas!“ (bw)

Lucky Luke, Band 102: Letzte Runde für die Daltons
Text: Jul
Bilder: Achdé
48 Seiten in Farbe, Softcover oder Hardcover
Egmont Ehapa Media/Egmont Comic Collection
7,99 Euro (Softcover)
15 Euro (Hardcover)

ISBN: 978-3-7704-0967-9

Lucky Comics©2024/Story House Egmont

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