Nach den Ereignissen auf dem mörderischen „Jahrmarkt“ gilt die Akademie nun als „gefallene Familie“, deren Mitglieder heimatlos, dezimiert und auseinander gerissen sind. Wir erinnern uns: Alabama und Lafayette werden als Strafe wegen Mordes an einem „Fremden“ bei den Wärtern eingesperrt. Oberon wurde schwer verletzt, kann aber entkommen und ist nun im Wald auf sich alleine gestellt. Und Prufrock und Mallory gelang mit einem Jahrmarkts-Truck eine spektakuläre Flucht, bei der sie auf eine neue Spur gestoßen sind, die vielleicht den Verbleib der verschwundenen Sid klärt, nach der die Akademie eigentlich sucht.
Der zweite Band, übrigens nicht ganz so umfangreich wie der Erstling, setzt nun abwechselnd den Fokus auf einige dieser versprengten Akademie-Akteure und beginnt dabei mit der schwangeren Sid. Wir erfahren endlich, wie es ihr auf der Suche nach der „Stadt“ erging und welche Begegnungen mit anderen Familien sie auf ihrem Weg machte, darunter bereits alte Bekannte wie der Markt (dort, wo alle David heißen). Dann verfolgen wir den verletzten Oberon, der im Wald Bekanntschaft mit einer weiteren seltsamen Familie (seltsam sind sie irgendwie alle) macht, den „Wilden“, deren Mitglieder nicht oder kaum reden und die Tiermasken tragen. Hart trifft es dann Alabama und Lafayette, die eingesperrt in einer Zelle versuchen, ihren Mut nicht zu verlieren.
Autor Matthew Rosenberg arbeitet hier mit Rückblenden und Zeitsprüngen. Dabei betrachten wir auch Vorkommnisse aus dem letzten Band aus einem anderen Blickwinkel, was diese erklärt – etwa wie es dazu kam, dass Sid auf den Videos zu sehen war. Auch treffen Figuren in verschiedenen Zeitabschnitten auf die gleiche Familie, was Story technisch clever konstruiert ist und Lücken in der Handlung schließt. Wunderbar erzählt ist dann auch die den Band abschließende Episode mit Alabama und Lafayette, die motiviert und ungebrochen jede Chance auf Flucht nutzen wollen, dabei wiederholt scheitern und immer wieder in der kargen Zelle landen, wobei die zunehmende Tristesse und Monotonie visualisiert wird, indem Zeichner Tyler Boss die Zelle aus dem stets gleichen Blickwinkel zeigt.
Neben den unterschiedlichen Akademie-Charakteren sind die Familien die Stars der Reihe. Jede hat ihre eigenen Regeln und damit so etwas wie ihre eigene Kultur, die sich Außenstehenden (sprich uns Leserinnen und Lesern) nicht unbedingt erschließt. So sind deren Benehmen, Auftreten und Motive kryptisch, mindestens aber skurril und dabei oft bedrohlich, unheimlich. Oder unheimlich faszinierend. Und dann gibt es ja auch noch die „Fremden“, die die Familien offenbar mit Nahrung versorgen. Auch über diese seltsamen Kreaturen erfahren wir mehr. Der Band erscheint wieder in einer Hardcover und Softcover Variante, beide Editionen sind auf je 333 Exemplare limitiert. Band 3 ist bereits in Vorbereitung. Wir sind massiv gespannt, wie es hier weitergeht. (bw)
What’s the furthest place from here, Band 2
Text & Story: Matthew Rosenberg
Bilder: Tyler Boss
152 Seiten in Farbe
Skinless Crow
24,50 Euro (Softcover)
34,50 Euro (Hardcover)
ISBN: 978-3-03963-054-7 (Softcover)
ISBN: 978-3-03963-055-4 (Hardcover)