Die Expedition, Band 1 (Panini)

Dezember 27, 2015

Die Expedition, Band 1 (Panini)

Einige Jahrzehnte vor Christi Geburt. Die Römer herrschen über Ägypten. Da wird in Theben am Nil ein kleines Boot angetrieben. An Bord ein Toter, ein Farbiger, mit fremdartigen Tätowierungen, der offenbar einer unbekannten Kultur und einem unbekannten Land entstammt. Einem reichen Land. Denn er trägt etliche Preziosen bei sich: Edelsteine und reich verzierte Waffen. Statthalter Caius Bracca riecht sofort Reichtum, das große Geld. Freilich für sich, nicht für Rom. So beauftragt er den Zenturio Marcus Livius, der in seiner Schuld steht, mit einer inoffiziellen Mission: mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe aus wagemutigen Gaunern und Ex-Söldnern, die nichts mehr zu verlieren haben und die die Gier nach Reichtum ebenfalls lockt, soll sich Marcus aufmachen und das mysteriöse Reich suchen, aus dem der unbekannte Tote stammt. Doch die Expedition ins Unbekannte scheint von Anfang an unter keinem guten Stern zu stehen. Schon bald nach Aufbruch gen Süden fordert die Reise erste Verluste unter Marcus‘ Männern. Dazu kommen Spannungen innerhalb der Truppe. Bis ein unverhofftes Ereignis der Expedition eine Wendung zu geben scheint…

Eingebettet in das Expeditions-Geschehen ist eine Rahmenhandlung, die zehn Jahre später spielt. Ein von unbekannten Strapazen gezeichneter und verwahrloster Marcus Livius kehrt nach Theben zurück. Da er zwar den Ring des inzwischen verstorbenen Caius Braccas bei sich hat, ihm aber keinen Glauben geschenkt wird, erzählt er rückblickend seine Geschichte. Die Geschichte der Expedition. Autor Richard Marazano (Absolute Zero, Pelikan Protokoll, Eco Warriors, Der Schimpansenkomplex, alles bei Splitter erschienen) greift in seinem Serienauftakt zwei beliebte Motive aus der Geschichte auf: den Aufbruch ins Unbekannte und die Gier nach Reichtum. Beides trieb die Menschen schon immer an, in jedem Zeitalter ungeheure Leistungen zu vollbringen. Im Positiven wie im Negativen. Die epische Quest bildet dann die Grundlage für zahlreiche Episoden, die das finale Ziel gefährden oder schwieriger machen. Ein gemeinsames Ziel, das alle eint, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Zusätzlich wird die Story durch die Rahmenhandlung befeuert, durch die man weiß, dass Marcus Livius die Expedition (als Einziger?) irgendwie überlebt hat.

Weitere Comics mit ähnlichem Motiv und Parallelen in der Handlung sind der bei Reprodukt erschienene Dreiteiler ‚Für das Imperium‘, der stark beginnt und dann ebenso stark nachlässt, sowie ‚Auf der Suche nach dem Einhorn‘ als All-in-One Ausgabe bei Ehapa. Der Argentinier Marcelo Frusin (Hellblazer, Loveless) verwendet bei seinen Zeichnungen viel kräftiges Schwarz. Finster ist es oft. Und finster blicken zumeist auch Marcus Livius und seine Gesellen drein. Was im Aussehen an die Conan-Darstellungen von John Buscema oder an die Werke Richard Corbens erinnert. Letzterer kommt auch angesichts der Farbgebung in den Sinn, die fließend abgestuft ist und den Panels dadurch eine zusätzliche Tiefe verleiht. Obwohl es etwas dauert, bis die Geschichte in Fahrt kommt, ist der Anfang gemacht. Man ist angefixt und neugierig, wie die Geschichte weiter geht und wie das Schicksal Marcus Livius mitgespielt hat. Band 2, der bei Dargaud in Frankreich bereits erschienen ist, wird es zeigen. (bw)

Die Expedition, Band 1: Der Löwe Nubiens
Text: Richard Marazano
Bilder: Marcelo Frusin
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
13,99 Euro

ISBN: 978-3-95798-456-2

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