Pünktlich zum deutschen Kinostart (der amerikanische verlief bereits extrem erfolgreich) veröffentlicht Panini den dritten Band der Comicreihe mit den neuen Stars im Marvel Universum. Anders als die beiden Vorgänger ist der Band aufgeteilt. Inhaltlich wie auch zeichnerisch. ‚Schuld’ daran sind verschiedene Stories, ein großes Marvel Event und völlig verschiedene Zeichenstile.
Es beginnt mit der Belagerung der Erde durch Thanos‘ Armee. Was umso dramatischer ist, da die Avengers sich im fernen Weltall befinden und die Erde damit mehr oder weniger schutzlos zurück lassen. Damit ist der Band Teil des aktuellen großen Infinity Events im Marvel Universum. Und gleichzeitig rückt mit Thanos wieder eine Figur in den Mittelpunkt, die es schon lange gibt und die auch im Marvel Cinematic Universe zukünftig eine wichtige Rolle spielen wird, Stichwort Avengers 2. Die Guardians überlegen, wie sie in die Situation eingreifen können. Doch die Entscheidung wird ihnen bald abgenommen, denn ein Hilferuf erreicht sie. Abigail Brand, Leiterin von SWORD (Irdische Initiative zur Aufklärung und Abwehr intergalaktischer Bedrohungen, uff…), ist von Thanos‘ Schergen auf eine Raumstation entführt worden. Getrennt macht man sich auf den Weg und Abigail ist auch schnell gefunden. Doch als die Situation brenzlig wird, taucht glücklicherweise Angela auf (die im letzten Band geschickt vom Spawn- in das Marvel-Universum ‚transferiert‘ wurde, Neil Gaiman sei Dank). Es kommt zu einer wüsten und ausführlichen Klopperei mit den Alien-Invasoren und am Ende wird sogar den Avengers die Rückkehr zur Erde ermöglicht.
Szenenwechsel: Angela und Gamora sind auf dem Planeten der Badoon, die wir in Band eins schon haben verlieren sehen. Dort versuchen sie, den Aufenthaltsort von Thanos zu erfahren. Wir erinnern uns: Gamora ist Thanos’ Tochter, hat sich aber schon lange von ihrem alten Herrn distanziert und will ihm am liebsten den Garaus machen. Nachdem die Badoon mal wieder mächtig aufgemischt werden, erfahren die Guardians nicht nur, wo Thanos ist. Auch Angela (die als ‚Gaststar’ Iron Man ersetzt) findet eine Spur, die mit ihrem Volk zu tun hat. Zwei Kurzgeschichten, die ähnlich wie im ersten Band, einzelnen Mitgliedern der Truppe – dieses mal sind es Rocket Racoon (der in den USA jetzt eine eigene Serie bekam) und Gamora (mit einer filmreifen Action-Sequenz, die fast ohne Worte auskommt) – gewidmet sind, beschließen den Band. Halt – da sind noch die Originalcover, u.a. wieder von Milo Manara (wieder genial) und Greg Horn.
Francavilla, der bereits eine Geschichte im Hawkeye Megaband inszenierte, den wir kürzlich vorstellten, zeichnet ganz anders als die Kollegen Steve McNiven, Sara Pichelli und Olivier Coipel in den beiden Vorgängern. Deren Panels sind hoch detailliert und äußerst realistisch. Francavilla bleibt da abstrakter, skizzenhafter. Das mag im Hawkeye Megaband funktionieren, hier kann man von einem Stilbruch reden. Auch was die Farben betrifft. Die sind weniger bunt. Es dominieren kräftige Rot- und Grüntöne. Das erinnert – mich zumindest – tatsächlich an verschiedenste Science Fiction Comics, Klassiker wie Valerian & Veronique, Gillons Die Schiffbrüchigen der Zeit oder gar an den ollen Raumagent Alpha. Die Zeichnungen mögen nicht jedermanns Sache sein, mir gefällt’s. Das ist Abwechslung, mal was anderes und bringt frischen Wind. Bei der Story von Kevin Maguire, die auf dem Badoon-Planeten spielt, ist dann wieder der Realismus Trumpf und die beiden Kurzgeschichten legen diesbezüglich noch eine Schippe drauf.
Ansonsten ist neben ausgiebiger Action wieder Humor trumpf. Die Dialoge sind knapp, pointiert und voller Situationskomik. Das mag auf Kosten des Tiefgangs gehen, aber hey – wir haben schon genug bierernste Superhelden, Stichwort Reed Richards und seine Technik-Monologe. Das hier macht richtig Spaß und steigert noch mal die Vorfreude auf den Film. Und auf den nächsten Band. Und der Preisaufschlag von 3 Euro bei gleichem Umfang ist ebenfalls bemerkenswert… (bw)
Guardians of the Galaxy, Band 3: Kampf um die Erde
Text: Brian Michael Bendis
Bilder: Francesco Francavilla, Kevin Maguire, Mike Avon Oeming, Michael Del Mundo
100 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
12,99 Euro
ISBN: 978-3-95798-009-0