No Man Manila (Dantes Verlag) | Comicleser

No Man Manila (Dantes Verlag)

November 11, 2025
No Man Manila (Dantes Verlag) von Randy Valiente

Manila, Millionenmetropole und Hauptstadt der Philippinen. Dort, wo im Alltag das Leben pulsiert, ist jetzt… nichts. Nur Stille und Leere. Grund: der Nordkoreanische Diktator (nicht der Dicke, den wir kennen, sondern ein fiktiver) hat auf die Pazifikinsel Guam, die zu den USA gehört, eine Atombombe werfen lassen und droht jetzt Manila mit dem gleichen Schicksal, weshalb die komplette Stadt in einer Blitzaktion evakuiert wurde.

Arman, der seit 27 Jahren hier lebt, ist aber geblieben. Warum weiß er selbst nicht genau. Er schlendert ziellos durch die menschenleeren Straßen, vorbei an Manilas Sehenswürdigkeiten und grübelt. In der Leere der Stadt entdeckt er Details, die ihm vorher nie auffielen. Dann, nach einem „Henkersbesäufnis“ angesichts des drohenden Endes, merkt er, dass er doch nicht alleine ist…

Mit „No Man Manila“ erscheint beim Dantes Verlag ein weiterer Titel aus den Philippinen, und damit aus einem reichhaltigen und vielfältigen Comic-Markt, der durch die Frankfurter Buchmesse – die Philippinen waren das diesjährige Gastland – auch bei uns breiter bekannt wurde. Nicht nur durch die jüngsten Veröffentlichungen bei Dantes, auch durch die zahlreichen in Frankfurt anwesenden Zeichner und ihre Signierstunden.

Randy Valiente, Autor und Zeichner dieses Bandes, war einer davon. In seiner Graphic Novel, deren Urfassung auf der ComicCon Asia prämiert wurde, ist die Rahmenhandlung mit der Atombombendrohung, so monströs sie auch klingen mag, nur Nebensache. Schnell merkt man, dass sich die Handlung voll und ganz auf Arman, den „Spazierenden Mann“, konzentriert, der vermeintlich als einziger in der menschenleeren Stadt verblieben ist.

Arman fungiert als Ich-Erzähler, der uns seine Gedanken und Überlegungen preisgibt. Zum einen kommentiert er diverse Bauwerke und Sehenswürdigkeiten, berichtet über deren Geschichte, wie bei einem Stadtrundgang. Zum anderen reflektiert er über sein Leben, v.a. über eine gescheiterte Beziehung, an deren Ende er selbst schuld war. Und vielleicht hat der Gang durch die verlassene Stadt für ihn etwas Reinigendes, gepaart mit einer Art Selbstfindung und Erkenntnisgewinn.

Valiente erzählt seine Geschichte in einem ruhigen Rhythmus, und das angesichts einer eventuellen, nahenden, umfassenden Katastrophe. Seine Zeichnungen belässt er fast in Schwarz-Weiß, lediglich Blau benutzt er als Farbe. In den Panels sorgt er zusätzlich für Kontraste, indem er Bleistiftstriche belässt und nur Teile davon mit Tusche nachzeichnet. Diverse markante Gebäude stellt er dabei skizzenhaft dar. Immer wieder geht er großzügig mit den seinen Panels um und verzichtet auf Ränder, zeigt damit quasi Mut zur (weißen) Lücke.

Im Anhang – diesmal ganz in Farbe – werden die im Band vorkommenden Orte und Gebäude näher erläutert und von diversen philippinischen Zeichnern dargestellt. In einem Nachwort berichtet Randy Valiente selbst u.a. über die Entstehung seiner Geschichte, inkl. einiger Seiten der ursprünglichen Fassung. Und was wäre ein Dantes Band ohne die ausführlichen wie informativen Anmerkungen (diesmal auf acht Seiten) des Übersetzers Jens R. Nielsen? Ein leiser Comic, trotz der spektakulären Prämisse. (bw)

No Man Manila
Text & Bilder: Randy Valiente
104 Seiten in Farbe, Softcover
Dantes Verlag
18 Euro

ISBN: 978-3-68902-021-7

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