H.ell, Band 2 (Splitter)

Oktober 10, 2017

From Hero to Zero, dieses Schicksal hat Harmond Ellmander erfahren, einst gefeierter Ritter, der es sich mit seinem Herren und König verscherzt hat und seitdem als Quästor auf Verbrecherjagd gehen muss. Was er unter dem passenden Pseudonym H.ell denn auch erfolgreich tut, indem er einem Ungeheuer den Garaus macht, das unter leichten Damen und anderen Mitgliedern der Gesellschaft wüste Morde verübt hat. Aber der Ärger nimmt kein Ende – eine neue Droge treibt in den Hafenspelunken ihr Unwesen, die ihre Anhänger in Hochstimmung versetzt und gerne auch mal umbringt. Als der Orden der Wachleute dem einen Riegel vorschieben will, stellt sich heraus, dass die Morde ungestört weitergehen. Weiterhin scheinen Gestaltwandler wie die schöne Navade in die Sache verwickelt, die es Harmond zutiefst angetan hat.

Harmond findet heraus, dass die leuchtend blaue Droge nicht nur zu Halluzinationen und Euphorie führt, sondern die Gestaltwandlung ermöglicht – und dass ihm in Navade niemand anders als die Hexe gegenübertritt, die er in seinem früheren Leben einst verschonte und dafür mit Bausch und Bogen sprichwörtlich vom Hof gejagt wurde. Und auch privat gibt es mehr Unbill: der rabiate Allaman macht Harmonds Frau Erline weiter rabiate Avancen und führt dabei finstere Absichten im Schilde. Harmond versucht, über eine Dienerin seine Tochter zu kontaktieren, was der Dame überhaupt nicht bekommt – und so steht der Quästor nicht nur dem endgültigen Verlust seiner Familie gegenüber, sondern auch der Bedrohung durch eine Armada von Gestaltwandlern, die sich selbst als Jäger bezeichnen, die im Reiche der Menschen wildern…

In Teil 2 dieser symbolisch betitelten Fahrt durch Fegefeuer und Hölle dreht Stephen Desberg den Action-Pegel deutlich nach oben: atemlose Verfolgungsjagden, Hofintrigen und satte Erotik stehen da nebeneinander, durchzogen von Flashbacks, aus denen wir den wahren Hintergrund von Hermans Verbannung erfahren. Ein bisschen CSI hier, ein wenig Ermittlung da, und Monster allenthalben. Die Handlungsfäden laufen dabei permanent parallel, teilweise werden auf einer Seite zwei verschiedene Segmente präsentiert, und die Erinnerungsfetzen taumeln durch die Seiten wie in einem Bewusstseinsstrom. Das ist teilweise etwas herausfordernd zu verfolgen, aber immer wieder gelingt es Desberg, die Bögen zusammenlaufen zu lassen, ohne den Leser endgültig zu verlieren.

Wirklich neue Impulse gibt es in dieser Fortsetzung nicht, offenkundig existiert eine uralte Rasse von Wesen, denen die Menschheit nur als Futter dient, was keine radikale Innovation der Gruselliteratur ist – aber die Idee der bewusstseins- und körperändernden Droge fügt dem einen klugen Kommentar auf moderne Designer-Rauschmittel hinzu. Sehr eindrucksvoll, oft aquarell-artig die Gestaltung durch Bernard Vrancken („I.R.$.“), der gerne in Silhouetten arbeitet und auch die erotischen Szenen ansprechend gestaltet. Hoffen wir, dass es noch einen dritten Band gibt, bislang scheint keiner in Aussicht. (hb)

H.ell, Band 2: Die Nacht, das Reich der Mörder
Text: Stephen Desberg
Bilder: Bernard Vrancken
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-558-9

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