Saga Valta, Buch 2 (Splitter)

Oktober 16, 2014

Saga Valta, Buch 2

Nordländische Sagas gehen immer, das war schon bei Kirk Douglas so, und spätestens seit Northlander haben die Isenländer festen Einzug in die Comicwelt gehalten. Kraftvoll servieren uns auch Jean Dufaux und Mohamed Aouamri die Abenteuer von Valgar, der in einem Island in grauer Vergangenheit nicht nur gegen gesellschaftliche Konventionen (das wäre ja noch machbar) streitet, sondern sich auch fraulichen Intrigen gegenübersieht, und gegen letztere sind Männer ja bekanntlich vollkommen machtlos weil viel zu naiv.

Wir erinnern uns: Valgar hatte sich erfrecht, gar nicht standesgemäß die schöne Königstochter Astridr zu seiner Holden zu machen und mit ihr auch einen Sohn, Gunnar, zustande gebracht. Das freute den grimmen Brautvater Thorgerr (mit den hundert Kriegern) aber so gar nicht, der schnurstracks seine Tochter verschleppen ließ und Valgar in den vermeintlich sicheren Tod schickte. Da Valgar aber eine magische Lanze sein eigen nennt und auch unter dem Schutz eines ominösen Fremden im roten Mantel steht, überlebt er die Attacken von allerlei Kroppzeug und schlägt sich zu Skarperdinn durch, dem er im Kampf den Hals rettet und der sich als Dank dafür zusammen mit seinem einflussreichen Vater beim Rat der Zehn Ältesten dafür einsetzen will, dass die Verbindung von Valgar und Astridr doch noch abgesegnet wird. Dumm nur, dass das der Ehefrau Skarperdinns, Hildegirrd mit den kurzen Haaren (wundervolle Namen, das muss man schon sagen!), so gar nicht in den Kram passt, da sie den feschen Valgar viel lieber für sich hätte.

Im vorliegenden Band heckt sie nun mit ihrer dunkelmagischen Schwester Sosja mit dem schwarzen Mantel finstere Pläne aus, um ihre Absichten doch noch durchzusetzen. Skarperdinns Vater Njall der Verbrannte erliegt einstweilen den Reizen von Freya, einer verführerischen jungen Dame, die sich relativ schnell als dämonisches Monsterweib entpuppt, das den König verzaubern und ins Verderben reißen möchte, wovor ihn Valgar allerdings zu bewahren weiß. Da der alte König aber bereits tödlich verletzt ist, harrt Valgar auf die Tötengräberin Berrga, die seine Seele abtransportieren will, die er der alten Vettel aber im Tausch gegen seine Lanze todesmutig entreißt und Njall somit ins Leben zurückholt – wobei ihm wieder kein geringerer als der Fremde im roten Mantel beisteht, der niemands anders als Göttervater Odin himself ist. So schaffen es alle Beteiligen am Ende doch noch zur großen Versammlung im Rat der Zehn Ältesten, wo sich das Schicksal von Valgar und Astridr entscheiden wird – allerdings erst in Band 3.

In einer groß angelegten Entschuldigungsrede legt uns Viel-Autor Dufaux (u.a. Saria, Conquistador, Dixie Road, alle auch bei Splitter) dar, warum es statt der geplanten zwei nun doch drei Bände geworden sind: zu ausladend, zu episch ist die mythische Vorlage dieser Saga um Standesdünkel, Ränkespiele, Götterzorn und Ehrgeiz (so viel dazu, dass die alten Sagen nicht aktuell seien…), Valgar habe nachgerade danach verlangt, seine Erzählung weiter ausbreiten zu können und von Herrn Aouamri (Die Füchsin, vier Bände bei Carlsen und Finix) in stimmigen, atmosphärischen Zeichnungen inszenieren zu lassen: „Ich entwerfe meine Pläne und glaube, meine Erzählung zu beherrschen, und Letztere öffnet sich und schwillt an, ohne mich gefragt zu haben.“ Das ist auch gar nicht weiter schlimm, denn Saga Valta liefert fürstliches Lesevergnügen: geboten ist eine furiose Mischung aus Historie (Stammeswesen, Feudalherrschaft), Fantasy (Magie, Fabelwesen, die Götter wandeln auf Erden) und Action, bei der sich vor allem Valgar als strahlender Kriegsheld hervortut, der allerdings auch nicht vor den Waffen der Frauen gefeit ist und sich von Hildegirrd recht einfach zu einem Schäferstündchen überreden lässt. So entsteht ein optisch beeindruckendes und keineswegs eindimensionales Bild eines menschlichen, allzumenschlichen Helden, dem wir auch im letzten Band gerne auf seinem Weg folgen werden. Entschuldigung angenommen, Herr Dufaux. (hb)

Saga Valta, Buch 2
Text: Jean Dufaux
Bilder: Mohamed Aouamri
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-86869-556-4

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