7 Frauen (Splitter)

Dezember 8, 2017

Sieben kleine Geschichten, sieben Vignetten, sieben Mal geballte Weiblichkeit: was auf den ersten Blick vielleicht ein wenig herausfordernd anmutet, das gelingt Zeichner und Autor Olivier Pont, von dem bei Carlsen schon „Jenseits der Zeit“ vorliegt, ganz famos. Mit dem gleichnamigen letzten Film des großen John Ford von 1966 hat das Ganze nichts zu tun, auch nicht mit einer deutschen Komödie gleichen Titels von 1989. Aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet Pont vielmehr unterschiedlichste Aspekte der holden Damenwelt, wobei der Reigen von Selbstverwirklichung über süße Rache bis hin zur heilenden Kraft der Freundschaft führt.

Chloé etwa, von ihren Klassenkameradinnen vollkommen ignoriert, schnappt sich kurzerhand den Schulschwarm; Mathilde lässt ein Leben grauer Tristesse hinter sich, um sich mit Gusto in die Frauenbewegung zu werfen; Alison bricht aus ihrem Leben als Erotik-Schauspielerin aus und weist alle Avancen der Filmproduzenten zurück. In der vielleicht schönsten und gleichzeitig erschreckendsten Geschichte bringt Sylvia ihren untreuen Mann buchstäblich mit ihrem voluminösen Körper um: sie macht sich die Einfältigkeit der Männer zu Nutze, um Rache zu nehmen. Elykia widersetzt sich den pragmatischen Heiratsplänen ihrer Familie im hungernden Afrika; Fanny lässt Nacktbilder von sich zeichnen, um eine Erinnerung an ihre Formen zu haben, die ihrem Krebs zum Opfer fallen; Fleur betreibt in ihrem Dessous-Laden nicht nur ein Geschäft, sondern letztlich einen sozialen Treffpunkt für alle Frauen der Stadt.

Einen durchgängigen roten Faden oder eine gemeinsame Rahmenhandlung wie in einem Episodenfilm sucht man vergeblich – auf jeweils wenigen Seiten skizziert Pont seine Charaktere, wobei es sich wie bei jeder guten Kurzgeschichte stets um ein einschneidendes Erlebnis oder einen Wendepunkt im Leben der Hauptfiguren handelt. Dass die Männerwelt dabei alles andere als gut wegkommt, verzeiht man angesichts der bewegenden und gleichzeitig nicht sentimentalen Geschichten allzu gerne – und dass die Damen deutlich intelligenter, spürsinniger und analytischer als Männer sind, das hat Beziehungsberater Dr. Bachmaier ja an dieser Stelle wiederholt festgestellt.

Gezeichnet sind die Stories in wunderbar leichtem, filigranem Strich, leicht stilisiert, in expliziten Szenen unaufdringlich um das Geschehen jederzeit bestens angemessen. Ein stilles, pittoreskes Lesevergnügen, das das als Motto vorangestellte arabische Sprichwort „Das Paradies auf Erden liegt zwischen den Brüsten einer Frau, auf dem Rücken eines Pferdes, in den Seiten eines Buches“ exzellent inszeniert und das damit eine willkommene Abwechslung von großformatiger Fantasy oder Heroen-Action bietet. (hb)

7 Frauen
Text & Bilder: Olivier Pont
120 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
19,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-481-0

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