Der Krieg der Orks, Band 1 (Splitter)

April 4, 2013

Der Krieg der Orks 1

Menschenähnliche Bestien. Grob, grausam und geistig nicht unbedingt auf der Höhe. Das sind die Orks, wie wir sie aus Herr der Ringe und diversen anderen Fantasy-Applikationen kennen. Jetzt nimmt sich Olivier Peru, seines Zeichens versierter Autor von raffinierten Comicserien wie Zombies oder Nosferatu, der Spezies an. Und versucht sie gleich umzukrempeln. Denn als orkischer Hauptakteur wird uns ein gewisser Kil’Tyrson vorgestellt. Ein besonderer Ork, er hat das, was seine Genossen nicht haben: Köpfchen. Nachdem er als Einziger eine blutige Schlacht überlebt erkennt er, dass seine Art dem Tode geweiht ist. Mit den konventionellen und traditionellen (Kampf-) Methoden wird der kommende Krieg gegen die Allianz aus Menschen, Elfen und Zwerge auch der letzte sein. Sein Volk, das ohnehin schon empfindlich dezimiert ist, wird untergehen. Also überzeugt er seinen König, krempelt die Kriegsführung der Orks um und bricht mit alten Traditionen. Die altbekannten Frontal- und Haudrauf-Taktiken läßt er sterben, setzt lieber auf List und Tücke, schließt Schein- und Zweckbündnisse und entführt Lyla, die Tochter der Elfenkaiserin. Gleichzeitig beginnt Kil’Tyrsons unaufhaltsamer Aufstieg in der Ork-Hierarchie.

Der Spielraum beim Zeichnen von Orks, Elfen und Zwergen ist ja eher begrenzt. Das Aussehen der Figuren hat jeder im Kopf. Aber der in Schanghai lebende Zeichner Daxiong macht seine Sache ausgezeichnet und brilliert mit einem feinen, detaillierten Strich und opulent ausgestalteten Panels, v.a. bei Schlachtszenen. Die Farben der indischen (eine doch sehr internationale Produktion!) Digikore Studios sind größtenteils in Brauntönen gehalten, die Kolorierung wirkt dadurch bisweilen etwas trist. Aber die Fantasywelt heißt ja nicht umsonst Dunkelerde (!). Ansonsten fühlt man sich dort schnell heimisch. Alle üblichen Rassen sind dabei (als Zugabe sogar Zentauren), dazu gibt’s Drachen und Riesenspinnen. So weit, so bekannt. Dass Peru ausgerechnet einen Unsympath der sonst üblichen Gegenseite als Helden aufstellt, ist mutig, funktioniert aber gut.

Das Manko – freilich ohne Band 2 zu kennen – ist, das alles so furchtbar schnell geht. Denkt man anfangs noch, Kil’Tyrsons Krieg gegen seine Mitrassen gehe guerilla-technisch langsam voran und ist eigentliches Thema der Reihe, wird man schnell eines Besseren belehrt. Am Ende mag man denken, einen abgeschlossenen Einzelband gelesen zu haben. Was soll denn noch kommen? Wie soll’s denn weitergehen? Aber, wie eingangs erwähnt, für die Story ist ja Herr Peru verantwortlich, der auch schon mit Nosferatu in Band 2 für heftige Überraschungen sorgte. Warten wir also beruhigt ab. Der Gute wird’s schon richten. (bw)

Der Krieg der Orks, Band 1: Die Kunst des Krieges
Text: Olivier Peru
Bilder: Daxiong
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
13,80 Euro

ISBN: 978-3-86869-428-4

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