TER, Band 3 (Splitter)

August 5, 2020

Anders, ganz anders hatte sich die Gruppe Überlebender um Goltan, Yss und Beth ihre Rettung vorgestellt. Denn im Inneren des gigantischen Raumschiffes namens JupiTER kamen sie vom Regen in die Traufe und platzten mitten in einen bürgerkriegsähnlichen Konflikt, der dort zwischen der Besatzung und abtrünnigen Rebellen, die sich selbst die „Integralen“ nennen, wütet. Nun ist Vern tot und Goltan gemeinsam mit Yss, Pip und Beth, der ehemaligen großen Priesterin, auf der Flucht. Nach einem weiteren Drama nehmen die Integralen Goltan gefangen, doch schon bald gelingt ihm die Flucht, wobei er endlich das Geheimnis seiner Herkunft lüften kann, was ihn schwer belastet. Wieder mit Beth vereint, die ihm sogleich ihre Liebe gesteht, trifft er mit den übrigen Überlebenden der „Äusseren“ auf den Kommandanten der Jupiter. Doch die Integralen dringen unaufhaltsam immer weiter vor und drohen endgültig die Kontrolle über das Schiff zu erlangen…

Bereits im letzten Band verlagerte sich das Geschehen komplett ins Innere des Riesenschiffes, was das Wesen der Story umkrempelte. Von der seltsamen, fremden Außenwelt (um die Jupiter hat sich inzwischen eine eigene Atmosphäre gebildet) hinein in sterile Gänge, hohe Hallen und Labyrinth-artige Korridore. Dazu gesellt sich der Konflikt, dessen Ursache, wie auch die Ziele der Integralen auch im diesem Abschlussband des Zyklus‘ noch weitestgehend im Dunklen bleiben. Wir erfahren nur, dass die Integralen religiös motiviert sind und einem ehemaligen Hauptmann folgen, der seine Anhänger fanatisiert hat. Kern des Bandes ist die Klärung der Herkunft Goltans, der mit einem Edmond-Dantès-Trick aus seinem Gefängnis entkommt. Insgesamt geht vieles schnell, was die Story betrifft – fast könnte man meinen, Autor Rodolphe (u.a. Kenya, Centaurus) wollte die Jupiter schnell hinter sich lassen, um sich einem neuen Zyklus zuzuwenden, der – zumindest was die Vorschau mit diversen Skizzen und Entwürfen vermuten lässt – wieder von ganz anderer Natur sein wird und dessen erster Band in Kürze in Frankreich erscheint.

So werden etliche interessante Details der Geschichte nur angerissen und/oder der Deutung des Lesers überlassen, wobei Goltan als Führer/Auserwählter wider Willen und die Überlebenden von der Oberfläche der Jupiter immer wieder recht passiv durch das Geschehen eilen – für sie ist das Raumschiff ebenso fremd wie für den Leser. Optisch ist der Band wie auch seine beiden Vorgänger wieder ein Pfund. Zeichner Christophe Dubois schafft realistische Bilder, wobei sein Strich immer wieder, hinsichtlich Sorgfalt und Präzision, an den Stil von François Schuiten erinnert, auch was die zwischendurch ausladende Architektur des Raumschiffs betrifft. Bei der Kolorierung setzt er sowohl auf monochrome, viragierte Szenen, die mit Licht- und Farbtupfern verstärkt werden, wie auch als scharfen Kontrast dazu auf bunte, kräftige Farben, wie etwa die Szenen in dem Maisfeld (wobei das Fortbewegungsmittel an das Röhren-/Schienensystem der Vineaner in „Yoko Tsuno“ erinnert). Insgesamt mutet das (vorläufige) Ende inhaltlich etwas überhastet an. Aber es geht ja weiter, weshalb gilt: Noch ist nichts verloren! (bw)

TER, Band 3: Der Betrüger
Text: Rodolphe
Bilder: Christophe Dubois
72 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
18 Euro

ISBN: 978-3-96219-294-5

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