Kloster St. Patrick, 1929, mitten in der Großen Depression, Zeit der Prohibition und der Umtriebe des Ku Klux Klan: im Hause der liberalen Schwester Oberin finden allerlei junge Damen Zuflucht, die auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Eine davon ist Schwester Holly, die sich durchaus mal an der Kollekte bedient, Zigaretten konsumiert und ihrer Schwester in Paris schreibt, dass man sich bestimmt bald wiedersehe. Draußen ist die Luft rau, ein illegaler Schnapstransport, den Gangsterboss Dan Carroll von farbigen Handlangern ausführen lässt, wird vom KKK überfallen, nur ein Kurier kann fliehen und rettet sich schwer verletzt ins Kloster. Dort finden ihn dann alsbald auch seine Auftraggeber, wobei Cheffe Carroll die Novizin Schwester Holly sofort als Maureen O’Hara erkennt, die ehemalige Geliebte des noch hinter schwedischen Gardinen weilenden Banden-Oberbosses.
Eine weitere erstaunliche Fundsache entdeckt man dann im Schuppen: eine noch funktionsfähige illegale Brennanlage, mit der wohl ehedem Rum hergestellt wurde. Nachdem das Kloster finanziell in Bedrängnis ist (die Banken wollen den Grund und Boden verscherbeln, was das aus für die fromme Gemeinde bedeuten würde), kommt man zu einem Deal: Carroll bietet großzügig seinen „Schutz“ an, im Gegenzug wollen die Schwestern das heiß begehrte Destillat brennen und sich dafür einen ordentlichen Schnitt als Entlohnung zurückhalten. Der erste Versuch geht glorios schief, die Melasse ist verdorben, die Anlage verklebt – man schwenkt somit um auf den alten irischen Brand Poitin, für den die frommen Damen erst mal jede Menge Gerste klauen. Dieser Brennversuch gelingt, das Material wird verkauft, aber die gute Maureen hat eigene Pläne…
Speakeasies, Moonshine, dazu der KKK, obendrein eine Bande von Nonnen mit Vergangenheit, die Rauchen, Saufen und Klauen – da kann eigentlich nicht viel schiefgehen, und der Auftaktband des Zweiteilers von Texter Gihef (u.a. „Monsieur Vadim“) und Zeichnerin Christelle Galland („Moses Rose“, auch bei BD erschienen) liefert auf ganzer Linie ab. Die Grundidee der schlagkräftigen Gottesdienerinnen kennen wir aus dem spaßigen Clint Eastwood-Vehikel „Five Mules for Sister Sara“, Schwarzbrennerei und Gängsterbräute bevölkern die ganze Serie von Gangsterfilmen, die in den 30er Jahren seinerzeit brandaktuelle Themen aufgriffen – nicht umsonst sieht der Oberchef, mit dem sich Maureen am Ende konfrontiert sieht, einem gewissen James Cagney wie aus dem Gesicht geschnitten aus.
Neben durchaus ernsthaften Zügen wie dem rabiaten Auftreten des KKK, dem sogar – Spoiler – Mitglieder der Priesterschaft angehören, stehen damit auch durchaus amüsante Züge, so etwa, als die Nonnen vor dem kollektiven Gersten-Diebstahl natürlich den Herrn um Vergebung und prophylaktische Absolution aufgrund ihrer Notlage bitten. So entsteht eine bunte Abenteuerfahrt durch das Bootlegger- und Gangster-Milieu, in dem sich die Schwesternschaft sicherlich weiter standhaft und schlagkräftig zeigen muss und wird. Zeichnerisch geht im leichten funny-Stil alles in Ordnung, somit ein rundum gelungenes Paket, auf dessen Fortgang man gespannt sein darf. (hb)
Das Elixier Gottes, Band 1: Spiritus Sancti
Text & Story: Gihef
Bilder: Christelle Galland
64 Seiten, Hardcover
Bunte Dimensionen
17 Euro
ISBN: 978-3-949144-36-3
