1950 – Nachkriegszeit. Der Brauerei Steenfort geht es wieder gut. Man hat mehrere Niederlassungen gegründet und besitzt auch Ableger im Ausland. Expansion ist angesagt. Adrien Steenfort führt den Konzern mit strenger Hand. Die Arbeit bestimmt sein Leben, das Wohl der Firma steht über allem. Auch seine Tochter Julienne, gerade 18 geworden, bekommt dies zu spüren: als ihr der junge Michael Fenton, Sohn eines Brauerei-Besitzers im schottischen Aberdeen, vorgestellt wird, lautet die Direktive von Vater Steenfort an seine Tochter unverblümt: heiraten, der Geschäftsbeziehung wegen. Auch andere Probleme plagen Adrien: ein Unbekannter trachtet nach der Firmenübernahme und kauft Anteile. Dann ist da noch die „lebende Leiche“, die Adrien nicht im Keller, sondern in den Ruinen der abgebrannten Brauerei tagtäglich besucht…
Wir springen ins Jahr 1973. Nach dem Tod Adriens musste dessen jüngste Tochter Julienne aus dem Stand den Steenfort-Konzern führen. Ihre Ehe mit Michael Fenton, aus der der Sohn François/Frank hervorgegangen ist, ist gescheitert. Wie auch die Firmen-Übernahme durch den amerikanischen Texel-Konzern. Julienne lernt den US-Journalisten Jay Simpson kennen und lieben, nicht ahnend, dass dieser nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Und dann ist da wieder der Texel-Konzern, der wie ein Geist aus der Vergangenheit erneut versucht, sich Steenfort einzuverleiben… Inzwischen schreiben wir das Jahr 1997. Frank Fenton, der Sohn von Julienne und Michael, wird in den USA aus dem Gefängnis entlassen. Auf Bewährung. Er soll neun Jahre zuvor seinen Stiefvater Jay Texel, der mit Julienne die Texel/Steenfort-Gruppe leitete, ermordet haben. Obwohl es keine eindeutigen Beweise gab, wurde Frank verurteilt. Seine Mutter brach den Kontakt zu ihm ab. Wieder in Freiheit versucht er, seine Rechte in der Firma durchzusetzen, scheitert aber kläglich. Durch Zufall kommt er auf die Spur des wahren Täters, der aus dem Umfeld seiner Familie zu kommen scheint…
Der abschließende dritte Band der Gesamtausgabe von „Hopfen und Malz“ (im Original „Les Maîtres de l’Orge“ – „Die Meister der Gerste“) führt die Serie und damit die Geschichte der Steenforts in die Neuzeit. Nach dem Krieg präsentiert sich Firmen- und Familien-Patriarch Adrien als verbitterter Tyrann, der die Geister der Vergangenheit (der Tod seines Bruders und die Einkerkerung Garcins) nicht abschütteln kann. Seine Schwiegersöhne kanzelt er als Versager ab, auch öffentlich. Tochter Julienne entwickelt sich später zur moderaten und cleveren Geschäftsfrau, die versucht, mit ihrem neuen Lover Jay das Leben zu genießen. Endet die erste Episode („Julienne, 1950“) tragisch, so beschließt der Nachfolger („Jay, 1973“) mit einem beinahe kitschigen Happy-End à la Hollywood. Die finale Geschichte um den entlassenen Frank/François entwickelt sich dann zu einem waschechten Krimi/Thriller, der ebenfalls versöhnlich endet („Frank, 1997“). Wie auch in den Vorbänden sind die Kurzgeschichten aus dem Einzel-Album „Die Steeforts“, das Mitte 2000 bei Comicplus erschien, chronologisch in die Gesamtausgabe integriert und behandeln ergänzend markante Ereignisse, die in den Alben nicht vorkommen oder nur zur Sprache kommen.
Das Bonusmaterial ist wie gehabt nur spärlich und beschränkt sich auf die neuen Cover von Francis Valles, die 2014 entstanden sind. Dazu gibt’s ein paar Skizzen Valles‘ und Fotos von den Besuchen der Macher auf dem Comicsalon in Erlangen 1994 bzw. 2000. Starautor Jean van Hamme (u.a. Thorgal, Largo Winch) setzt die Familienchronik der Steenforts, bzw. deren Brauereigeschichte intelligent und äußerst kurzweilig in Szene, wobei er nie in Soap-Gefilde abdriftet und das Niveau konstant hoch hält. Dabei lässt die Gesamt-Story nie aus den Augen und flechtet immer wieder Episoden Zeiten- (und Alben-) übergreifend ein, was die Steenfort-Chronik noch weiter ineinander verwebt. So gibt Adrien dem kriegsversehrtem Hauptmann Stroem eine neue Chance, die Texels tauchen von ganz weit aus der Vergangenheit wieder auf, um Rache zu nehmen und am Ende beginnt Frank vor ganz vorne, indem er mit „Black Beer“ eine neue Brauerei aufbaut (auch das visionär von van Hamme – heute würde man Craft-Beer dazu sagen) und für das Bier – back to the roots – ein hundert Jahre altes Rezept nimmt, das von seinen Vorfahren stammt. Inszeniert ist das Familien-Epos von Francis Valles in einem realistisch bedächtigen, besten franko-belgischen Stil. Fazit: auch nach dem x-ten lesen noch immer fesselnd und faszinierend, wie intelligent. Klassisch! (bw)
Hopfen und Malz Gesamtausgabe, Band 3
Text: Jean van Hamme
Bilder: Francis Valles
168 Seiten in Farbe, Hardcover
Verlag Sackmann und Hörndl
39 Euro
ISBN: 978-3-89474-295-9