Draussen, in den Weiten des Alls, tut der allseits bekannte Silver Surfer, der ehemalige Herold des Weltenverschlingers Galactus, Gutes. So wird der Zweifelnde Zed, ein Wesen aus einer Stadtwelt namens Impericon, auf ihn aufmerksam. Denn die ist in Gefahr, weil sie von der mächtigen Never Queen bedroht wird. Um der Mission, an der zuvor bereits etliche Probanden gescheitert sind, reichlich Nachdruck zu verleihen, entführt Zed kurzerhand eine junge Frau von der Erde (schönes ironisches Surfer-Zitat: „Es ist immer jemand von der Erde.“). Die heißt Dawn, ist aufgeweckt wie furchtlos, und wird kurzerhand zu den anderen ‚Druckmitteln‘ der erfolglosen Vorgängern des Surfers gesperrt. Natürlich kommt es zum Kampf zwischen dem Surfer und der Never Queen, in dem sich zeigt, dass Zed ein falsches Spiel spielt. Schließlich liegt es an Dawn, die Never Queen und damit die Zukunft von Zeit und Raum zu retten.
Szenenwechsel: Wieder zurück auf der Erde – nach einem kleinen wie witzigen Intermezzo mit den Guardians of the Galaxy (zu deren aktuellem Band 4 in Kürze mehr) – tauchen beide zuerst unwissentlich ein in das Reich der Alpträume. Die Erde schläft. Ausgerechnet Dawn (nomen est omen) ist der letzte wache Mensch auf Erden. Außer dem Hulk und Dr. Strange natürlich. Die alten Defenders-Kollegen des Surfers suchen Dawns Haus auf, wo der Surfer noch zu Gast ist. Bald stellt sich heraus, dass der Herr der Alpträume sein Unwesen treibt, natürlich ebenfalls in Dawns Domizil. Sich in dessen Alptraum befindend, muss Dawn, von der schon wieder so viel abhängt, mit Hilfe von Dr. Strange den Träumer wecken und damit die Erde retten.
Kaum fassbare Traumwelten, kaum fassbare mächtige Wesen, die sich im All rumtreiben. Lange Monologe, viel Text. Man könnte glatt meinen, man befände sich in einem klassischen Lee/Kirby bzw. Lee/Ditko Abenteuer. Wären all die Ironie und der Humor nicht. Und die Pop-Art Zeichnungen von Mike Allred (Madman, iZombie). Also doch was ganz neues, eigenständiges. Trotzdem erinnern die markanten Zeichnungen und die Dynamik wie der Look der Figuren bisweilen verblüffend angenehm an das Werk des großen Jack Kirby. Dazu kommt die kräftig bunte Farbgebung von Allreds Frau Laura, die den Pop-Art Look zu großen Teilen ausmacht.
Marvel beweist hier mal wieder mit einer Serien-Neuauflage viel Mut für Experimente (wie beispielsweise auch bei Hawkeye) und gibt dem Silberstürmer eine neue Gelegenheit, sich in einer eigenen Serie zu bewähren. Dabei werden (schräger) Humor, (Wort-) Witz und Ironie groß geschrieben, was teilweise fast an Klamauk grenzt. Und Einsteiger durchaus vor eine große Hürde stellt: wer die Figur des Silver Surfers jetzt erst mit diesem etwas anderen Serienauftakt kennenlernen möchte, muss Mut, Verständnis und Toleranz mitbringen. Denn die Schwermut des Surfers aus vergangenen Zeiten ist einer bunten Farbenpracht gewichen. Seine düsteren, unheilschwangeren Monologe erfrischendem und entwaffnendem Witz. Sicher, man muss es mögen und Puristen werden sich schwertun. Aber Spaß macht’s alle mal. (bw)
Silver Surfer, Band 1: Ein Brett für zwei
Text: Dan Slott
Bilder: Michael Allred, Laura Allred (Farben)
124 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
16,99 Euro
ISBN: 978-3-95798-341-1