Button Man, Band 1 (Panini)

Dezember 15, 2020

Auftragskiller und Söldner, dieses Geschäft geht irgendwie auch nicht mehr so gut wie früher mal. Als sein Kumpel Carl plötzlich mit einem flotten Schlitten herumkurvt, wird Harry Exton doch gleich hellhörig. Carl erzählt ihm, dass er eine ganz neue Geldquelle aufgetrieben hat: er hat sich als Button Man verdungen, als moderner Gladiator, der von einer anonymen Stimme am Telefon jeweils einen Auftrag bekommt, der in der Regel darin besteht, einen anderen Teilnehmer des „Spiels“ um die Ecke zu bringen. Dafür lockt dann stets ein hübsches Sümmchen und die Gewissheit auf den nächsten Auftrag.

Weil Harry weder Tod noch Teufel fürchtet, lässt er sich nur allzu gerne anheuern und bekommt prompt seine erste Mission zugeteilt, bei der es gleich Spitz auf Knopf geht – aber Harry gelingt es, seinen gerissenen Widersacher zu überwältigen, worauf er ihn ungerührt vor einen anrollenden Zug wirft. Der nächste Job bringt ihn dann mit Carl zusammen, wobei sich die dunklen Auftraggeber, die selbst horrende Geldsummen auf den Ausgang wetten, das Spektakel sogar aus der Ferne mit anschauen. Irgendwann wird es Harry dann aber doch zu dumm: er hat die Nase voll davon, von einer anonymen Stimme herumkommandiert zu werden, und will aussteigen. Das allerdings ist im Regelbuch nicht vorgesehen, und die Stimme überredet ihn zu einem letzten Auftrag, der sich als perfide Falle herausstellt…

Die Idee der modernen Gladiatorenspiele, an denen sich eine dekadent-gelangweilte Elite ergötzt, findet sich in diversen Anti-Utopien, die allesamt auf Robert Sheckleys beiden Kurzgeschichten „The Prize Of Peril“ und „The Seventh Victim“ beruhen: angefangen von Elio Petris „Das zehnte Opfer“ über Tom Toelles Fernsehdrama „Das Millionenspiel“ von 1970 sowie das quasi-Remake im Stephen King-Arnold Schwarzenegger-Vehikel „Running Man“ bis hin zur Teenage-Angst-gerechten Aufbereitung in den „Tributen von Panem“ zieht sich Idee der brutalen Unterhaltung wie ein roter Faden durch die zivilisations- und gesellschaftskritischen Zeiten.

In John Wagners Variante, die 1992 in den Seiten des britischen Magazins 2000 AD das Licht der Welt erblickte, liegt der Fokus allerdings weniger auf der Anprangerung sozialer Verderbtheit und Spaltung, sondern eher auf einem tiefen Blick in eine pechschwarze Seele. Harry, so erklärt Wagner dies selbst im Vorwort, weist ganz bewusst keinerlei positiven Züge auf, mit denen sich der geneigte Leser identifizieren könnte: eiskalt, vollkommen ohne Gefühle und menschliche Regung, so geht der ex-Söldner gegen seine Gegner vor. Selbst wenn es zumindest noch die Chance aufs Überleben gibt – ein Unterlegener darf drei Mal davonkommen, wobei ihm jeweils ein Finger abzuschneiden ist, bevor es endgültig um Leben und Tod geht – macht Exton radikal kurzen Prozess. Die Brutalität, mit der er schließlich auch gegen seine Auftraggeber selbst zu Felde zieht, entfaltet sich in einer massiven Gewaltexplosion, die die Rahmenhandlung zu einem schockierenden Schlusspunkt bringt.

Inszeniert wird die finstere Mär von Arthur Ranson ordentlich düster, irgendwo zwischen Underground und Mainstream, weniger cartoonhaft als eher realistisch-dreckig. Panini bringt den Band im Rahmen der neuen Albenreihe mit Material aus 2000 AD, in der wir auch schon Alan Moores „Die Ballade von Halo Jones“ bestaunen durften, nach der deutschen Erstveröffentlichung, die 1993 bei Feest besorgt wurde, wieder als schön eingerichtetes, großformatiges Hardcover, das die Original-Ausgaben Nr. 780-791 von 2000 AD und die gesamte erste Button Man-Storyline „The Killing Game“ versammelt. Band 2 folgt im März nächsten Jahres. (hb)

Button Man, Band 1: Das Killerspiel
Text: John Wagner
Bilder: Arthur Ranson
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
20 Euro

ISBN: 978-3-7416-2070-6

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