Eine seltsame wie grausame Mordserie in Gotham: Die Opfer weisen allesamt Bisswunden auf, als würde ein Wolf sein Unwesen treiben. Batman und seine Robins ermitteln, gemeinsam mit Commissioner Gordon und dem neuen Lieutenant Molly Grace, die die Leitung bei den Wolfsmorden übernimmt. Bald trifft Batman in einer ersten Klopperei auf einen geheimnisvollen, wehrhaften Fremden und legt ihn in der Bathöhle an Ketten, nur um am nächsten Tag festzustellen, dass er geflohen ist und dabei massive Verwüstung hinterließ. Wer ist der Fremde und was hat er mit der seltsamen Mordserie und schließlich mit den gleichzeitigen Anschlägen zu tun, die Gotham erschüttern und deren Ziel ausschließlich Bibliotheken und Buch Antiquariate sind?
Erster Gedanke: Muss das sein? Wieder eines dieser „erzwungenen“ Crossover von zwei Comic-Welten, die so gar nichts miteinander gemein haben? Auf der einen Seite das finstere Gotham mit seinen Superhelden, auf der anderen Bigby, der große böse Wolf, dessen Heimat wie die zahlloser anderen Märchen- und Sagenfiguren Fabletown ist… Bill Willingham, seines Zeichens Fables-Schöpfer und auch gestandener Batman Autor, bekommt diesen wilden Mix tatsächlich erstaunlich gut hin. Wobei er sich lange Zeit die Erklärung spart, wie und warum Bigby ausgerechnet in Gotham gelandet ist und stattdessen einfach loslegt. Batman als Mitternachtsdetektiv, der samt Robin-Gehilfen ermittelt und auf den geheimnisvollen Bigby trifft – eine mit Action versetzte Krimihandlung nimmt so anfangs ihren Lauf.
Bigby, nicht nur Märchen-Wolf sondern auch Sheriff von Fabletown, kennt Batman, der hier in Sachen Grimmigkeit dem Wolf in nichts nachsteht, natürlich nicht und so krachen die beiden erst einmal ungebremst aufeinander, bis man aufgrund gemeinsamer Interessen einen Hauch von Vertrauen zueinander fasst. Parallel dazu gräbt Willingham einen alten, kuriosen Gegner aus, der erstmals in den Sechziger Jahren in der TV Serie auftaucht und der weniger durch Kraft als durch Köpfchen seine Pläne verfolgt. Und der zur Story passt. Später wird es dann dramatisch, Richtung Finale auch etwas dick aufgetragen, inklusive Horror-Elementen. Und schließlich ist es keine wirkliche Überraschung mehr, als enthüllt wird, dass sich hinter dem Schurken-Gegner noch jemand anderes verbirgt – spätestens jetzt sind Fable-Kennnisse von Vorteil.
Zeichner Brian Level bringt ein gelungen finsteres Gotham zu Papier, durchzogen von düsteren, schmutzigen Ecken und Dächern, und atmosphärischen, allgegenwärtigen und kunstvoll verschnörkelten Rauchschwaden, was angenehm an den Stil von P. Craig Russell erinnert (dessen alte Elric-Comics – man kann es nicht oft genug sagen – noch immer nicht bei uns erschienen sind). Kleine Abzüge gibt es bei der Darstellung der Gesichter, die ab und an etwas grob geschnitten wirken. Pluspunkte dagegen sammelt Level mit intelligenten wie originellen Seiten-Kompositionen und Panel-Choreografien.
Der Band, der innerhalb des Black Labels erscheint (und damit keine Rücksicht auf Serien-Kontinuitäten nehmen muss), ist auch als limitierte Hardcover-Variante erhältlich und beinhaltet alle sechs US-Hefte der Miniserie. Fables, mit etlichen Eisner-Awards dekoriert, erschien von 2006 bis 2016 in 28 Bänden bei Panini (dazu noch diverse Serien-Ableger) als eine der schillerndsten Vertigo-Serien. Aktuell wird die Reihe in Deluxe-Hardcover Bänden neu aufgelegt und noch aktueller und erfreulicher: Bill Willingham und sein Stammzeichner Mark Buckingham starten die Serie gerade neu – ein erster Band erschient bei Panini im Januar. Bis dahin dient als kleiner Übergangs-Happen dieses Crossover allemal. (bw)
Batman vs. Bigby! Ein Wolf in Gotham
Text: Bill Willingham
Bilder: Brian Level, Jay Leisten
164 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
19 Euro
ISBN: 978-3-7416-3038-5