Black Canary, Band 2 (Panini)

Februar 22, 2017

Zugabe! Das ist auf der Bühne ja durchaus wünschenswert, aber diese Form des Nachschlags hätte sich Dinah Lance wohl kaum vorgestellt. Da schafft sie es doch glatt, ihre mysteriös begabte Gitarristin Dito nebst gesamter Kombo aus den Klauen von Außerirdischen zu retten – aber selbst fällt sie dabei in die Hände eines rabiaten Ninja-Kultes, der sie mitsamt der Mitstreiterin Mari, die als Vixen (legendär die Female Metal Band aus den 80ern, legendär die damit zusammenhängenden Wortspiele, aber das lassen wir lieber) Tierkräfte annehmen kann, nach Berlin verschleppt. Die Damen finden sich dort in einer Zelle wieder, aus der sie die Ninja-Anführerin Greyeyes immer wieder in eine Kampfarena zerrt, wo Dinah ihre einzigartige Fähigkeit demonstrieren soll: die berühmte „Fünf Himmels Hand“, den ultimativen Kung Fu-Schlag, den sie von ihrer verschwundenen Mutter erlernt hat.

Aber Dinah zeigt sich durchaus spröde, auch wenn die weiß gekleidete Kämpferin, die sie entführt hat, sich als ihre angebliche Tante Rena outet – wer weiß, ob das alles stimmt, immerhin. So macht sich Dinah lieber mit Vixen auf und davon und zurück in Richtung Gotham, während ihre Bandkollegen von Black Canary ihrerseits nach Berlin aufbrechen, um sie zu finden. In Gotham schließt Dinah Frieden mit ihrer ehemaligen Kampfgefährtin Batgirl, deren Formation Birds Of Prey sie ja eigentlich im Streit verlassen hatte, und macht sich gemeinsam mit Babs Gordon auf die Suche nach ihrer Mutter. Dank eines Fotos, das offenbar in einem Musikstudio aufgenommen wurde, kommen Dinah und Barbara auf die Fährte des geheimnisvollen Elektro-Dance-Musikers (immer suspekt!!) Izak Orato, in dessen Videos Mama Drake wiederholt auftrat. Offenbar überwachte Dinahs Vater diesen finsteren Gesellen, während ihre Mutter als Maulwurf und Spion fungierte, wofür der liebe Papa dann mit dem Leben bezahlte. Die Spur führt somit wieder zurück nach Berlin, wohin Dinahs Mutter flüchtete und wo auch der Rest der Black Canary-Band weilt. Dort kommt es dann am Ufer des Müggelsees im Nachtclub von Meister Orato zum dämonisch-feurigen Showdown…

Musiker, Videospielautor und Comicschreiberling Brenden Fletcher (u.a. Batgirl – Die neuen Abenteuer, Gotham Academy, Convergence) bleibt seinem Reboot des Blitzschwalbe-Franchise in Stil und Inhalt weiter treu: wie ein Punk-Song ist der Erzählduktus, schnell, kompromisslos, teilweise erratisch und anarchisch. Da werden die im ersten Band der Serie aufgebauten Handlungsstränge (die Attacke der außerirdischen Mächte, die Konkurrenz der Sängerinnen Dinah und Bo Maeve, die vermutlich künstliche Herkunft des Schwalbenschreis, die Rolle der Suicide Squad/ARGUS-Chefin Amanda Waller im Hintergrund) mehr oder weniger gekappt und machen einer wilden Fahrt durchs Reich der Ninjas und Dämonen Platz – während Dinah verzweifelt nach ihren familiären Wurzeln sucht. Ihr Zwist mit Batgirl scheint so tiefschürfend dann doch nicht gewesen zu sein: ohne viel Federlesens stürzen sich die beiden Damen wieder gemeinsam in den Kampf.

Unterhaltsam ist das allemal, im typischen Stil des neuen DC-Universums von Sandy Jarrell und Annie Wu eher alternativ-poppig gezeichnet, mit einer eingeschobenen Rückschau in die frühen Tage der Band (eine durchaus amüsante Story aus der Feder von Matthew Rosenberg, in der sich Black Canary für einen Privatgig bei einer Geburtstagsfeier in Gotham engagieren lassen, nur um festzustellen, dass hier niemand anders als die Mafia-Familie Falcone, Erzfeind eines gewissen Spitzohrs, zum Kriminaltango geladen hat) und einigen fröhlichen Referenzen auf die real existierende Hüpfburg-Musik-Szene (die „Fünf Himmels Hand“ erinnert wohl nicht umsonst an die Kommerz-Rabauken von Five Finger Death Punch). Ein durchaus flottes, kurzweiliges, knallbuntes Girl Power-Abenteuer, das von der traditionellen Blitzschwalbe, die Oliver Queen gerne „Täubchen“ nannte, allerdings so weit weg ist wie die Toten Hosen von ihrer Punk-Herkunft. Der vorliegende Band bringt die US-Ausgaben Black Canary 8-12 von 2016, mit denen diese Inkarnation der Figur dann auch wieder ihren Abschluss fand – im Mega-Super-Event „DC Rebirth“ muss sie ja schließlich umgemodelt zurückkehren und wieder an der Seite von Green Arrow und den Birds Of Prey mitmischen. (hb)

Black Canary, Band 2: Punkrock, Ninjas und Dämonen
Text: Brenden Fletcher, Matthew Rosenberg
Bilder: Sandy Jarrell, Moritat, Annie Wu
116 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
16,99 Euro

ISBN: 978-3-7416-0071-5

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