
Schwere Zeiten für die unheimlichen X-Leute: nachdem ihre Zuflucht, die lebende Insel Krakoa, von der militanten Organisation Orchis zerstört wurde, sind die Mutanten in alle Winde verstreut. In Alaska sammelt Scott Summers eine kleiner Schar, bestehend aus Beast, Psylocke, Magik, Juggernaut, Temper und Kid Omega – auf einer entlegenen Station möchte man sich sammeln und Mutanten eine neue Heimstatt geben. Die Ruhe währt nicht lange, Cerebro macht sechs neue Mutanten aus, was eigentlich gar nicht möglich sein sollte – und die haben zu allem Überfluss noch Wolverine entführt. Ihren Adamantium-Freund können die X-Men aus den Klauen von Orchis befreien, aber der zwielichtige Weggefährte Magneto droht allen Angreifern, man solle seine „Kinder des Atoms“ durchaus fürchten.
Als diverses Alien-Kroppzeug scheinbar über Los Angeles herfällt, entdeckt man erneut Spuren des X-Gens im verwirrten Ben, aus dessen panikhaftem Geist die Invasoren wohl entsprungen sind: Orchis nahm am hilflosen Neu-Mutanten offenbar Experimente vor, die ihm wie eine Alien-Entführung anmuteten. Zurück in Alaska sucht Agent Lundqvist Scott auf und eröffnet dem Anführer der X-Men, dass mittels geschickter Social Media-Manipulation durch Orchis das X-Gen mittlerweile als ansteckende Krankheit gilt. Um zu verhindern, dass die X-Men neue Mutanten finden, startet Lundqvist einen Angriff auf Cerebro, der mit vereinten Kräften ebenso zurückgeworfen wird wie die Attacke der Upstarts um den Medien-Junkie Trevor Fitzroy…
Der x-te Neuanfang für die Uncanny X-Men: unter Führung des offenbar ewig jungen Cyclops (dessen Mutation wohl auch in völliger Alterslosigkeit besteht) tummeln sich mehr oder weniger bekannte Gesichter. Neben dem alten Feind und mittlerweile – natürlich nicht ganz vertrauenswürdigen – Gefährten Magneto sind Beast und Wolverine eher bekannte Gesichter, ergänzt um den immer noch unaufhaltsamen Juggernaut, die von bunten Charakteren wie Psylocke (PSI-Kräfte are us), Magik (dunkle Zauberei inklusive) und Temper (Herrin der Temperatur und des Temperaments) umrahmt werden.

Die Grundaussage der gesamten X-Men-Saga – von Stan Lee in den 60ern bekannterweise als Allegorie auf die Bürgerrechtsbewegung ersonnen – steht unverändert auf den Ressentiments gegen alles andersartige, dem ein Plädoyer für Toleranz gegenübersteht (was die Sache in den USA wieder aktueller denn je macht). Wie in den besten X-Men-Stories liegt neben dem Schlachtengetümmel und den internen Rangeleien der Fokus aber auch bei dieser neuen Serie aus der Feder von Jed MacKay auf dem Zwischenmenschlichen und der Suche nach Identität: „Es hat auch schöne und faszinierende Seiten, herauszufinden, wer man ist. Es ist nicht alles bloß schrecklich. Allerdings verändert sich die Welt dadurch auf Dauer. Nichts ist mehr so wie vorher.“
Dass die ganze Mutanten-Chose damit auch ein Gleichnis auf das Erwachsenwerden in einer bizarr empfundenen Welt liefert, das nehmen wir damit einmal mehr gerne zur Kenntnis. Und mit der PSI-Rettung ist auch noch eine Hommage an den Mind Melt im Spiel, mit Hilfe dessen sich ein gewisser Vulkanier auf dem Raumschiff Enterprise in fremde Köpfe zu stehlen pflegte. Inszeniert wird der inhaltlich teilweise nicht immer ganz einfach zu verfolgende Reigen von Ryan Stegman im knalligen Helden-Duktus, mit dynamischen Panels und gerne auch großflächiger Action. Der vorliegende Band (limitiertes Variant-Cover siehe links) enthält die ersten sieben Hefte der neuen X-Men Reihe, die im September 2024 an den Start ging. Band 2 liegt für August schon bereit. (hb)
X-Men, Band 1
Text & Story: Jed Mackay
Bilder: Ryan Stegman, Netho Diaz
168 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
22 Euro
ISBN: 978-3-7416-4112-1